Der Auftrag

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"Mister McLarren, ich muss Sie bitten, mir hier entlang zu folgen!" Isaac verdrehte nur die Augen und folgte dem wichtigtuerischen Mann im Nadelstreifenanzug, der ihn diesen Morgen aus dem Bett geholt hatte. Der Mann hatte ihn doch tatsächlich noch vor seinem Kaffee, ohne den er sonst nie etwas tat, aus dem Haus gezerrt und mit einer viel zu langen Dringlichkeitserklärung in ein Auto der Regierung gezerrt. Die beiden wurden begleitet von einer ganzen Wagenkolonne durch die Straßen Berlins gefahren. Auf ihrem Weg kamen sie an den weitläufig abgesperrten Überresten der britischen Botschaft vorbei, aus denen es immernoch stellenweise qualmte. "Oh man, was ein Desaster!" Flüsterte Isaac erschreckt, der sich bis dahin gar nicht über das Ausmaß der Katastrophe bewusst war. Schließlich, nach einer schier unendlich langen Fahrt, hielten die Autos vor einem großen gläsernen Hochhaus, um welches ein reger Betrieb herrschte. "Ich schätze die Regierung schläft wohl doch nur zu Arbeitszeiten." Sagte Isaac spöttisch und blickte mit hochgezogener Augenbraue auf seine Armbanduhr. Es war gerade erst halb sechs in der Früh und trotzdem verlangte man von ihm, dass er hier frisch wie eh und je antrat. "Machen Sie nur Ihre Witze über Beamtenarbeit. Das Lachen wird Ihnen schon noch vergehen!" Antwortete der Nadelstreifentyp entnervt. Die beiden betraten schließlich das Gebäude und Isaac fand sich in einer nicht wirklich einladenden, eher zwanghaft geschäftlich gestalteten Lobby wieder. Sein morgendlicher Entführer, wie er ihn insgeheim zu bezeichnen beschloss, bedeutete ihm sich zu setzen und zu warten. Isaac hatte weder eine Ahnung, auf wen er warten sollte, noch wie lange es dauern würde. Dennoch setzte er sich und nahm sich eine Zeitschrift vom Tisch neben ihm. Stirnrunzelnd überflog er die Zeilen der 'Brigitte' und lachte sich innerlich darüber kaputt, dass die Deutschen soetwas wirklich zu lesen schienen. Er selbst war gebürtiger Londoner und war nur ab und zu geschäftlich in Deutschland, wenn er hier einen Auftrag annahm. Vor einigen Jahren hatte er für die britische Regierung als Agent im Ausland gearbeitet, nun jedoch nur noch Privat. Dennoch war er äußerst beliebt bei seinen Klienten, da er bei seinen Fällen, die von Beschattungen bis hin zu Eliminierungen reichten, eine äußerst hohe Erfolgsquote verzeichnete. Dies verdankte er seinem Netzwerk aus Verbündeten, Bekannten und Leuten, die ihm noch etwas schuldeten, welches über die gesamte Welt reichte. Immernoch in Gedanken versunken klopfte ihm auf einmal ein magerer aber dennoch aufrecht stehender Mann auf die Schulter. Sein Auftreten war irgendwie merkwürdig, da ihm die diplomatische Kleidung die er trug offensichtlich ein wenig zu groß war und ihm eine Brille schief auf der Nase saß. Er schaute Isaac mit gehobener Nase an und stellte mit überraschend tiefer Stimme fest: "Mister Isaac McLarren aus London!?" Isaac war so verwirrt von dem in sich so widersprüchlichen Auftreten des Mannes, dass es ihm kurzzeitig die Sprache verschlug. Dann fasste er sich schnell wieder und antwortete genauso deutlich. "Ja, das bin ich. Was ist so wichtig, dass mich ihr Schoßkläffer so früh aus dem Bett zerrt? Ich hatte noch nichtmal einen Kaffee! Und wenn Sie schon so nett fragen, ich nehme Schwarz mit ein wenig Zucker!" Der Mann nickte einer etwas entfernt stehenden Frau zu, die anscheinend mitgehört hatte und dann verschwand, wahrscheinlich um den besagten Kaffee zu machen. "Ich bin Tom Freydon, ich bin der Executive Director des deutschen Geheim- und Nachrichtendienstes und wir würden Sie gerne arrangieren um mit uns zusammenim Falle des Anschlags auf Ihre Botschaft zu ermitteln!" Isaac lehnte sich zurück und faltete die Hände in seinem Schoß: "Sie sagten 》Mit ihnen zusammen ermitteln《?" Fragte er ihn. Mr Freydon nickte, richtete seine Brille und fuhr fort: "Ja. Es ist uns besonders wichtig unsere Ergebnisse mit Ihnen zu teilen, was wir im Gegenzug natürlichauch von Ihnen erwarten! Es handelt sich schließlich immernoch um eine Bedrohung unserer nationalen Sicherheit!" "Ich bin mir nicht sicher, wie ich Ihnen bei den Ermittlungen behilflich sein kann!" Sagte Isaac. Er hatte oft schon schlechte Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Regierungen gemacht. Ständig wurde auf einen geschossen und dann auch noch diese ewigen gesetzestreuen Schlipsträger die ihm dabei über die Schulter schauten und ihm fast jeden Spaß verboten. "Hierbei geht es hauptsächlich um Ihre Verbindungen zur kriminellen Unterwelt und Ihre Kontakte im Land. Wir können uns als Regierung schlichtweg nicht viel erlauben." Damit hatte Isaac nicht gerechnet. Ein hoher Regierungsbeamter aus Deutschland fragte einen britischen Ex-Agenten um Hilfe um eventuell illegale Ermittlungen zu führen! So langsam wurde es für ihn interessant: "Sagen Sie mir, Mr Freydon,  was springt dabei für mich heraus?" Mr Freydon holte eine Akte aus seinem Aktenkoffer hervor und reichte sie Isaac. "Das ist eine Liste mit allen Ihren verzeichneten Vergehen der letzten Zehn Jahre im In- und Ausland. Die Briten und wir sind bereit Ihnen politische Immunität zu verschaffen, falls Sie den Fall lösen. Das heißt für Sie, dass Sie von allen Ihren bisherigen Straftaten entlastet werden." Isaacs Blick festigte sich auf den kleinen Zeilen der Akte. Schon lange wartete er auf eine Chance wie diese. Die Immunität würde ihm tausende neue Geschäftswege eröffnen und somit sein Einkommen erheblich steigern. "Briefen Sie mich zu dem, was Sie bis jetzt haben, Sie haben Ihren Mann!" Lachte Isaac und schüttelte Mr Freydons Hand energisch. Dieser schien froh zu sein, dass es geklappt hatte. Er schien nervös, als er McLarrens Straftaten und seine Immunität angesprochen hatte. Nun jedoch bedeutete er Isaac ihm zu folgen und die beiden gingen durch viele Flure in einen Konferenzraum mit unendlich vielen Pinwänden, auf denen Fotos vom Anschlag, verdächtigen Personen und bisherigen Ansätzen zur Ermittlung waren. "Ich werde Sie Ihrer Partnerin vorstellen!" Sagte Freydon und wies auf eine brünette Frau mit einem schwarzen Mantel und strenger, aber trotzdem freundlicher Mine: "Darf ich vorstellen: Mrs Lieutenant Emma Windo." Sie reichte Ihm die Hand und lächelte ihn an: "Ich schätze, wir arbeiten jetzt zusammen." "Perfekt, sie kann kombinieren wie Sherlock Holmes höchst persönlich!" Sagte Isaac sarkastisch an Freydon gewandt und fing sich einen bösen Blick seinerseits ein. "Schon gut, schon gut, ich mach nur Spaß! Ihr Deutschen seht alles immer so streng! Darf ich sie Emma nennen? Das würde einiges erleichtern." Sie nickte. "Sehr gut Emma. Dann erzähl mir, was ihr bisher wisst." Mit einem nicken wandte sich Freydon ab und Emma wies auf eine der Pinwände. "Im Prinzip haben wir noch fast gar nichts. Es gibt keine Bekenner und keine Beschuldigungen. Das einzige was es bis jetzt gibt, sind Zeugenaussagen zum mutmaßlichen Bombenleger und einige Überwachungsaufnahmen, die ihn auf den Straßen vor der Botschaft zeigen." Nachdenklich sah sich Isaac die Standbilder der Kameraaufnahmen an. "Hmm... ich glaube, ich kann mit den Bildern alleine nichts anfangen. Hör dir die Zeugenaussagen an und heb alles hervor, in dem sich diese unterscheiden. Ich schaue mir in der Zeit die gesamten Aufnahmen an." Emma nickte zuerst, dann fragte sie verwundert: "Warum soll ich alle Unterschiede hervorheben?" "Alt bewährte Methode. Finde die Unterschiede in den Aussagen und du merkst, ob der Zeuge, der den Täter gesehen haben will, geschmiert wurde." Emma zog eine Augenbraue hoch, verließ dann aber den Raum, um die Zeugen zu befragen. Isaac blickte ihr hinterher. Dieses kleine Detail, dieses kleine anheben der Augenbraue und die Art wie sie guckte, es erinnerte ihn an irgendetwas, aber er wusste noch nicht was es war. Ruckartig holte er sich zurück in die Realität und nahm sich die Bänder mit den Aufnahmen von einem der Beweismaterialtische. Es waren streckende Stunden an Videomaterial, dann stoppte er. Er hatte etwas gefunden, oder besser gesagt jemanden. Dieser jemand folgte dem mutmaßlichen Täter die ganze Zeit unauffällig und das beste war, Isaac kannte ihn. "Sieht aus, als haben wir was!" Sagte Isaac zu Emma, die gerade durch die Tür kam. "Wir müssen einem alten Freund mal einen Besuch abstatten schätze ich."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 05, 2021 ⏰

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Isaac McLarren - ExplosivgeschäftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt