Kapitel 5

20 1 0
                                    

Missets Sicht:

Es war Nacht, es war kalt. Ich war alleine. Im Wald.

Plötzlich hörte ich ein Grollen in der Ferne. Es hörte sich an, wie das Knurren eines Werwolfs - aber das geht ja gar nicht, denn Werwölfe existieren nicht. Das Geräusch näherte sich mir in unmenschlicher Geschwindkeit.

Ich begann zu rennen. Also eigentlich ging ich in Schrittgeschwindigkeit, aber das war schon ziemlich schnell. Ein mystisches Licht strahlte zwischen den Bäumen hervor.

Sollte dies mein Ende sein? Sollte ich so sterben? Als magisches Opfer eines Alienwerwolfs, der nicht existieren konnte, weil es zwar Aliens, aber keine Werwölfe gab.

Ich meine, ihr könnt mir doch nicht sagen, dass wir alleine in diesem Universum sind?! Das Licht kam näher, es blendete mich. Schützend hob ich meinen Arm über meine Augen und drehte mich nach Links zur Dunkelheit.

Gleich würde es da sein, es würde mich verschlingen. Ein schwarzes Auto rollte langsam aus dem Unterholz hervor. Die Kiesel auf dem Boden vibrierten unter dem krassen Bass des sicken Beats, der aus dem Auto drang.

Eine der getönten Scheiben wurde langsam herunter gekurbelt und gab den Blick auf den leeren Fahrersitz frei. "EY PUPPE!" Die Stimme kam von überall und nirgendwo zeitgleich. Dann entdeckte ich einen Mann auf dem leeren Fahrersitz.

Ich mussterte ihn INTENSIVST! Er hatte Haare und einen Bart. Hässlich.

Das war das perfekte Wort um ihn zu beschreiben. Hässlich, aber auf eine schöne Weise. Seine Augenbrauen passten zu dem Nikezeichen auf seiner Summit White Nike Jacke, die zu ziemlich genau 66% aus Baumwolle und 34% Polyester bestand.

"Willkommen bei BurgerKing, wie kann ich ihnen heute behilflich sein?"

Mit einer Hand symbolisierte ich ein Blatt, auf dem ich schreiben könnte, mit der anderen zog ich Pfefferspray aus meiner Tasche und sprühte es in sein Gesicht. Aber eigentlich nur in meine Hand. Die Flasche war falsch rum.

"Ihhhh!" quietsche ich angeekelt von mir selbst. Aber auch von ihm. Vor allem von Ihm.

Hässlich.

Seine Nike-Brauen zerknitterten wie ein Blatt in starkem Wind. Er machte mich krank. Wie kann man nur so potthässlich sein?

"Sag mal, bist du dumm oder so?" seine stimme klang wie Seide auf Sandpapier. Tief und verführerisch, aber auch rau und dominant. Seine Augen funkelten mich nicht an.

Zuerst wusste ich nicht was ich sagen sollte. Sein Antlitz hatte mir die Sprache verschlagen, doch dann sammelte ich mich und schüttelte den Kopf. Dabei fiel mir das Auto auf in dem er saß.

"Ist das ein nagelneuer Benza?" Er legte seinen Arm aus dem Fenster und nickte mir wissend zu. Was wusste er über mich? Was verbarg er vor mir?

Für einen Moment war es still. Nur der Bass des Radios erfüllte die Luft des Waldes. Dann hörte ich eine Eule singen.

Vom Rücksitz ertönte eine melodische, dunkle Stimme, die mich an dunkle Schokolade und Backsteine erinnerte. "Ja man, wir ballern mit der MK!" Entsetzt starrte ich. War das hier nicht ein Eulenschutzgebiet?

"Ist das hier nicht ein Eulenschutzgebiet?"

"Ein was Gebiet?"

"NEin. Ein Eulenschutzgebiet. Wo Eulen zum Schützen sind. Ein Schutzgebiet halt."

Neben dem Nike-Mann saß der glitzernde Junge aus dem Flur. Noch immer glitzerten Tränen in seinen Augen. Er schien das mit dem Bodyspray noch nicht verarbeitet zu haben.

Wehmütig senkte ich den Blick. Ich würde auch gerne weinen können, doch ich konnte ich nicht, denn ich war wahrhaft fröhlich. "Bist du nicht der Junge aus dem Flur?", fragte ich mit wehleider Stimme.

"Bist du nicht der Sohn von Herr Jung?"

"Wer ist Herr Jung?"

Der Junge aus dem Flur wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu sagen, da legte der Hässliche ihm die Hand auf den Mund. "Bitte hör auf. Habe ich nicht schon genug gelitten?... Puppe? Wo wohnst du? Ich fahr dich heim."

Ohne noch eine weitere Frage zu stellen stieg ich in das Auto. Die Erinerrung an meine Einsamkeit nur noch verschwommen. "Das macht dann 3,60 ohne Rückgaberecht." sagte ich sanft, als ich von den lieblichen Klängen des Deutschraps in den Schlaf gewiegt wurde.

Misset MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt