Kapitel 2

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"Mom, Dad ich bin wieder da.", schreie ich durch das Haus als ich die Tür aufschließe. "Wir sind im Wohnzimmer. Und bitte stell deine Schuhe nicht immer in den Weg und bring deine Trainingstasche in dein Zimmer.", begrüßt mich meine Mutter, wie jedes Mal, wenn ich vom Training komme. "Ist gut Mom.", sage ich und sprinte nach oben. 

Ich komme an dem Zimmer meiner Schwester vorbei, die ich ebenfalls begrüße. "Hi Mila. Habt ihr schon gegessen?", frage ich sie, weil ich durch mein Trödeln später gekommen bin als sonst. "Nein wir haben auf dich gewartet.", sagt sie und spielt weiter mit ihren Barbies. 

Nachdem ich die Tür hinter mir schließe und mich auf mein Bett fallen lasse, schweife ich wieder in Gedanken ab. Ich bin echt glücklich darüber, dass ich so eine wundervolle Familie habe. Mila, Mom und Dad sind wirklich die besten und auch wenn Dad in meiner Box Laufbahn erst zwei Mal zu einem Wettkampf gekommen ist, weiß ich, dass er trotzdem stolz auf mich ist. Er hat einfach sehr viel zu tun als Arzt und da kann man eben nicht immer vorhersehen, wann ein Notfall eintrifft und wann nicht. 

"Mila, Rylee kommt ihr bitte runter und deckt den Tisch.", höre ich meinen Dad rufen. Mit schweren Schritten gehe ich zu meiner Zimmertür, die ich schwungvoll öffne. Wenn ich eins hasse, dann ist es mit Mila Tisch zu decken. Ich liebe meine Schwester, aber Tischdecken kann ich ohne ihre Hilfe einfach schneller. Naja, wenn man das überhaupt als Hilfe bezeichnen kann. 

...

Am Esstisch unterhalten wir uns über den Tag. Dad ist gerade in seiner Mittagspause, die er so oft es geht mit uns verbringt. "Rylee Schatz wärst du so liebt und würdest Mila nach dem Essen zu den Andersons bringen. Marie hat gefragt, ob Mila vorbeikommen möchte.", gibt mir meine Mutter Bescheid und ich nicke. Marie ist die Mutter von Milas bester Freundin Liz und wenn es um Liz geht, dann kann sich Mila echt nicht beruhigen. "Ist klar Mom.", sage ich und esse weiter die leckere Lasagne. 

Wieder in meinem Zimmer setze ich mich an meinen Schreibtisch und erledige ein paar Hausaufgaben, die ich für morgen habe. Durch das ganze Training habe ich weniger Zeit für Hausaufgaben und vor allem, für Freizeit. Doch das ist nicht ganz so schlimm, denn sowohl Helen als auch meine andere Freundin Aileen sind beide im Boxverein. Und Derek ist mein Nachbar, den ich sowieso fast jeden Tag sehen werde. 

Ich starre auf die Arbeitsblätter, die wir bis morgen für Physik machen müssen und wenn mir ein Fach nicht liegt, dann ist es genau dieses. Nach der 10. Klasse hatte ich die Chance Geografie abzuwählen, was ich sofort gemacht habe. Doch während ich Geo hasse und es nicht kann, ist in Physik das Problem, dass ich den Zusammenhang nicht erkenne. Schlussendlich fiel mir die Entscheidung leicht, als ich gesehen habe, dass der Lehrer für Geografie mein Hasslehrer ist, der mich ebenfalls nicht leiden kann. Und keiner kann mir sagen, dass Lehrer stets objektiv bewerten, denn dem ist nicht immer so...

Während ich mich durch Physik quäle, höre ich wie meine Schwester im Zimmer nebenan mit ihren Barbies spielt. Genieß dein Leben, Kleine, flüstere ich , weil ich selbst weiss, wie schnell die Zeit vergehen kann.

Nach weiteren 20 Minuten bin ich halbwegs fertig und wende mich dann an meinen Deutschaufsatz. Deutsch zählt zu meinem Lieblingsfach, weshalb es mir auch ziemlich leicht fällt einen Aufsatz zu den Chancen und Grenzen Digitaler Medien zu schreiben. Innerhalb von einer Stunde habe ich die Hausaufgabe erledigt und will mich auf mein Bett schmeißen, doch meine Mutter hält mich noch davon ab. 

"Um 15 Uhr kannst du Mila dann zu Liz bringen, Rylee.", ruft sie nach oben. Aus Reflex nicke ich und bemerke dann, dass sie mich gar nicht sehen kann. "Geht klar Mom.", antworte ich ihr und schmeiße mich dann guten Gewissens auf mein Bett. Ich ziehe mein Handy hervor und mache mein Lieblingslied an, welches ich immer in Dauerschleife abspiele. Dann fällt mir wieder ein, dass ich Derek ein Stück Lasagne vorbeibringen wollte. 

In der Küche packe ich ein extra großes Stück in eine Plastikbox, sage meiner Mutter Bescheid und gehe dann zu unseren Nachbarn. 

Ich betätige die Klingel und wenig später wird mir auch schon die Tür geöffnet. "Hey Jason.", begrüße ich Dereks Bruder. "Na Rylee. Lange nicht mehr gesehen.", sagt er. Im Vergleich zu Derek hat Jason braune Augen und dunkelblonde Haare, die er von seiner Mutter geerbt hat. "Ich wollte Derek ein Stück Lasagne vorbeibringen, aber jetzt wo ich sehe, dass du auch da bist, bin ich ja froh, dass ich ein extra großes Stück eingepackt habe.", sage ich und übergebe ihm die Dose. "Danke Ry. Willst du vielleicht reinkommen?", fragt er, doch ich muss verneinen. "Echt gerne, aber ich muss Mila noch zu einer Freundin bringen.", entschuldige ich mich und wir verabschieden uns. 

"Auf geht's Mila.", rufe ich dann meine Schwester, die mit einer Tasche voller Babies die Treppen runterkommt. "Die willst du alle mitnehmen?", frage ich sie, obwohl das überflüssig ist. "Ja. Liz und ich wollten doch unsere Barbies stylen oder hast du mir nicht zugehört.", sagt Mila und schüttelt den Kopf. 

Sie drückt mir ihre Tasche in die Hand und zieht dann ihre Schuhe und Jacke an. Ich schnappe mir den Hausschlüssel und meinen Fahrradschlüssel, da ich Mila absetze und mich anschließend mit Aileen treffe. Wir hatten ausgemacht uns an unserer Lieblingseisdiele zu treffen und danach ein bisschen shoppen zu gehen. 

"Aber du setzt Mila nicht auf das Fahrrad.", ertönt die Stimme meiner Mutter, als ich mein Fahrrad hole. "Nein natürlich nicht. Ich fahre danach noch mit Leen in die Stadt.", erkläre ich ihr. 

"Komm schon Rylee. Mach mal schneller. Wenn du so lange brauchst dann dauert das noch 100 Jahre.", meckert meine kleine Schwester. Dabei ist sie doch meistens diejenige, wegen der wir immer so lange brauchen. "Ja ja. Ich muss hier deine Tasche halten und das Fahrrad schieben.", kontere ich. 

Eigentlich hat mein Fahrrad ein Korb, doch den habe ich vor ein paar Wochen verloren, weshalb ich die Tasche jetzt tragen muss. Und auch meine Trainigstasche muss ich mir umlegen, da mein Gepäckträger kaputt ist. Ich weiß, nicht sehr praktisch. 

Bei Liz's Haus angekommen, rennt Mila zur Klingel und drückt bestimmt vier Mal hintereinander. Ich lehne mein Fahrrad an und gehe dann auch zur Tür. Als zuerst niemand öffnet, versuchen wir es noch einmal, als uns schon die Tür aufgerissen wird. 

"Hi ihr beiden.", begrüßt uns Marie freundlich. Mila sagt kurz 'Hallo' und rennt dann auch schon rein. "Wie geht's dir Rylee. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.", setzt Marie zu einem Gespräch an. "Ja ich freue mich auch dich endlich wiederzusehen. Mir geht's gut und dir?", antworte ich ihr. 

Wir reden noch etwas weiter bis ich mich dann verabschiede, um mich auf den Weg zur Eisdiele zu machen. Marie ist übrigens die Frau meines Trainers David und somit sind die Andersons sehr gute Freunde unserer Familie. Maik, mein Vater, und David kennen sich schon aus der High School und haben auch beide zusammen studiert. David hat sich dann doch eher an seiner Leidenschaft für den Sport orientiert und das Studium abgebrochen.

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Ein neues Kapitel ist online.

Viel Spass beim Lesen

Lilly :)

UnconditionallyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt