Da stand sie nun also...die Entscheidung. Lange hatte ich mit mir im Streit gestanden. Hatte alle möglichen Eventualitäten ausprobiert. Was würde alles passieren? Gutes oder Böses? Würde ich mich dort wohl fühlen. Würde ich die Trennung von meiner Familie verkraften. Wir sprachen hier immerhin von ganzen zehn Monaten. Zehn Monate im Norden. Dort wo es kalt und dunkel ist. Aber auch dort wo die Sommer am schönsten wahren und die Leute freundlicher. Dort wo sie gern feierten und immer Spaß hatten..auch im kalten Winter. Finnland...ein Land in dem der Schnee perfekt zum Winter kam und das Land in einen Traum verzauberte. Finnland...ein Land das im Sommer die schönsten Seen offenbarte und in dem die Sonne im Sommer nicht unterging. Ich wollte dort hin. Zehn Monate dort zur Schule gehen. Und alle standen hinter mir.
Ich saß in meinem Zimmer und starte aus den Fenster. Frühling in Deutschland. Hier war im Winter nicht viel Schnee gefallen und doch traute das Bisschen was gefallen war jetzt auf. Der Boden war matschig und schlammig. Wer hat da nicht wahnsinnig Lust rauszugehen. "Helena gehst du bitte mir Smilla spazieren?" Genervt verdrehte ich die Augen. Es war immer das gleiche. Meine Mutter nervte mich so lange bis ich ging. Ich wusste selbst dass ich am Anfang eine riesen Theater machte,und am Ende genoss ich es doch. Smilla-der schönste Hund der Welt. Ich hatte sie vor zwei Jahren bekommen. Ich. Lange hatte ich dafür gekämpft dass ich meinen Hund bekommen würde. Und nach langen Diskussionen bekam ich ein "Ja!" als Antwort. Ich habe Smilla allein aufgezogen. Habe sie erzogen und bin täglich drei mal mit ihr spazieren gegangen. Bin zur Hundeschule gegangen und habe mich um sie gekümmert. Sie ist der wunderbarste Hund den man sich wünsche konnte. Sie war perfekt. Und das wusste jeder der sie kannte. Nur bei so einem Ekel-Wetter war meine Freude am spazieren gehen er klein. Dennoch drückte ich noch aus meinem Sessel hoch und stapfte die Treppe runter,zu dessen Ende schon meine Mama mit der Hundeleine stand. Mensch die soll sich mal entspannen...Leise schloss ich die Haustür hinter mir und schloss die Augen. Die kühle Regenluft schlich sanft durch meine Nase. Smilla neben mir setzte sich,sah aber erwartungsvoll hoch zu mir. Ich stopfte mir die Kopfhörer in die Ohren und ging los. Das schönste beim spazieren war,dass ich nachdenken konnte. Ich konnte mir über alles mögliche Gedanken machen und sie mit mir allein ausdiskutieren. Zur Zeit war mein Standard-Thema immer das gleiche: Finnland. Ich hatte vor Weihnachten meine Anmeldeunterlagen abgeschickt. Nun wartete ich bereits vier Monate auf eine Antwort. Ich hatte mich entschieden ein Schuljahr außerhalb von Deutschland zu verbringen. Die Chance zu nutzen,eine fremde Kultur und Sprache kennen zu lernen. Sofort war ich begeistert von der Idee. Ich will nicht sagen,dass meine Eltern der Grund sind warum ich hier schnell weg will,aber ein bisschen schon. Es gibt nur noch Streit und Theater. Vielleicht ist das mit 15 so,aber niemand versteht mich. Niemand versteht,warum ich stundenlang in meinem Zimmer sitze und Gitarre spiele. Niemand begreift,warum ich nicht jeden Tg das Bedürfnis nach Familie hab. Es nervt mich. Die Schule nervt mich und die Eltern eben auch. Ich denke nicht,dass das in einem anderen Land anders sein würde. Aber vielleicht würde ich nach der Trennung wissen,was ich vermisse. Den eigentlich ist meine Familie die tollste auf der Welt. Nach endlos scheinenden Selbstgesprächen näherte ich mich mit Smilla wieder den Haus. Das große,gelbe Haus in dem ich schon immer gewohnt hatte. Es stand am Ende der kleinen Straße und Stich aus allen raus. Die Dreieckgibel auf den Dach waren markant für dieses Haus. Grinsend und zufrieden nahm ich die Stöpsel raus. Smilla neben mir schmiegte sich an mein Bein und ich fuhr mit der Hand sanft durch ihr weiches Haar. Sie war so wunderschön.
Schnell brachte ich sie auf den Hof und hängte die Leine weg. Schwanzwedelnd stellte sie sich an den langen Steintrog und begann zu schlabbern. Wie immer lief die Hälfte des Wassers daneben. Das würde sie wohl nie lernen. Lachend tätschelte ich ihr nochmal den Kopf und ging dann nach drinnen. Sofort fing mich die Wärme unseres Hauses auf. Wir heiteren schon immer nur mit Öfen. Ich hängte meine Jacke an den Haken und streifte die Schuhe ab. "Süße?" Das war die Stimme meiner Mama. "Ja?" rief ich antwortend zurück. "Komm mal.." Ich richtete einmal meinen Zopf im Spiegel und wirbelte dann grinsend in die Küche. Meine Mama stand wie so oft am Herd in kochte. Kurz warf sie mir ein Lächeln über die Schulter zu und stellte die übliche Frage. "Hat Smilla gemacht?" Ich schlurfte über den Holzboden zu ihr und hangelte mich an die Küchenzeile. "Jap hat sie." "Gut." Abwesend räumte sie ihre Löffel in den Geschirrspüler. Ich drehte mich tänzerisch zu ihr um. "Und warum sollte ich jetzt kommen?" Mama deutete auf einen Brief auf dem Tisch. "Der ist für dich!" Ein komisches Grinsen auf ihrem Gesicht verriet mir sofort den Inhalt des Briefes. Stürmisch riss ich ihn an mich.
Ich erkannte sofort das Logo der Organisation bei der ich mich vor Weihnachten angemeldet hatte. Hektisch riss ich das Papier auf und zog den Brief hervor. Aufgeregt las ich durch:
"Liebe Helena,
Wir haben deine Bewerbung erhalten und freuen uns dass du an unseren Austauschprogramm teilnehmen möchtest. Sicher wartest du schon lange auf eine Antwort von uns. Wir haben alle Unterlagen gründlich durchgelesen. Die Gespräche die wir mit die geführt haben waren ebenfalls gut. Wir haben uns also entschieden dich zu nehmen!"
Ich sah mit großen Augen hoch und meine Mutter strahlte mich an. Schreiend fiel ich ihr um den Hals. Mein Herz schlug bis zum nirgendwo und ich glaubte zu platzen. Freudig las ich weiter.
" Wir haben in deinem Wunschland Finnland eine Familie gefunden die gut zu dir passen wird. Diese Familie heißt Haber. Sie wohnen in Helsinki und bestehen aus der Mutter Eve und ihren Kindern Samu,Sanna und Santtu. Hier sind ihre Kontaktdaten:..."
Aufgeführt würde eine komische Adresse die für mich eher wie ein Buchstabensalat aussahen,in dem überwiegend Äs und Ys ihren Weg gefunden hatten. Mein Herz würde gleich aus der Brust springen. Ich hatte eine Familie und meine Reise war gesichert. Finnland ich komme.
Die Organisation hatte noch unter die Adresse geschrieben,dass sich die Familie Haber sehr auf mein Schreiben freut. Und was gab es da zu warten? Sofort sprintete ich zum iMac und öffnete das Mail-Programm. Ich tippte langsam die angegeben Adresse ein und begann dann zögerlich. { auf englisch } "Guten Tag.
Ich bin Helena Wahla und habe sie als Gastfamilie zugewiesen bekommen. Ich freue mich wahnsinnig und kann es kaum erwarten sie kennen zulernen. Liebe Grüße,Helena"
Komisch beäugte ich meine Worte. Es war mir unangenehm zuerst zu schreiben. Aber ich schickte zufrieden ab und setzte mich dann glückselig grinsend wieder zu Mama in die Küche. "Meine großes Mädchen lässt mich allein.." Sie küsste mich auf die Stirn und ich sah sofort die Tränen in ihren Augen. Wie jedes mal bei dem Thema,begann sie zu weinen. Ich wusste dass sie mir das Jahr 100% unterstütze,und doch hatte sie Angst um mich. "Ach Mami.." Fest nahm ich sie in die Arme. Ich konnte es nie ertragen sie weinen zu sehen. "...ich werde es dort schon überleben. Und es sind nur zehn Monate. Hm?" Sie nickte und wischte sich die Tränen weg. "Ich freu mich für dich,Püppimaus." Sie drehte sich wieder um und rührte weiter die Soße an. Püppimaus..wie ich das vermissen würde.
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Can one person change another...?
FanfictionHelena hat sich entschlossen einen großen Schritt zu machen. Sie wird 10 Monate bei der Familie Haber in Finnland zu Gast sein. Dass sie dort ein gestörtes Familienverhältnis erwartet ist ja nicht so schlimm. Ihr großer "Bruder" allerdings schon. Er...