Kap VIII - Daheim

314 19 6
                                    


Jan starrte auf seinen Wecker.

In weniger als einer Minute würde dieser klingeln. Dann hieß es aufstehen und zur Schule gehen.

Der Wecker klingelte. Jan ließ ihn verstummen.

'Nein', dachte er, 'heute nicht'

Der Braunhaarige drehte sich um und schloss seine Augen.

Zum ersten Mal seit gestern Abend hatte er das Gefühl, nun wirklich in einen tiefen Schlaf fallen zu können. Die ganze Nacht über hatte er sich den Kopf zerbrochen über die Sache mit Tim und Gisela.

Tat Tim wirklich nur so und hatte Gisela recht?

Jan schlief die ganze Nacht über immer wieder ein und wurde nur wenige Minuten später wach. Jedes Mal wenn er aufwachte hatte er einen neuen, absurden Gedanken. Selbst in seinen Träumen kamen ihm Tim und Gisela immer wieder unter.

Doch nachdem sein Wecker geklingelt hatte, war alles weg. Die Gedanken, die Tränen, die Verzweiflung. Nur die Müdigkeit und ein leerer Kopf waren noch da. Jan schlief ein.


"Jan, bist du wach?", seine Mutter hatte an die Zimmertür geklopft und der Junge schreckte hoch.

Wäre ja zu schön gewesen... 

"Hast du verschlafen? Komm, du musst dich beeilen, wir fahren gleich!"

Jan fasste sich an die Stirn. "Tut mir leid Mama, ich glaube ich bleibe heute lieber zuhause" 

"Geht es dir nicht gut?", fragte sie besorgt.

"Ja, ich habe ziemliche Kopfschmerzen. Und ich habe sehr schlecht geschlafen", erwiderte Jan. Das war ja schließlich nicht ganz gelogen.

"Gut, dann bleib auf jeden Fall zuhause. Soll ich dir etwas bringen? Tabletten oder einen Tee?" 

"Danke Mom, aber ich brauche gerade nichts. Und sonst hole ich es mir selbst"

"Ist gut. Ruh dich aus, ja?"

Jan nickte und ließ sich zurück ins Bett fallen, während seine Mutter die Zimmertür wieder schloss.

Seine Augen fielen wie von allein zu und als Gisela einen Blick ins Zimmer erhaschte, war Jan schon eingeschlafen.


Geweckt wurde Jan ungefähr zwei Stunden später durch das vibrieren seines Handys.

Müde tastete er danach. Ein Snap von Gisela.

Sollte er...?

Zu spät. Er hatte den Snap geöffnet und bereute es sofort.

Gisela grinste mit ihrer Zunge herausgestreckt und etwas hinter ihr - auf Jans Platz - saß Tim, freundlich lächelnd und mit strahlenden blauen Augen.

*Spaß ohne dich* stand auf dem Bild.

Jan biss sich auf die Lippen. Okay. Er legte sein Handy wieder weg und Tränen liefen ihm die Wangen hinunter.

Warum musste es dazu kommen? Gestern war doch alles noch so schön.

Doch das war wohl alles nur schein. Nie war irgendwas schön gewesen.

Alles war reine Einbildung. Tims Freundlichkeit war Einbildung. Sein Interesse war Einbildung.

Der Braunhaarige wollte, dass seine Gedanken stoppten - einfach an nichts mehr denken.

Wütend griff Jan nach seinem Handy. Der Junge schnappte sich seine Kopfhörer und schaltete Musik an.

Er dreht sie laut - so laut, dass er seine eigenen Gedanken nicht mehr hören konnte. Er wollte seine eigenen Gedanken nicht mehr hören!

Doch sie waren noch immer da. Die laute Musik sorgte nur dafür, dass sie noch lauter wurden.

Giselas Worte hallten noch immer in seinem Kopf und Jan wusste, dass es nur einen einzigen, sinnvollen und harmlosen Weg gab, um diese Gedanken auszuschalten: Schlafen.

Und wenn er sich dazu zwingen musste. Und wenn er Alpträume bekam.

Es war immer noch besser, als die Gedanken weiter zu ertragen.


- 505 Wörter -

idk why, but i don't like this chapter. Aber auf das Nächste freue ich mich dafür wieder. c: 

Gewitter im Kopf | SystemfehlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt