Prolog - Eliminierung no 1

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Ein Mann in einem schwarzen Anzug lief die Stufen zur britischen Botschaft in Berlin hinauf. In der Hand trug er einen kleinen Aluminiumkoffer. Er schritt durch die große Tür in den imposant dekorierten Eingangsbereich und bemerkte sofort, wie die angenehme Wärme im Gebäude an seine Haut drang. An der Sicherheitskontrolle legte er seinen Koffer auf ein Band und ging durch den Bodyscanner, ohne einen Alarm auszulösen, woraufhin ihn einer der Wachmänner zum Kofferband hinüber winkte und ihm diesen reichte. Nachdem er ihn vom Wachmann angenommen hatte, ging er zielstrebig an den Empfangsschaltern vorbei in Richtung der Aufzüge. Er musste einen Aufzug erwischen der menschenleer war, da sein Plan ansonsten Aufsehen erregen würde. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sich die blechernden Türen mit ihrem üblichen Pling vor ihm öffneten und dahinter nicht eine Horde schmieriger Anzugträger warteten. Im Aufzug drückte er den Knopf, auf dem ein großes B für Basement eingraviert war und der Aufzug setzte sich mit einem ruckeln in Bewegung. Im Untergeschoss angekommen, erkannte er, dass dieses offensichtlich nicht für Zivilisten gedacht war. Überall verliefen Heizrohre und Gasleitungen an den Wänden und der Decke entlang. Dennoch lief der Mann eiligen Schrittes und konzentriert aus der Kabine, durch einen der Gänge und zählte die Türen an den Seiten. Zweihundertzwölf... nun wurde der Mann etwas schneller. Zweihundertvierzehn... Jetzt joggte er fast. Zweihundertachtzehn. Der Koffer in der Hand zerrte an seinen Fingern und auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Zweihundertzweiundzwanzig. Das war der richtige Raum. Mithilfe einer Schlüsselkarte öffnete er die Tür und sah erfreut, dass der Raum mit Computern und Bildschirmen gepflastert war. Hier war er richtig. Er stellte den Koffer auf den Tisch und holte eine kompliziert aussehende Konstruktion mit vielen Kabeln hervor. Man hatte ihm gesagt, man müsse das nicht genau verstehen, nur richtig einstöpseln können. Also nahm er eines der Kabel heraus und verband es mit einem der Computer. Auf dem Bildschirm blinkte ein Ladebalken auf und die Computer begannen leise zu summen, dann wurde der Raum von rotem Licht geflutet. Ein hoher schriller Ton verkündete lauthals eine Fehlfunktion, dann wurde das Summen immer lauter bis es fast unerträglich wurde. Es kam nicht etwa wie vorher gedacht von den Computern sondern von den Rohren in der Wand. Auf dem Bildschirm verkündete ein Pop-up Fenster, dass einige Ventile geschlossen wären, dann wurde der Bildschirm schwarz. Zufrieden packte der Mann eilig zusammen und sprintete in Richtung des Aufzugs. Durch das rote Licht und das Dröhnen aus den Wänden wurde ihm schwindelig aber er schaffte es noch in die Kabine des Aufzuges. Oben in der Eingangshalle wimmelte es von Menschen, die den Alarm zwar hörten, aber keine Ahnung über dessen Bedeutung hatten und deshalb nur panisch versuchten in Richtung des Ausgangs zu rennen. Der Mann wurde von der Masse an Menschen hin und her geschubst und schließlich vom Ellenbogen eines korpulenteren Sicherheitsmannes zu Boden geworfen. Sein Kopf schlug auf dem harten Marmorboden auf und er verlor langsam das Bewusstsein. Das letzte was er sah, war ein kleines Kind, welches weinend und mit ausgestreckten Armen versuchte durch die Türen zu kommen und dabei nach seiner Mama schrie. Die vor Tränen und Panik roten Augen des Kindes brannten sich in das Gedächtnis des Mannes, als er die Augen schloss und seine Kraft ihn verließ. Außerhalb der Botschaft hatten sich einige Reporter versammelt um einen politischen Flüchtling zu befragen, der hier Unterschlupf suchte, die sich nun aber verwundert nach dem Tumult aus der Botschaft umsahen. Ein kleines Chaos war in Berlin nie ungewöhnlich aber etwas in diesem Ausmaß suchte schon seines Gleichen. Umgefähr fünfzig Menschen hatten sich schon ins Freie gerettet, als sich das Gebäude der Botschaft mit einem ohrenbetäubenden Donnern in einen Feuerball verwandelte. Die darauf folgende Feuerwalze aus glühenden Trümmern und Flammen verbrannte alles um das Gebäude herum und die Drunckwelle der Explosion zerstörte alle Fenster und leichte Konstruktionen im Umkreis von mehreren Kilometern. Von überall hörte man Schreie und eine Säule aus dem dichtesten schwarzen Rauch, verbunden mit einer großen Asche und Schuttwolke breiteten sich über die Hauptstadt aus. Noch mehrere Minuten nach der Explosion regnete es Trümmer und Glassplitter auf die Straßen hinab sodass selbst Menschen, die der Feuerwalze entkamen nun noch schwer verletzt oder gar getötet wurden. Noch konnte keiner ahnen, dass dies lediglich die erste aus einer langen Reihe an Eliminierungen war. Doch die zweite ließ nicht lange auf sich warten.

Isaac McLarren - ExplosivgeschäftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt