Wir ertrinken.

3 1 0
                                    

Das Leben ändert sich ständig. Um mich herum verschwinden alte Gesichter und neue kommen wieder auf mich zu. Wo bleibt eigentlich der Unterschied, wenn ich die Gesichter nicht voneinander unterscheiden kann? Sie alle lächeln, aber nein, kein echtes Lächeln. Es ist so unendlich kalt. Daraufhin gehe ich selber weiter und blicke weder nach hinten, weder rechts oder links, noch vor mir. Der Boden erhält meine gesamte Aufmerksamkeit, woran mein Nacken anscheinend nachgibt. Der Schmerz ist nicht mehr wahrzunehmen, also ist es auch nicht weiterhin ein Problem, richtig?

Schritt für Schritt nähere ich mich dem Ozean, dem fernen Horizont. Mein einzig wahres Ziel; die Ferne. Oder nähert sich dieser mächtige Bestandteil unserer Erde mir? Will mich das weite Meer von diesen Leiden erlösen, mich sogar heilen? Mein Körper friert, meine Hände zittern, so wie sie es damals taten, als ich sprechen konnte. Als ich alles verlor, das mir noch am Herzen lag, so wie du und meine Geschichten, die mir halfen mich von der Erdoberfläche zu befreien und in einem Raum zu schweben, den ich meine innere Ruhe nenne, da verlor ich mich vollständig.

Das Wasser ist schon so hoch, es hat nur noch nicht mein Kopf verschlungen. Noch ein wenig Zeit bleibt mir, bis ich mich frei fühlen kann. Nur noch meine Nase, meine Augen und meine Haare, dann sehen sie mich nie wieder. Der Ozean will mir etwas Gutes, nur er. Doch dann erkannte ich es wieder.

Deine Silhouette erstreckt sich über dem Wasser, unter dem ich mich befinde und obwohl es mir seit langem nichts ausmachte, ich fühlte meine warmen Tränen unter Wasser. Seit langem keine Wärme, nur mein Kummer brachte sie wieder. Dein Bild ist das einzige, das letzte, was ich zu dem Punkt noch sah. Verschwommen und bläulich, aber dennoch so vertraut. Du folgtest mir und ich wollte es nicht. Das nächste, was ich fühlte, war deine Hand in meiner.

So gingen wir unter. Seite an Seite ließen wir uns vom mächtigen Wasser in die Tiefe ziehen. Die Luftblasen verschwanden nach einer Weile, keine Zeit, wir konnten sie nicht fühlen. Eine nach der anderen, es wurden weniger. Meine Hand hielt deine so fest sie konnte, obwohl uns schon gleich alle Gefühle und Sinne verlassen würden.

Das letzte, was ich sagen wollte war.."Verzeih mir. Ich nahm dich mit ins Grab.", aber es gab kein Grab. Es gab keine Worte. Das einzige was es gab waren du und ich, in mitten des Lebens unter Wasser.

Das war es, unser Ende. Wir ertrinken.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 21, 2020 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Deafened WordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt