Sonnenlicht schien durch die getönten Fenster des Eingangsbereiches des LiveNation Ton Studios. Obwohl es früh am Morgen war wusste ich, dass der graue Betonboden von der Sonne wahrscheinlich schon warm war. Ich war seit einer halben Stunde erst da und füllte gerade den kleinen Minikühlschrank mit Wasser auf, welcher in dem kleinen Wartebereich stand. Der Morgen war gleich verlaufen wie in den vergangenen zwei Wochen. Ich hatte kaum die Augen öffnen können so verschlafen und müde war ich. Kein Auge hatte ich zu bekommen und der nächtliche Schlafentzug spiegelte sich in meinen Schmerzenden gliedern wieder als ich aufgestanden war. Wie konnte er mich einfach so hintergehen? Ich hatte immer zu ihm gestanden und ihn in all seinen Plänen unterstützt. Er wollte ein Start-Up gründen für Proteinpulver. Kartons voll mit Proben standen in meinem Wohnzimmer. Zu jeder Messe war ich mit ihm gefahren um ihm zu Helfen ein Netzwerk von Businesskontakten aufzubauen. Die ganze Nacht ging ich in Gedanken alles durch was wir unternommen hatten. All die Abende wo wir Flyer und Proben sortierten, über seinen Laptop gebeugt Designideen uns anschauten oder all unsere Autofahrten bei denen wir laut grölend Musik hörten. Entweder hörten wir mein komplettes Taylor Swift Album durch oder er spielte Songs von einer seiner Lieblingsdeutschrapper die ich kaum kannte.
Irgendwo hatte ich es übersehen. Ich hätte es wissen müssen. Es kommen sehen. Als er zwischen den Beinen von irgendeinem Flittchen auf meine Couch stand und nicht hörte wie ich die Haustür öffnete. Das Gestöhne der Beiden. Ihr Aufschrei als sie mitbekam, dass ich ins Zimmer trat. Als er sich umdrehte, mir in die Augen sah und einfach nur leicht grinste.
Ich konnte nichts mehr essen. Selbst wenn ich es versuchte kam es mir innerhalb kürzester Zeit wieder hoch. Der Verlust einer geliebten Person war das Schmerzhafteste was ich je erlebt hatte. Meine Augen waren die meiste Zeit angelaufen und ich fühlte mich schlapp und ausgelaugt.
Ich konnte es einfach nicht begreifen. Ich hatte seit ein paar Monaten den Job bei LiveNation als Rezeptionistin, da mein Studium erst in ein paar Monaten losging. Um die Zeit zu überbrücken und meine Wohnung zu bezahlen. Der Job war mir wichtig. Er machte mir Spaß, gab mir Einblicke in das Musikbusiness und bot mir gegebenenfalls sogar die Möglichkeit Kontakte zu sammeln, welche ich nach meinem Studium gebrauchen könnte.Meine Aufgaben bestanden darin den Terminkalender des Studios zu planen um Überschneidungen zu vermeiden, Telefondienst und hereinkommende Kunden zu bedienen. Neben mir arbeitete einzig Steffen bei LiveNation. Er war verantwortlich für die Wartung der Technik und das tatsächliche produzieren von Musik. Oftmals wurde unser Studio allerdings von Künstlern gebucht, welche ihre Produzenten selber mitbrachten und daher war ich oft alleine.
Ich hatte noch gar nicht in den Terminkalender geschaut und wunderte mich, als ich hörte das die Tür aufging und jemand den Laden betrat. Ich erhaschte einen Blick ins Glas des kleinen Kühlschrankes auf mein Gesicht und rieb mir schnell die Augen in der Hoffnung, dass sie nicht ganz so geschwollen aussahen. Es wäre sehr peinlich gewesen einem Kunden unter die Augen zu treten, während man aussah als hätte man seit zwei Wochen durch geweint. Wobei dies bei mir leider zutraf. Schnell strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und drehte mich mit einem Lächeln zu dem Neuankömmling um.Vor mir stand ein breiter dunkelhaariger Mann, welcher mich mit seinen dunklen Augen musterte. Sein dichter Bart war perfekt getrimmt und er trug ein enges schwarzes T-Shirt was Blick auf einen unglaublich muskulösen Körper freigaben. Er könnte als Bodyguard durchgehen. Seine dunkle Stimme ließ mich zusammenzucken. „Hi, ich bin Momo".
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„Sorry mir war gar nicht bewusst, dass jemand das Studio gebucht hatte. Steffen ist auch noch gar nicht da", stammelte ich. „Doch, sollte drin stehen wie sonst auch" antwortete Momo gelassen ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich hatte ihn noch nie hier gesehen und fühlte mich ziemlich hilflos da meine Augen zwischen dem Computerbildschirm und dem Terminkalender seit mindestens 10 Minuten hin und her sprangen. Ich hörte den fremden Mann laut ausatmen und hoffte inständig das dieser Kerl mich nicht mit einer Hand zermalmte. Zu dem er in der Tat fähig gewesen wäre in Anbetracht seiner muskulösen Oberarme. Ich fragte mich ob er einer dieser Möchte-Gern Musiker war oder tatsächlich einer von den LiveNations VIP Musikern die es wirklich zu etwas brachten. „Es tut mir leid ich kann, äh ‚Momo' nirgendswo hier finden" entschuldigte ich mich ohne ihm ins Gesicht zu sehen.
„Versuch es mal mit Raphael", kam plötzlich eine unbekannte Stimme aus Richtung der Eingangstür. Als ich hochblickte stockte mir der Atem. Ein junger Mann war reingekommen, ohne das ich es gemerkt hatte. Er war größer als der Kerl mir dem perfekten Bart aber fast genauso muskulös. Er hatte dunkelbraunes Haar und rehbraune Augen, die mich durchdringend ansahen. Er trug ein dunklen Trainingsanzug und Nike Schuhe. Um seine Schulter hatte er eine kleine schwarze Tasche gehängt. Ich merkte wie es in mir einen Satz machte als ich ihn sah. Er kam näher an meinen Schreibtisch und ich konnte sein Parfüm riechen. Eindeutig Chanel Bleu. Er kam mir irgendwie bekannt vor, dabei hätte ich mich daran erinnert einen so attraktiven Mann zu sehen. Ich merkte nicht, dass ich ihn anstarrte als Steffen hinter dem unbekannten Schönen durch die Tür trat. „Raphael mein Guter. Schön, dass du wieder da bist. Hast dich ja lange nicht sehen lassen. Wie läuft das Business?" strahlte Steffen als er eintrat und die beiden Männer im Wartebereich sah. „Hey Emma, magst du den beiden Herren einen Cappuccio servieren bevor sie durchgehen?" bat er mich und wirbelte um die Neuankömmlinge als wären sie Stars. „Oder weißt du was? Mach gleich einen für mich mit!"
Ich huschte in die Küche und schickte Steffen einen stillen Dank in meinen Gedanken. Ich musste mich erstmal beruhigen. Raphael heißt er also, dachte ich. Wie kann es sein, dass ich die letzten beiden Wochen heulend auf meinem Bett lag ohne zu wissen das solch ein Mann auf diesem Planeten lebte. Ich atmete tief durch und holte drei Tassen und bereite die Cappuccino's vor.
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Indipendenzia (Raf Camora FF)
RomanceAls Emma den Job im LiveNation Ton Studio annimmt ahnt sie nicht, dass ihr ganzes Leben umgekrempelt wird. Nach einer heftigen Trennung mit Joshua ist Emma fix und fertig. Als ein fremder Schöner in dem Tonstudio vorbeikommt, in dem sie arbeitet is...