Er hatte Narben.
Er hat versucht sie zu verstecken. Vielleicht vor sich selbst aber wahrscheinlich nur vor mir. Ich weiß nicht genau.
Aber er hatte viele Narben. An seinen Armen, sie zogen sich länglich hoch bis zu seinen Schultern. Er hatte auch welche auf seinem Rücken, an seinem Bauch. Sie waren überall und jede einzelne von ihnen machte mir jedes Mal Angst.
Mein Herz wurde schwer wenn ich sie sah. Ich sah sie nicht oft, er war eitel. Aber manchmal, ich weiß nicht genau warum er sie mir ausgerechnet dann zeigte, wollte er dass ich sie sah. Er nahm dann meine Hand in seine behandschuhten Hände und ließ meine Finger knapp über seiner Haut schweben.
Er fuhr mit meinen Fingern seine Narben in der Luft nach. Aber ich durfte ihn nie berühren. Das wollte er nicht, er fand das ekelhaft. Bis zum Ende sagte er mir nie, woher sie stammten.
Er wollte wissen, ob ich auch Narben habe. Ich zeigte ihm die an meinem Knie, du weißt schon, die von dem Fahrradsturz den ich als Kind hatte.
Sie war nur ganz winzig, schon ganz verblasst. Aber er verbrachte viel Zeit damit es zu Mustern. Er war immer vorsichtig wenn er mich anfasste. Als hätte er Angst dass ich zerspringe.
Dabei war ich das doch schon.
DU LIEST GERADE
6 Months
Short StoryIch erinnere mich nicht mehr an vieles. Auch die letzten 6 Monate sind nur sehr verschwommen. Die Ärzte wissen nicht genau woran es liegt. - Eine seltsame Erzählung über einen Mann, der sie 6 Monate gefangen hielt. Und trotz all der Worte die sie...