Kapitel Zwei

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Aus dem Augenwinkel sah ich deutlich, dass Paula den Fremden nicht annähernd so attraktiv fand wie ich. Na gut, sie war auch vergeben im Gegensatz zu mir. In der Jugend waren da schon ein paar Typen dabei, doch nie hatte es länger als ein paar Jahre gehalten. Doch generell war ich zufrieden mit meinem Single-Dasein, gegen einen One Night Stand war trotzdem nichts einzuwenden. Auch wenn es nur auf lieblosen Sex aufbaute, der bis her fast immer heiß war. Und mit diesem Typen hätte ich gerne so einen. Sicher hatte er auch einen großen- Stopp! y/n, schalt mal runter! Das ist ein zufälliger Mann, vielleicht das größte Arschloch, vielleicht ein Pädophiler, ein Vergewaltiger, ein Mörder oder auch einfach ein total prüder Anwalt. Nein, dafür war er deutlich zu jung, wahrscheinlich nur ein paar Jahre älter als ich.

Besagter machte einige Schritte auf uns zu und musterte uns eindringlich. Der Blick aus den dunklen Augen ging mir durch Fleisch und Blut, sodass sich ein Schauder auf meinem Rücken ausbreitete. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich den Fremden total angaffte, aber abwenden konnte ich meine Augen auch nicht. Eine Welle seiner fast schwarzen Haare hing ihm seitlich in die Stirn, ein dunkelblauer Schal, der locker um den Hals gebunden war und gelbe Convers. Er hatte einen unglaublich schicken Style, elegant, doch immer noch lässig. Während ich in meinen Beobachtungen versunken war, sprach Paula mit ihm, die längst nicht so beeindruckt von seiner Erscheinung war wie ich. „Wo hast du die Karten denn her?"

Viel zu spät registrierte ich erst, dass ich angesprochen wurde. „Ähm... also, ich...-", stammelte ich, weil ich die Frage vergessen hatte. Paula antwortete stattdessen für mich: „Irgendeine Fake- Seite, dass merkt man sogar schon am Namen." Sein Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln mit tiefen Grübchen daneben. „Oh okay, das ist ja dann wohl verständlich. Und jetzt verkauft ihr die Karten, um das verlorene Geld wiedergutzumachen?" „Ja, so ungefähr.", traute ich mich auch endlich mal, etwas zu sagen. Zwar mit einer unnatürlich hohen Stimme, aber immerhin. Der Braunhaarige zog sein Handy aus der Hosentasche und tippte etwas darauf, um es sich danach ans Ohr zu halten und uns das Zeichen gab, zu warten. Daraufhin wendete er uns den Rücken zu und ging ein paar Schritte weg. Sobald er außer Hörweite war, drehte sich Paula zu mir und grinste schelmisch. „Du findest ihn total heiß?" Ich verzog den Mund zu einem ertappten Lächeln. „Du etwa nicht? Ich meine, schau mal diesen Rücken an!" Sie machte ein unverständliches Geräusch, das nach Zustimmung klang. „Aber so unglaublich toll wie du tust, ist er jetzt auch nicht." Geschockt starrte ich sie an, doch bevor ich etwas erwidern konnte, kam der Styler wieder zurück. Was er wohl zu erledigen hatte? „Also wenn ich fragen darf: heißt ihr denn?" „y/n", antwortete ich viel zu schnell. Paula nannte daraufhin auch ihren Namen, bevor er sich wieder umdrehte und weitertelefonierte.

Nach einer kurzen Konversation mit seinem Telefon Partner ging er wieder zu uns zurück, mit seinem wunderschönen Lächeln. „Also ich dachte mir, da ihr, beziehungsweise Du-" Er sah mir in die Augen. „ziemlich verarscht wurdest, dachte ich mir, dass ich euch auf ein Konzert einlade. Heute Abend noch. In ungefähr..." Er warf einen Blick auf seine silberne, ziemlich teure aussehende, Uhr. „- einer halben Stunde... Fuck! Also ihr wisst, denke ich mal, wo die Olympiahalle ist? Seitlich ist ein Eingang für den Backstage Bereich, da geht ihr einfach rein und nennt eure Namen und auch, dass ihr von Luca eingeladen worden seid. Dann wird euch alles erklärt. Bis später!", erklärte er uns hektisch im Weggehen. An der Straße angekommen, hob er die Hand für ein Taxi und stieg schnell ein. Das gelbe Auto fuhr los und Paula und ich schauten uns verwirrt an. „Ähm... was war das denn?"

„Keine Ahnung."

Wir standen beide total überfordert in einer verlassenen Gasse und überlegten, was wir jetzt machen sollten. „Sollen wir zur Halle gehen?", fragte ich unsicher. „Klar! Also du auf jeden Fall. Ich kann nicht, ich hab mich verabredet um Acht." Sie setzte eine undurchschaubare Miene auf. Enttäuscht verschränkte ich die Arme und schaute zu ihr hoch. „Mit wem denn?", fragte ich argwöhnisch. Sie hatte in Deutschland kaum Freunde, viele Möglichkeiten gab es also nicht. Auf die Frage hin blickte demonstrativ weg und ging ein paar Schritte in die Richtung, in die auch Luca von vorhin geeilt war. „Ich betrüge nicht, falls du das denkst! Viel Spaß beim Konzert, y/n" Und weg war sie.

Choosing Between YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt