Die Halbinsel Yukatan – 8 Kilometer vor der mexikanischen Küste
Der wissenschaftliche Leiter Dr. Jack Greer beobachtete das Herannahen der Helikopter durch sein leistungsfähiges Fernglas. Es war früh am Morgen und er stand auf dem oberen Deck der zweckentfremdeten Ölbohrplattform. Um seine Wangen strich eine warme Golfbrise. Tief atmete er die salzige Luft ein und spürte, wie sein Pulsschlag sich beschleunigte.
Ein Geophysiker Anfang 40, war Jack mit dichten, dunklen, welligen Haaren gesegnet – oder man könnte auch sagen verflucht. Zur Empörung seiner Mutter versteckte er sie oft unter einer schäbigen alten Baseball-Kappe der Houston Astros.
Rasch kehrte seine Aufmerksamkeit zu den beiden Hubschraubern zurück. Sie waren etwa 16 Kilometer entfernt und derzeit noch nicht mehr als zwei weiße Punkte am hellblauen Himmel. Der zweite Helikopter war größer als der erste, ein Schwerlastflieger mit zwei Rotoren. Unterhalb des Luftfahrzeugs schwang ein grell orangefarbener Schiffscontainer in der Luft, gesichert durch vier straffgezogene Seile. Die Ankunft von Rajesh Viswanathan vom MIT, dem Massachusetts Institute of Technology, stand unmittelbar bevor. Er war das letzte Mitglied des Teams und bereits eine Woche zu spät dran.
Jack ließ das Fernglas sinken und lauschte den Geräuschen der Bohrmannschaft, die unter ihm arbeitete. Seit einem Monat waren sie jetzt hier und bohrten ein tiefes Loch in die Erdkruste. Er und sein Team waren auf der Suche nach den Überresten von etwas, von dem niemand geglaubt hatte, dass sie es finden könnten: Von dem Asteroiden, der vor 65 Millionen Jahren auf der Erde eingeschlagen, die Dinosaurier ausgelöscht und eines der größten Massenaussterben der Historie herbeigeführt hatte.
Wenigstens war das die Geschichte, an die Wissenschaftler mit wenigen Ausnahmen lange geglaubt hatten. Die Theorie mit dem Felsbrocken aus dem Weltall war bei weitem die überzeugendste Hypothese. Doch eine wachsende Schar an Forschern stellte immer drängender die Frage, ob nicht stattdessen eine erhöhte vulkanische Aktivität die Schuld trug. Das Ziel des Teams war denkbar einfach. Durch eine sorgfältige Studie der Kalksteinablagerungen um die Einschlagstelle herum ebenso wie der Überreste des Meteoriten selbst hoffte Jack, dieser Debatte ein für alle Male ein Ende bereiten zu können.
Doch die notwendigen Forschungsstipendien zu besorgen, um sich auf eine solch kühne Expedition begeben zu können, hatte sich als weit schwieriger herausgestellt, als er sich jemals hatte vorstellen können. Das größte Hindernis war, dass man sich schlichtweg über ihn lustig machte. Der Kernpunkt des Problems bestand darin: Wenn ein Brocken Eisen, Fels oder Eis auf der Erde einschlug, verdampfte er zum größten Teil sofort. Etwaige Überreste wurden in die Atmosphäre geschleudert und verteilten sich über den gesamten Planeten.
Das spöttische Gelächter verstummte schlagartig, als Jacks seismische Untersuchungen 500 Meter unter der Erdoberfläche eine gewaltige magnetische Anomalie entdeckten. Es spielte keine Rolle, dass die Daten über den Meteoriten selbst recht vage waren – die tatsächlichen Messergebnisse enthüllten einen dunklen Fleck inmitten eines Meers aus horizontalen Wellen.
Ob unscharf oder nicht – das reichte aus, um das Interesse von DiCore zu wecken, einem der größten Bergbaubetriebe der Welt. Für dieses Unternehmen deuteten die anfänglichen Ergebnisse auf die mögliche Anwesenheit von Diamanten hin, und zwar von einer ganzen Menge an Diamanten. In den siebziger Jahren hatte man in Sibirien am Krater des Popigai eine ähnliche Entdeckung gemacht.
Von der praktischen Seite her betrachtet, bedeutete die Finanzierung durch DiCore, dass sich dieses Forschungsprojekt, dem Stipendien der US Geological Survey allenfalls eine Dauer von etwa zwei Wochen ermöglicht hätten, nun über viele Monate erstrecken konnte. Die Bedingungen, die DiCore aufgestellt hatte, waren zu erwarten gewesen. Sobald die Wissenschaftler die Untersuchung der Überreste des Meteoriten abgeschlossen hatten, durfte DiCore sich der Bohrung bemächtigen und etwa vorhandene Diamanten extrahieren.
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Zum Aussterben verdammt #1: Der Code von James D. Prescott
Science FictionDie Wahrheit über die menschliche Evolution ist über viele Zeitalter hinweg verborgen geblieben. Bis heute ... Geophysiker Jack Greer glaubt, endlich den Ort gefunden zu haben, an dem vor 65 Millionen Jahren der Meteorit einschlug, der zur Vernichtu...