Kapitel 1

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Die Besprechung war langweilig und trocken gegliedert. Eine Vorstellungsrunde fand statt, eine Einweisung in die Tagesordnung und Übungspläne wurden erstellt. Emma erfuhr von ihrem neuen Amt als Vizekommandantin, ihre Begeisterung hielt sich in Grenzen. Die Besprechung dauerte eine Stunde an, zum Schluss ergriff der General noch einmal das Wort "Ich möchte Sie alle darauf hinweisen dass Sie sich nur noch mit Ihren Nummern ansprechen sobald andere Menschen in der Nähe sind. Dies dient sowohl Ihrem als auch dem Schutz Unbeteiligter. Was Sie privat machen bleibt Ihnen überlassen." Mit diesen Worten stand er auf "Wegtreten." Dann verließ er den Raum. Auch die anderen gingen, Emma blieb sitzen und ordnete die Informationen in ihrem Kopf. Vizekommandantin... sie wollte nie wieder Verantwortung tragen, schon gar nicht für so einen Haufen. Sie schaute den anderen abfällig hinterher, keiner von denen war jemals wirklich im Einsatz. Die meisten von denen waren frisch von der Akademie und grüner hinter den Ohren als Feldsalat. Sie ging nachdenklich aus dem Raum und bekam nicht mit das Kati neben ihr her lief und redete. "Hast du zugehört zwei?" Verwirrt blickte sie Kati an  "Was? Zwei?" Plötzlich fiel ihr auf, dass dies ihre Nummer innerhalb der Einheit war. Sie seufzte, jedes Mitglied wurde auf eine Nummer reduziert, fast wie im Gefängnis. "Nein, tut mir leid. Ich war in Gedanken versunken." Kati begann von neuem. "Ich sagte, es ich freue mich schon sehr. Ich war noch nie im Gefecht, es muss aufregend sein" Katis Augen leuchteten vor Abenteuerlust. "Das kämpfen am Himmel ist grausam aber sauber, die Kugeln treffen und der Feind stürzt ab. Manchmal überlebt man und manchmal eben nicht.  Ab und zu fängt das Flugzeug Feuer und man verbrennt darin oder die Munition explodiert und man stirbt sofort. Die Kugeln können die Scheiben durchschlagen und man endet durchlöchert wie Käse. In der Luft kann dir keiner Helfen, es gibt keine Deckung und kein Entkommen." Emma ging zurück ins Zimmer und holte eine Packung Zigaretten raus. "Der Jäger wird schnell zum gejagten. Im Englischen nennt man das ganze auch the thrill of the kill. Der Nervenkitzel des tötens. Das beschreibt Luftkämpfe wohl am besten." Sie zündete eine Zigarette an und öffnete das Fenster. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein verzerrtes Grinsen ab, das töten macht süchtig. Der Nervenkitzel, das Adrenalin... wenn sie nur daran dachte ging ihr Atem schneller. Kati sah sie an, Emma fing sich wieder und bot ihr ebenfalls eine Zigarette an. "Ich kenne Leute die sie verkaufen, ich habe immer welche auf Vorrat. Nimm dir ruhig, du brauchst auch nicht immer danach fragen."  Kati zog eine raus und Emma gab ihr das Feuerzeug. Emma schaute zum Fenster hinaus, einige Augenblicke hörte man nichts weiter als das abbrennen der Zigaretten. "Em? Was hast du im Gefängnis erlebt?" Emma hielt inne und atmete aus. "Ich wurde verprügelt als ich mich mit den falschen Leuten angelegt habe, danach wurde ich ihr Spielzeug. Ich hörte nie auf mich zu wehren und prügelte einmal einem Kerl die Zähne aus dem Mund. Danach wurde ich in Einzelhaft gesteckt." Emma lachte bitter. "Was für 'ne beschissene Zeit das war... Ich wünsche diese Scheiße keinem." Sie schnippste die Zigarette aus dem Fenster.

Es klopfte an der Tür und Emma seufzte laut. "Herein." Ein junger Mann in Uniform stand vor ihr. Emma salutierte "Schön Sie zu sehen Kommandant, was verschafft mir die Ehre." Der junge Mann nickte und schloss die Tür. "Frau Vize-Kommandant, ich komme gleich zum Punkt." Er nahm seine Mütze ab und setzte sich auf eines der Betten. "Frau Vize-Kommandant, ich möchte Sie bitten mir zu helfen. Ich hatte bisher nie eine Kommando Position und würde Sie bitten im Hintergrund meine Position einzunehmen." Es war ihm sichtlich unangenehm sie zu fragen, sein Blick und seine Haltung verrieten ihn. Emma lachte leise "Verstehe ich Sie richtig... sie wollen diesen Posten nur auf dem Papier einnehmen und ich soll in Wahrheit diesen Haufen leiten?" Er nickte vorsichtig. Emma lachte wieder "Vergessen Sie es. Ich mach dass nicht, ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung bei Fragen oder Problemen aber ich übernehme keine Verantwortung für diese Frischlinge. Außerdem nennen Sie mich Em, das tat früher jeder." Der junge Mann versteckte seine Missbilligung nicht. "Isaac mein Name. Ich kann nicht leugnen dass ich enttäuscht von Ihnen bin, ich hatte Ihnen mehr Schneid zugetraut..." Er setzte seine Mütze wieder auf und ging zur Tür "In einer Stunde sammeln wir uns auf dem Platz, es gibt Arbeit für uns. Ich habe Erwartungen in Sie... Nummer zwei." Er knallte die Tür zu und ließ Emma und Kati zurück. "Wieso hast du denn nicht zugestimmt? Das hätte eine Gelegenheit werden können..." Emma unterbrach sie mit einer heftigen Handbewegung. "Diese Piloten vertrauen mir nicht, ich bin ein verurteilter Verräter. Was denkst du wie sie auf mich hören werden? Soldaten die zweifeln sind keine guten Soldaten. Du weißt doch was man sagt: Lieber tot sein als schlechte Kameraden zu haben." Emma seufzte und schloss das Fenster nachdem Kati ihre Zigarette weg warf. Sie machten sich fertig und begaben sich auf den Weg nach draußen. Schweigend liefen sie nebeneinander. Auf dem Flugplatz angekommen, standen dort verschiedene Flugzeuge. Emma entdeckte ihre alte Maschine und rannte hin. Es war definitiv ihre. Auf beiden Seiten hatte sie ein Pickass gemalt. Sie fuhr mit der Hand über die kalte und zerkratzte Oberfläche, sie fühlte sich wehmütig. "Endlich wieder Zuhause..." Ihre Stimme wurde brüchig, Erinnerungen kamen hoch an all die Einsätze und Kameraden. "Das ist deine Maschine? Diese alte Mühle?!" Gelächter kam zu ihr rüber. Sie ignorierte es, ja die BF-109 war alt. Sie stammt aus dem zweiten Weltkrieg und war faktisch veraltet aber... "Ich will keine andere Fliegen, keine andere Maschine hat so viel Seele wie sie." Man hatte ihre Abschüsse von den Flügeln entfernt, eine Schande aber sie war glücklich dass die Maschine wieder bei ihr war. Ein neuer Fliegeranzug lag im Cockpit ordentlich gefaltet auf dem Sitz. Sie begann zu lachen. Dann wurde sie unterbrochen, Isaac stand plötzlich neben ihr und zog sie zu den anderen, die sich bereits in einer Reihe aufgestellt hatten. "Aufgepasst, im Nordatlantik wurden feindliche Flugzeugträger gesichtet. Wir sollen die Lage lediglich auskundschaften, die Träger beobachten während sie in den Atlantik fahren und uns dann wieder zurückziehen, Feindkontakt ist zu vermeiden, der Atlantik ist immer noch Internationales Gewässer. Also los, bemannt die Maschinen." Emma rannte zu ihrem Flugzeug, sie zog den Anzug über ihre Kleidung und setzte den Helm auf. Ihr Herz raste und hämmerte wie ein Sturmgewehr. Endlich, es ging wieder los. Sie setzte sich ins Cockpit und beobachtete das Wartungspersonal, welches alles startbereit machte. Dann erhielt sie endlich grünes Licht, eine Fahne wurde in ihre Richtung geschwenkt und sie startete den Motor. Die Kanzel schloss sich und sie rollte auf die Startbahn. Nach und nach flogen die anderen Maschinen ab. Die Fahne schwenkte erneut in ihre Richtung. Sie gab mehr Schub, fuhr die Bremsklappen ein und zog dann die Nase des Flugzeuges hoch. Sie stieg auf. Sie begab sich in die Formation. Sie lachte erleichtert los, sie flog tatsächlich wieder. Sie wurde sofort wieder ernst, dies war keine Erkundungsreise. Ein Kampf wartete auf sie und Emma würde ihn mit offenen Armen begrüßen...

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 01, 2022 ⏰

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