47.

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44 weitere Tage später.

„Hast du auch wirklich alles eingepackt? Nichts vergessen?" fragt mich Rosie ein weiteres Mal. Blickend schaue ich mich in dem kleinen Raum um, alle meine Habseligkeiten scheinen eingepackt zu sein.

„Ich glaube schon und wenn nicht, spätestens in einem Monat komme ich dich wieder besuchen" antworte ich ihr und lächle sie an. Rosie schaut mich lange nur an, bis sie mich in eine Umarmung zieht. Kurze Zeit ist es still, bis sie zu schniefen beginnt.

„Ach Rosie, bitte nicht weinen, du weißt dann muss ich auch weinen" sage ich und beginne bereits ebenfalls zu schniefen. Ich werde die beiden wirklich sehr vermissen. Eine Welle der Traurigkeit überrollt mich, auch wenn ich mich auch wieder freue auf zuhause.

100 lange Tage war ich weg und es hat sich so vieles verändert. Ich fühle mich bereits so viel reifer und meine innere Liv ist zurück. Ich kann wieder einfach ich sein, auch wenn mein ich sich verändert hat.

„Noch zwei Minuten, doch müssen wir beide aufhören zu weinen" teilt mir Rosie mit und drückt mich fest an sich, zumindest so fest wie es eben geht.

Ich kann es nicht fassen, heute Abend bin ich wieder zuhause, bei Jayden. Er weiß auch noch nichts von meiner Rückkehr. Ich hoffe es hat sich daheim nicht zu viel verändert. Ich habe angst, dass Jayden mir diese Auszeit doch übel nimmt, besonders weil ich nun solange weg war.

Tief in mir sitzt die Angst, dass Jayden mich nun nicht mehr braucht. Mit mir abgeschlossen hat, doch die neue und reifere Liv weiß, dass dies Schwachsinn ist. Wir haben uns gefunden fürs Leben und keiner von uns beiden würde den anderen auch nur ansatzweise ersetzen können.

„Die zwei Minuten sind um" schnieft sie und streicht mir meine Tränen weg. Langsam atme ich ein und wieder aus. Ich muss mich beruhigen.

„Ich pack dir noch deine Lunchbox zu Ende ein, während du dich von Elliot verabschieden kannst" sagt Rosie und verschwindet schon in die Küche.

„Es ist kein Abschied" rufe ich ihr nochmal hinterher, bevor ich mir ein Taschentuch nehme und mein Gesicht trockne.

Es ist kein Abschied. Wir können uns jederzeit wiedersehen und bleiben in Kontakt. Ich möchte dass die beiden Jayden kennenlernen, von welchem ich den beiden so oft erzählt habe. Ich möchte dass die beiden weiterhin ein Teil meines Lebens sind. Ich will die beiden nicht missen müssen.

Nachdem ich mein Taschentuch entsorgt habe, mache ich mich auf den Weg in das Zimmer von Elliot. In seinem Zimmer spielt er mit seinen kleinen Autos, auf der Rennstrecke, welche ich ihm vor zwei Tagen geschenkt hab.

„Elliot, ich muss gleich losfahren nach Hause." sage ich ihm Bescheid. Der kleine Mann hört auf zu spielen und blickt mich mit großen Augen an.

„Aber du bist doch Zuhause" widerspricht er mir. Mein Herz macht einen kleinen hops. Ich bin von seinen Worten so gerührt, dass die Tränen wieder beginnen zu kullern.

„Hast du dir wehgetan?" fragt mich Elliot und springt auf, um mir die Tränen weg zu pusten.

„Wo ist dein Aua?" fragt er nun. Als Antwort kann ich nur meinen Kopf schütteln und nehme ihn in den Arm.

„Ich habe kein Aua, alles ist gut. Ich wollte nur bis dann sagen, aber bald sehen wir uns wieder" sage ich ihm. Der kleine löst sich ein Stück von mir und blickt mich mit schrägen Kopf an.

„Holst du mich morgen nicht vom Kindergarten ab?" fragt er mich.

Ich sitze noch weitere 20 Minuten mit Elliot in seinem Zimmer und versuche ihm zu erklären, dass ich zurück in mein anderes Zuhause fahre. Ich erkläre ihm aber auch, dass wir uns bald Wiedersehen und dass er mich jederzeit anrufen kann mit seiner Mama.

Dieses Gespräch war nicht einfach und hat deutlich an meiner Kraft gezerrt. Rosie hat währenddessen bereits mein ganzes Gepäck zum Auto gebracht, um mich mit allem zu unterstützen. Meine reichlich bepackte Lunchbox steht auf dem Beifahrersitz, genauso wie meine Flasche Wasser.

„.. Spar nicht an Pausen und iss bloß deine Lunchbox leer, du brauchst die Vitamine. Vergiss nicht genügend zu trinken und ruf mich an, sobald du angekommen bist. Nein warte, schick mir während jeder Pause eine SMS, damit ich mir keine Sorgen machen muss." hält Rosie ihre Rede, während wir beide bereits neben dem beladenem Auto stehen. Elliot ist oben geblieben. Artig nicke ich die ganze Zeit.

Zum Abschied umarmen wir uns beide nochmal und sie überreicht mir noch ein kleines Päckchen. Sie sagt mir, es sei ein Geschenk, welches die beiden zusammen ausgesucht haben und ich solle das später mit Jayden öffnen. Völlig gerührt versuche ich die Tränen zurückzuhalten und setze mich ans Steuer.

Ich starte den Motor und winke Rosie nochmal zu, bevor ich schließlich losfahre. Ich fahre durch die mir nun sehr bekannten Straßen, am Café vorbei, sowie am Kindergarten und versuche alle Einflüsse nochmal aufzunehmen.

Dennoch rufe ich mir in Gedächtnis, dass dies absolut kein Abschied ist und wir uns demnächst Wiedersehen. Dies war erst der Anfang unsere gemeinsamen Freundschaft und so schnell lasse ich die beiden nicht mehr gehen.

No escape from my BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt