Gefangen

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Der Herzschlag war laut. Beständig. Schnell und ängstlich. Sie konnte das Herz schon von Weitem hören. Sie war in Gefahr. Lydia war in Gefahr und Malia konnte nichts dagegen tun. Sie war hier angebunden, die Augen waren verbunden und hinter sich spürte sie nur kaltes Metall. Ein Zaun durch den kontinuierlich eine kleine Menge Strom floss. Wütend riss sie daran, doch das Mädchen wurde durch den Strom geschwächt. Einfach losreißen war also nicht möglich. Mit ihr war keiner im Raum. Keiner in ihrer Nähe. Sie vernahm keine weiteren Herzschläge außer den der Banshee. Wie waren sie eigentlich hier rein geraten? Es war doch so eine einfache Aufgabe gewesen. Zwei vermeintliche Jäger unauffällig beobachten und die Information übermitteln. Jetzt sah das alles ziemlich mies aus. Malia wusste nicht einmal, was genau sie da ausgeknockt hatte. Es war so plötzlich gewesen. Mit einem Mal war Lydias Gesicht vor ihren Augen verschwommen und an weiteres erinnerte sie sich dann auch nicht mehr. Nochmals rüttelte sie an den Fesseln, doch es jagte nur stärkeren Strom durch den Körper des Werkojoten. Das lief ja alles so super. Doch davon durfte sie sich nicht aufhalten lassen. Malia hörte Schritte. Sie wusste, die Jäger würden sich jetzt einen von beiden vornehmen. Zu ihrem Pech, war natürlich sie es. Die Binde wurde ihr nicht abgenommen, doch sie wusste ohnehin wer vor ihr stand. Der Jäger, den sie in der Bar beobachtet hatten. Sie würde diesen Geruch überall wiedererkennen. Versifft und stinkend. Zudem der fade Beigeruch von Schießpulver. "Hat dir dein Drink gefallen? Eishut bekommt dir wohl nicht so gut oder?" Es war eine geringe Dosis gewesen. Der Jäger wollte sie lieber noch ein wenig gefangen halten. Vermutlich herausfinden, wo sich ihre Freunde befanden. Malia knurrte ihn nur an. Sie wollte sich befreien, zerrte wieder an den Fesseln, doch der Jäger stellte wohl den Strom hoch, den ein brennender Schmerz durchzuckte ihren ganzen Körper, sodass sie vor Schmerz das Gesicht verzog. "Was willst du von mir?", fragte die Werkojotin den Mann. Dieser lachte nur leicht auf. Er ließ Malia in dem Glauben, es war wegen ihr. Sollte sie das ruhig denken. Aber das Mädchen war nur ein Mittel zum Zweck. Sie wollten die Kräfte der Banshee testen.


Während bei Malia nämlich der Strom höher gedreht wurde, kam der andere Jäger zu Lydia in die Zelle. Diese hatte es wesentlich gemütlicher als ihre Partnerin in dieser Aufgabe. Lydia war an einen Stuhl gefesselt und hatte einen Knebel im Mund. Sie sollte sich nicht frei schreien können. So viel wussten die Neulinge dann doch noch von dem Jägergeschäft. "Du bist also die Banshee", begann er mit Lydia zusprechen. "Wir wollen deine Kräfte genauer verstehen. Deine Freundin hat sich dafür bereiterklärt uns dabei zu helfen als Versuchskaninchen." Auf den Freien Stuhl vor Lydia setzte er sich hin und musterte die Rüde vor sich. Hübsch war sie wohl, das war gar keine Frage. Doch ihr Blick hätte ihn förmlich töten können. Dennoch ließ er sich davon nicht beeindrucken. Sie zeigte keine Angst nach außen hin, doch innerlich war sie bestimmt besorgt und ängstlich. Teenager eben. "Wenn du kooperierst werden wir dir einen schmerzfreien Tod versprechen." Dass sie frei kam war nicht der Fall. Sie war auch eine von diesen Übernatürlichen Freaks. Eine Bedrohung für die Menschen. Sie waren mächtiger, also mussten sie beseitigt werden.


"Ich erkläre dir die Regeln." Ein gemeines Lächeln zierte seine schmalen Lippen. "Deine Freundin ist 5 Räume weiter. Mein Freund wird die Stromstärke immer weiter erhöhen, bis es sie töten wird. Was denkst du, wann wird deine Vorahnung anschlagen, Lydia." Bei er Erwähnung ihres Namen wurden die Augen der Banshee größer. Woher kannten sie ihren Namen? Das veränderte natürlich die gesamte Situation, aber wenn sie wussten wer sie war, dann kamen sie auch an ihre anderen Freunde und an ihre Familie. Ihre Mutter. Lydia verengte leicht die Augen, zerrte stark an den Fesseln und versuchte den Knebel raus zu drücken, doch beides verlief erfolglos. Sie konnte nur hoffen, dass sich etwas ändern würde und sie somit hier raus kam. Vielleicht würde Malia es ja schaffen sich zu befreien. Oder die anderen würden sie finden. Lydia würde die Situation niemals so hinnehmen wie sie war. Es gab doch immer eine Lösung oder einen Weg. Malia und sie würden das gemeinsam schon schaffen. Wozu sonst hatte man sie beiden gewählt. Als Team waren sie erstaunlich gut. Aber auch einzeln eben nicht zu unterschätzen.


Der Strom wurde höher und höher gedreht, bis Malia ein lautes Brüllen entkam und sie die Fesseln mit den Händen umgriff. Natürlich tat es nicht weniger weh, sondern mehr, doch sie konnte besser daran ziehen, auch wenn es wenig brachte. Der Jäger der Malia betreute lachte darüber nur. "Keine Sorge, ich erlöse dich bald von deinem Leben", versprach er ihr und strich mit einem Messer an ihrer Wange entlang, wodurch ein tiefer Kratzer zurück blieb. Es heilte nicht gut, die heilung musste den ganzen Strom verarbeiten, welcher sie als Mensch vermutlich längst getötet hätte. Sie knurrte ihn an und zog die Beine an, um ihn weit weg zutreten. Scheinbar hatte Malia ihn auch ganz gut erwischt, denn es ertönte ein lautes Scheppern und ein Stöhnen von dem Mann. Ein Grinsen trat in ihr Gesicht als sie bemerkte, dass wohl dabei irgendwie der Strom unterbrochen worden war. Unter Anstrengung riss sie sich dann los und sah auf ihre blutigen Handgelenke, nachdem der Verband um die Augen ab war. Keine Ahnung wie es geklappt hatte, aber der Jäger war unter einem schweren Regal begraben worden. Vermutlich hatte er versucht sich daran abzufangen und hatte es dabei mit runter gerissen. Malia sah ihn verachtend an und schlug ihm einmal kräftig ins Gesicht, sodass der Kopf zurück sackte und der Körper des Jägers erschlaffte. Er war wohl bewusstlos. Oder tot. Konnte ihr auch egal sein. Doch nach einem kurzen Horchen vernahm sie noch immer den Herzschlag. Also doch leider nur bewusstlos. Sie folgte dem Herzschlag Lydias durch die verwirrenden Gänge des Ortes. Keine Ahnung wo sie hier war, aber einem Labyrinth kam es wirklich nahe.


Lydia sah den Mann vor sich lange an, bis ein lautes Rümpeln ertönte. Es hörte sich nicht gut an. Doch keiner war gestorben und sie bekam auch keine Vorahnung zu irgendwas. Dennoch versuchte sie alles zu erfühlen was es nur ging. Aber Bansheekräfte konnte man leider nicht so an und wieder ausstellen wie sie es gerne wollte. Meistens nutzte sie diese nicht einmal bewusst. Die Kräfte nutzen eher sie. Führten sie zu Leichen oder ließen sie verschiedene Dinge hören und sehen. Der Jäger bei ihr im Raum erhob sich bei dem lauten Geräusch. Wieso klang es so, als wäre sein Kollege überwältigt worden. Sein Blick fiel auf Lydia. Kein Anzeichen, gar nichts. Mittlerweile war er mehr als nur froh um den Knebel. Die Banshee hätte sich sonst bestimmt auch längst wieder frei geschrien. Je länger Lydia aber den Knebel heraus drückte , desto lockerer wurde dieser tatsächlich. Waren diese Anfänger wirklich nicht fähig genug einen Knebel ordentlich zu binden? Es war von Vorteil für sie, denn kaum war der Knebel draußen, begann Lydia zu schreien. Sie schrie und schleuderte den Mann damit an die Wand, wo auch dieser dann zusammen sackte.


Der Schrei hatte Malia dann den richtigen Weg gewiesen. Wie ein Echo hallte er überall entlang, doch sie konnte dem Muster folgen und brach die Tür zu Lydia auf, wo sie diese von dem Stuhl befreite und kurz in die Arme nahm. "Lass uns hier raus", meinte diese etwas leiser und die beiden verschwanden dann auch schon durch das Labyrinthische System nach draußen. Lydia hatte sich den Weg wohl merken können.Kaum waren sie draußen, drehten sich beide Mädchen zueinander. "Geht es dir gut?", fragte Malia und strich Lydia eine Strähne des erdbeerblonden Haares zurück. Ihr Blick war sanft und ihre Hand ruhte an der Wange der kleineren. Diese nickte dann auch. "Bei mir ist alles in Ordnung", bestätigte diese etwas leiser und sah ihrer Freundin in die Augen. "Beim nächsten Mal lehnen wir ab", bestimmte die Banshee dann auch schon und bekam ein Lächeln von Malia zurück, als diese sich leicht hinab beugte um Lydia zu küssen. "Ich hab dir gesagt kuscheln und Netflix wäre besser", erwiderte die Werkojotin daraufhin nur noch nach dem Kuss und griff nach Lydias Hand. Sie ließ sich von hier weg führen. Tatsächlich war es gar nicht mal so weit von dem Ort weg, wo Lydia ihr Auto geparkt hatte, als sie in die Bar gegangen waren.Beim nächsten Mal sollten sich doch einfach die Jungs um sowas kümmern.

Ich hab dir gesagt kuscheln und Netflix wäre besserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt