The reaping

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Ausgewählt und zum Tode verurteilt.
Das ist alles, was in diesen zwei Sekunden, seitdem die Moderatorin mit entschlossenem Griff einen kleinen, mehrfach akkurat gefalteten Zettel aus der Lostrommel gezogen hat, in meinem Kopf umherschwirrt.
Ich bin in Gedanken bei demjenigen, dessen Name gleich viel zu laut, vermutlich begleitet von einem kreischenden, metallischen Laut, den das Mikrofon bei jeder Ernte von sich gibt, über den Platz hinweg schallen wird.
Alle werden betroffen die Augenbrauen zusammenziehen, mit ihren nächsten Nachbarn tuscheln, unheilvoll die Hälse recken, Ausschau haltend, nach den beiden Kindern, deren Leben in dieser Sekunde zu Ende geht. Ihr Schicksal besiegelt.

Beängstigende Stille breitet sich aus, erfüllt die Luft. Nur das leise, beinahe geräuschlose Atmen der Menge dringt an mein Ohr. Ich kann nicht nach vorne sehen.
Mein Blick gleitet zu meinen Seiten, über die Köpfe meiner Distriktbewohner hinweg, allesamt aufgehübscht, zurecht gemacht und in ihrer besten Kleidung, die die Kleiderschränke hergaben.
Eine Farce. Als würde man auf dem Weg zum Galgen wert darauf legen, ob man ein wunderschönes Kleid trägt oder Arbeitskleidung.
Als würde es einen Unterschied machen.
Die Moderatorin faltet mit ihren perfekt manikürten, regenbogenfarbenen und zentimeterlangen Fingernägeln den Zettel an der Falz entlang auf.
Diese ganze Prozedur scheint sich endlos hinzuziehen. Sie weiß ganz genau, dass ganz Distrikt 9 an ihren Lippen hängt,- wenn auch nicht aus den Gründen, aus denen das Kapitol dies wollen würde.
Für uns sind die Spiele kein Vergnügen.
Wir schauen sie uns nur an, weil wir müssen.
Und weil wir immer bangen, angstvoll und hoffend, dass niemand das Leben seines Kindes an die Grausamkeiten des Kapitols verlieren muss

Ich senke meinen Blick, versuche, mich ihrer Show zu entziehen und abzulenken.
Wie ferngesteuert drehe ich den angelaufenen, viel zu großen Ring, der an meinem Finger steckt.

"Er ist wunderschön, Cayden."
"Ich wünschte wirklich, ich könnte dir etwas Wertvolleres schenken. Das hier ist schäbig. Du bist viel zu besonders dafür."
Ich hatte meine Arme um seinen Hals geschlungen, mein Gesicht an seine Brust geschmiegt, dem starken, monotonen Hämmern in seiner Brust gelauscht.
„Du weißt, dass du mich mit Juwelen nie glücklich machen könntest. Schenk mir nie etwas anderes."

Das Gefühl, das sich in meiner Brust ausgebreitet hatte, das meine Adern durchschoss, mein Blut in Wallung brachte und mein Herz zum dehydrieren, als er mit seinen Lippen die zarte Haut an meiner Stirn berührt hatte, ein verschmitztes Grinsen auf dem mit Sommersprossen übersäten Gesicht, ein Wimpernschlag in der Geschichte der Menschheit, erfüllt mich immer und immer wieder, wenn ich den Ring an meinem Finger spüre.

"Ich möchte, dass du eins weißt. Ganz egal, was geschieht. Nichts davon war deine Schuld. Ich atme nur deinetwegen, weil ich ohne dich nicht sein könnte. Du hast mir das Leben gerettet, und ich werde das niemals vergessen. Ich werde dich niemals vergessen."

Ich war so glücklich gewesen. Verblendet.
Ich hätte es ahnen können, und ich hätte es ahnen müssen.
Ich schließe die Augen, versuche, es nicht an mich heranzulassen.
Er hatte es gesagt, nichts davon war meine Schuld.
Das Kapitol war der einzig Schuldige in dieser ganzen Misere und ich hatte mir nie etwas zuschulden kommen lassen.
Doch seine Schuld war es auch nicht.
Und trotzdem stand ich hier alleine, der kühle, verbeulte Messingring das Einzige, was mir von ihm noch geblieben war.

Es war, als würden all die Menschen, die dicht an dicht gedrängt, totenstill und regungslos auf dem im prallen Licht der Sonne liegenden Marktplatz warteten, dass die Zeit endlich aufhörte, in Zeitlupe abzulaufen, und wieder einem normalen Tempo Platz machte, den Atem anhalten, als die Moderatorin in ihrem albern pink gerüschten Tüllballon, das mehr an eine Teeparty für eine verzogene Kapitol-Göre erinnerte als eine Volksversammlung, auf der zwei unschuldige Kinder unvermeidlich in den Tod geschickt wurden, den Zettel ganz auseinanderfaltete und mit ihren langen Klauen glattstrich.
Sie räusperte sich gekünstelt und wie erwartet hatte das Mikrofon eine Rückkopplung. Das schrille Kreischen fuhr mir durch Mark und Bein, hallte von den Hausfassaden und menschenleeren Straßen wider.

„Der weibliche  Tribut, der bei den diesjährigen Hungerspielen unser wunderschönes Distrikt 9  vertreten wird, ist Maeve Conteville."
Ein Raunen ging durch die Menge. Überall wandten sich Köpfe herum, suchten nach dem armen Mädchen, dass in dieser Sekunde alles verloren hatte.
Niemand in Distrikt 9 erwartete, dass einer der Tribute es schaffte, die Spiele zu gewinnen.
Wir waren zu schwach, zu schlecht ausgebildet und Getreide anbauen oder Bort backen würde uns sicher nicht am Leben halten.

Doch ich dachte nicht mehr. Die Blicke fielen auf mich, mitleidig, traurig, manche auch erleichtert, dass niemand von ihnen ein Kind in die Arena schicken musste.
Als man mich entdeckt hatte, bildeten die Leute schweigend, die Köpfe gesenkt haltend, eine Gasse vor mir.
Meine Fingernägel, unter denen sich Schmutzränder gebildet hatten, die von der harten Arbeit auf dem Feld herrührten, krallten sich in den violetten Leinenstoff meines Kleides. Ich schrubbte jeden Abend sorgfältig meine Finger, doch mit dem Dreck verhielt es sich wie mit Wunden. Es blieb immer eine Narbe, damit man sich an seinen Schmerz erinnerte.

Ich raffte meinen Rock, damit ich auf meinem Gang in den Tod nicht auch noch stolperte.
Dann ging ich los, einen Schritt vor den anderen setzend, das Kinn hoch erhoben.
Mein Gesicht zeigte keinerlei Regung.

Ich sah nicht zurück. Es gab nichts, was man mir noch nehmen konnte, niemanden, den ich zurückließ.
Cayden war der einzige gewesen, der mir etwas bedeutet hatte, doch ihn hatte man mir schon vor langer Zeit genommen.

„Ich werde dich niemals vergessen"

Diese Worte waren die einzigen, die jetzt in meinem Kopf Platz fanden, während ich den schmutzige Gasse entlangschritt, den Blick in die Ferne gerichtet, wie eine Königin, nicht wie eine armselige Bauerstochter. Meine Schritte verursachten eine Staubwolke, die über dem lehmigen Grund umherwirbelte , als ich langsam die knarrenden Holzstufen zu dem provisorisch errichteten Podest erklomm.
Ich würde schon dafür sorgen, dass mich niemand vergaß.
Sollten die Spiele nur beginnen.
Ich hatte nichts mehr zu verlieren.
***
Ihr Lieben.
Es geht wieder los, ich mache bei einem weiteren Wettbewerb mit. Doch diesmal nicht als Hexe, sondern als Tribut, in der Rolle der Maeve Conteville.
Warum ich nicht einfach aus meiner eigenen Sicht schreibe?
Ich könnte niemals das nachempfinden, was den Tributen in Panem widerfährt. Deswegen muss jemand her, der Teil der Distrikte ist, der die Ernte schon seit Jahren miterleben muss.
Jemand, der alles verloren hat, und der bereit ist, alles zu geben, um gegen die Kriminellen Machenschaften in den Distrikten vorzugehen.
Ich hoffe sehr, dass ich bei diesem Wettbewerb weiter komme.
Ich finde es tatsächlich total spannend, mal wieder etwas zu schreiben, was so gar nichts mit Harry Potter zu tun hat, und habe heute auch gemerkt, dass es mir großen Spaß macht.
Hoffentlich habt ihr beim Lesen auch Spaß🙈
Mein Aesthetic zur ersten Aufgabe über Maeves Distrikt, 9.

Hoffentlich habt ihr beim Lesen auch Spaß🙈Mein Aesthetic zur ersten Aufgabe über Maeves Distrikt, 9

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Bis dann ;)
-befreiende
Loretta_Sky

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