Prolog

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Lichtfell PoV


"Es geht los!", wurde Lichtfell aus dem Schlaf gerissen, weshalb sie für einen Moment verwirrt war, dann rappelte sie sich auf.

Ihr gerundeter Bauch machte es schwer, sich aus dem Bau zu zwängen, doch dann folgte sie der anderen Kätzin nach draußen und schlich sich durch den Lagereingang. Es war überraschend einfach über die Plattformen nach unten zu klettern, doch vor dem Aufstieg graute der jungen Kätzin bereits. Nachdem die Ratten besiegt waren, hatte Leuchtstern beschlossen, das neue Lager in den Baumkronen zu bauen, da es besser zu schützen sei und die anderen Katzen hatten mit lautem Jaulen seinem Vorschlag angenommen.

Himbeerschweif stoppte und auch Farnfuss war schon dort. Der Bruder ihres Gefährten hatte sich in den letzten Tagen viel im Heilerbau aufgehalten, um möglichst viel in Erfahrung zu bringen, was ihnen helfen konnten, doch keiner von ihnen konnte sich in diesem Moment entspannen. Natürlich nicht. Ein Fehler und es würde schwere folgen haben.

"Seid ihr so weit?", Schimmerherz Stimme war gepresst wegen dem Schmerz, weshalb Lichtfell sofort bei ihr war und ihr liebevoll über die Ohren leckte.

Die Kätzin bedankte sich mit einem schwachen Schnurren, dann gaben ihre Beine nach. Die beiden Krieger an ihrer Seite fingen sie auf und legten sie sanft ab, dann schob Farnfuss ihr einen dicken Stock zu.

"Hier!", miaute er, "Beiß da drauf!"

Sie gehorchte wortlos und vergrub ihre Zähne in dem Holz. Ein leises Stöhnen kam von Lichtfell, die bereits wusste, dass es ihr in wenigen Wochen genauso ergehen würde und sie war froh, dass Ziegeljunges, Glockenjunges und Rosenjunges endlich zu Schülern ernannt worden waren. Die drei waren schon fast 6 Monde alt gewesen, als sie zu ihnen stießen und hatten die ganze Zeit herumgetollt. Zum Glück hatten die Krieger irgendwann die Idee, ihnen kleine Aufgaben beim Lagerbau zu geben, doch selbst damit waren sie abends noch nicht müde und rollten über einander.

Einmal wären sie beinahe über Klarjunges gerollt, worauf Schneefell sie wütend anfauchte und von da an waren sie vorsichtiger gewesen. Erst nachdem Leuchtstern sie zu Schülern ernannte wurde es wieder etwas ruhiger in der Kinderstube.

Himbeerschweif fauchte leise und holte Lichtfell damit wieder in die Gegenwart. Eilig rutschte sie an ihre Freundin heran, die von Farnfuss mit Kräutern versorgt wurde. Mit einem lauten Stöhnen lag sie dort, dann konnte Lichtfell den Kopf des ersten Jungen sehen und sobald es ganz draußen war, begann sie es zu lecken, bis es trocken war, dann fing es an winselnd nach der Zitze seiner Mutter zu suchen.

Mit einem weiteren Stöhnen kündigte Schimmerherz das nächste Junge an und diesmal war es Himbeerschweif, der sich das Baby vornahm. Liebevoll leckte er das Kätzchen ab, dann schob er es zu seiner Mutter hinüber und schnurrte stolz. Während die Beiden ein Junges nach dem anderen leckten und darauf achteten, dass jedes von ihnen atmete, kümmerte sich Farnfuss um Schimmerherz's Gesundheit.

"Eins noch!", meinte Farnfuss leise und betastete ihren Bauch.

"Nimm deine Pfoten da weg!", fauchte die schwarze Katze zur Antwort, "Das tut auch so schon weh!"

Lichtfell wusste, dass er gekränkt gewesen wäre, wenn ihnen nicht allen klar gewesen wäre, dass er nur die Schmerzen waren, die Schimmerherz dazu brachten, solche Sachen zu sagen. Gerade fragte sich Lichtfell, ob sie wohl auch so etwas zu Himbeerschweif sagen würde, als das letzte von Schimmerherz Jungen auf die Welt kam und sie es eilig leckte. Anders als seine Geschwister fing dieses nicht an zu Wimmern, sondern blieb ganz still und obwohl sich Lichtfell damit mühte, hörte sein auch so schon schwacher Atm auf und dann stoppte auch sein kleiner Herzschlag.

"Es... ist tot!", flüsterte Lichtfell und warf ihrer Freundin einen besorgten Blick zu, doch diese war zu erschöpft, um zu trauern.

"Kommt nicht oft vor, dass eine Kätzin fünf Junge bekommt!", murmelte Farnfuss in einem halbherzigen Versuch es nicht so schlimm aussehen zu lassen, "Die anderen haben nur ein bis drei bekommen!"

"Die sind auch alle schon älter!", brummte Himbeerschweif ohne seinen Bruder anzusehen, "Da kriegen sie nicht mehr so viele!"

"Es soll Sternenjunges heißen, dass der Sternenclan über es wachte und ihr den Weg weise!", flüsterte Schimmerherz und leckte dem toten Jungen über den kleinen Kopf.

Farnfuss versorgte ihre Blutung mit einigen Kräutern, dann gab er ihr noch etwas gegen die Schmerzen, worauf sie schließlich die Kraft fand, sich aufzurichten.

"Dieses hier soll Flussjunges heißen!", flüsterte sie und leckte dem einzigen blauen Jungen sanft über den Rücken, "Ich habe Ahornbart versprochen, dass sie eines von Blauschweif's Jungen aufziehen darf!"

Keiner von ihnen empfand es als richtig, ein Junges einem anderen Clan zu überlassen, doch keiner widersprach. Sie wussten alle, dass diese Junge nicht allein dem Baumclan gehörten.

"Der schwarze hier soll Nachtjunges heißen! Könnt ihr es meinem Bruder im Dunkelclan bringen?", wollte sie mit einem fragenden Blick wissen.

"Natürlich!", murmelte Himbeerschweif und nickte leicht.

"Sie wird Donnerjunges heißen und er Blattjunges!", die junge Kätzin war schwarz mit einem blauen Schimmer im Fell und ihr Bruder schwarz-blau gestreift.

Sehnsüchtig blickte Schimmerherz auf die beiden hinunter, worauf Lichtfell ihr liebevoll zwischen den Ohren leckte.

"Bleib doch!", bat sie leise, doch die Kätzin schüttelte den Kopf.

"Ich kann nicht!", erwiderte sie schweren Herzens, dann hob sie Flussjunges auf und wollte sich auf den Weg zum Wasserclan.

"Hier!", hielt Farnfuss sie auf und schob ihr mit einer Pfote eine kleine Tasche aus Blättern hinüber, "Da drin sind Kräuter für deine Blutung und Mohnsamen, falls du schlafen willst!"Die Kätzin schnurrte dankbar, als sie es vorsichtig aufhob, was gar nicht so einfach war mit dem Jungen im Maul.

"Wir werden Sternenjunges begraben!", kündete Himbeerschweif an.

"Und ich halte später noch Totenwache!", nuschelte Schimmerherz, "Ich danke euch allen! Ich bin froh, dass wir Freunde seien konnten!"

"Wir sind immer noch Freunde!", platzte es aus Lichtfell heraus, "Und vielleicht kannst du ja wieder kommen! Uns besuchen oder so..."

"Vielleicht!", flüsterte die schwarze Kätzin, dann legte sie ihren Kopf gegen den ihrer Freundin, "Aber mach dir nicht zu große Hoffnung!"

Damit drehte sie sich um und tappte davon, ihr Junges seiner Tante zu übergeben. Himbeerschweif grub eilig ein tiefes Loch und legte vorsichtig Sternenjunges hinein, dann scharrte er es zu und für einen Moment schwiegen sie.

"Ich bringe Nachtjunges zum Dunkelclan!", verkündete Lichtfell's Gefährte und hob das Junge auf, "Ihr schafft das hier, oder?"

"Natürlich!", miaute Farnfuss, wobei sein Schwanz verärgert hin und her peitschte, "Pass du lieber auf dich auf, dass dich keiner da drüben zerfetzt!"

"Mach ich!", er lächelte matt, dann sprang er davon.

Lichtfell hob Blattjunges auf, während Farnfuss Donnerjunges aufnahm, dann sprangen sie wieder nach oben in die Bäume und schlichen sich in das Nest, wo sie sich im Schatten vor einer Wache duckten. Es war Schnellstreif, an dem sie sich vorbei schlichen, sobald er ihnen den Rücken zu kehrte. Geduckt huschten sie hinüber zur Kinderstube, wobei sie besonders leise sein mussten, um die anderen Königinnen und ihre Jungen nicht zu wecken, dann rollte Lichtfell sich um die beiden Jungen herum zusammen und schnurrte leise.

Ach Farnfuss schnurrte kurz. Stolz auf das, was er geschafft hatte, dann schlüpfte er wieder hinaus und schlich sich hinüber zum Kriegerbau, wo auch er sich zusammenrollte.

TatzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt