13. Kapitel - Nova

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Nach dem Frühstück brachen Mark und ich zur Kanutour auf. Ich mich zugeben, dass mir ein wenig Bange war, als Mark und ich mit dem Taxi, zum Kanuverleih fuhren. Aber ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Ich hatte sogar schon überlegt, welche Musik bei meiner Beerdigung laufen sollte. Ich weiß, dass das albern ist und man bei einer Kanutour nicht stirbt - also vielleicht -, aber so bin ich nun mal. Ich weiß auch gar nicht, von wem ich diese Panik geerbt habe, denn meine Mutter ist eine ziemlich starke und charismatische Frau und mein Vater, der lässt sich auch von nichts aus der Ruhe bringen. Eigentlich ist jeder aus meiner Familie stark und mutig. Naja alle, bis auf Tante Alice, die ist ein richtiger Angsthase, wie Mama sagt. Das stimmt auch ein wenig, aber trotzdem ist Tante Alice eine wundervolle Person. Je näher wir den Kanuverleih kommen, desto mulmiger wird mir. "Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin bei dir und ich bin ein Kanuexperte. Vor allem was Stromschnellen angeht", sagt Mark und drückt meine Hand. "Es gibt dort Stromschnelle!?", frage ich und mir wird ganz übel vor Angst. Ich stellte mir schon meine Eltern vor, die trauernd vor meinen Grab standen. "Ja, natürlich. Aber die sind überhaupt nicht gefährlich. Naja, zumindest die meisten", sagt Mark. Ich schaue ihn ängstlich an. Ich versuche mich irgendwie abzulenken und will mein Handy rausholen, doch das würde ein bisschen schwer werden, weil Mark immer noch meine Hand hält, die ich aber nicht loslassen will, weil sie gerade sowas wie ein Anker für mich ist. 

Die Taxifahrt ist im schneller vorbei, als ich es wahrhaben möchte und Mark und ich steigen aus. Draußen lässt Mark meine Hand plötzlich los und nimmt seinen Rucksack, indem wir unsere ganzen Sachen eingepackt haben, die wir für die Kanutour brauchen. Meine Hand fühlt sich ungewöhnlich kalt an, nachdem Mark sie losgelassen hatte. Ich gehe Mark einfach nach, der vor mir geht und den Weg ganz genau zu kennen scheint, etwas, was mir ein wenig Sicherheit gibt. Hinter einer Theke steht eine kleine Frau und ein Mann, vielleicht 5 oder 6 Jahre älter als wir. Die beiden haben jeder ein T-shirt vom Kanuverein an. Die Frau hat ihre schwarze Haare zu einen lockeren  Dutt gemacht. Der Mann sieht ihr ziemlich ähnlich, er könnte ihr Bruder sein. Vielleicht ist er das auch. "Hallo", sagt der Mann und sieht mich dabei die ganze Zeit komisch an. "Hallo", erwidern ich und Mark. Marks Stimme klingt dabei freundlich und auch ein wenig stark und meine ein wenig schüchtern, was vermutlich an der Nervosität, für die bevorstehende Kanutour liegt. "Meine Freundin und ich haben eine Kanutour gebucht und wir wollten uns jetzt unsere Schwimmwesten und unsere wasserfesten Seesäcke holen und uns natürlich anmelden", sagt Mark. Mich wundert, dass er mich seine Freundin genannt hat und wie er es betont hat, nämlich so, als ob es von großer Bedeutung wäre. Und wie er dabei den Mann bedeutungsvoll angeschaut hat. Die Frau gibt Mark zwei Schwimmwesten - die wir hoffentlich nicht brauchen - und eine Art Tasche, die vermutlich wasserdicht ist. "Danke", sagt Mark und nimmt die Sachen entgegen. "Bitte sehr. Jetzt müssen sie uns nur noch ihren Namen nennen", sagt die Frau. "Buhl, Johannes", sagt Mark und erst wundert es mich etwas, dass er Johannes Namen gesagt hat, aber dann fällt mir ein, dass er es ja gebucht hat. Die Frau macht sich einen Haken auf einer Liste. "Die Kanus und die Patel bekommt ihr dann vor Ort", erklärt die Frau. Wieder schaut mich der Mann komisch an, als er denkt, dass Mark nicht hinschaut. Doch Mark hat es ganz sicher gemerkt, denn er schlingt seinen rechten Arm um meine Hüfte und zieht mich an sich, während er sagt: "Schatz, dass wird bestimmt ganz spannend" Ich versuche, ihn nicht ganz zu komisch anzuschauen, während er das sagt. "Ok, vielen Dank. Tschau!", sagt Mark. "Auf Wiedersehen und viel Spaß", wünscht uns die Frau und Mark und ich gehen mit dem Schwimmwesten an eine Art Bushaltestelle, an der noch keiner ist. "Was sollte das denn da gerade eben?", frage ich Mark, als ich mich auf einen der breiten Steine setze, die als Sitzgelegenheit da stehen. Er lässt sich neben mir auf einen Stein nieder und schaut mich an. "Der Typ hinter dem Tresen war scharf auf dich", sagt er ruhig. "Und was ist daran jetzt so schlimm?", frage ich ihn. Obwohl ich schon eine Vermutung habe. "Weil ich bezweifle, dass er guter Umgang für dich ist", meint er. "Und wie bist du dir da so sicher?" "Keine Ahnung, es war eine Art, nennen wir es einfach Mal Instinkt", sagt er. Ich ziehe skeptisch die Augenbraue hoch. "Und deswegen musste du auch gleich so tun, als ob wir frischverliebt sind", sage ich. Er nickt. "Ja, dass musste ich" Ich lege den Kopf schief. "War das der einzige Grund?", frage ich. Er sieht mich wieder an. "Ja, dass war der einzige Grund" Wir wissen beide ganz genau, dass er lügt, doch keiner von uns beiden, sagt das offensichtliche. "Außerdem, war das Gesicht des Mannes köstlich, als er gesehen hat, dass du schon vergeben bist. Ich glaube, ich mache das öfter", sagt er grinsend. "Mach das Bloß nicht! Sonst bekomme ich nie einen Freund!", sage ich und boxe ihn leicht gegen die Schulter. Aber ich glaube, ich werde eh niemals einen Freund haben, weil mein Herz sowieso schon jemanden gehört, nämlich Mark. Das habe ich gestern Abend endlich kapiert. Aber da, meine Liebe für immer unerwidert bleiben wird, kann ich auch gleich in Kloster gehen und Nonne werden. Katholisch bin ich immerhin. Ich wurde zwar nicht streng katholisch erzogen, aber ich wurde mit 1 Jahr getauft und ich besuche auch manchmal den Gottesdienst, zwar nicht regelmäßig, aber schon oft. Ich war auch mal eine Weile lang Messdienerin. Ich könnte mich dann auch bei Parship anmelden, aber ich denke, da könnte ich mich auch nicht verlieben. 

Mark und ich reden über alles mögliche. Währenddessen kamen auch andere Leute dazu, die wohl auch die Tour machen wollen. Sogar ein kleines Mädchen mit zwei Zöpfen ist dabei. Bald kommt auch der Bus. Wir steigen alle ein. Mark und ich nehmen Platz in der dritten Reihe. Und als sich die Türen des Buses mit einem lauten Knall verschlossen, gab es kein zurück mehr. So als wäre unser aller Schicksal jetzt besiegelt - Ok, jetzt übertreibe ich wirklich. 

Bis zu den SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt