„Ich muss mich für Emma entschuldigen!" trällerte Steffen. „Die ist komplett durch den Wind. Sie hat vor ein paar Tagen ihren Freund bei sich zuhause mit einer Anderen erwischt, die Arme. Seitdem ist sie vollkommen durch den Wind."
Momo grunzte kaum deutlich und starrte auf sein Handy. Ich kam mit einem Tablett aus der Küche und tat so als hätte ich Steffen nicht gerade gehört. Ich musste mich ernsthaft zusammen zu reißen nicht loszuheulen vor Wut auf Steffen oder vor meinem eigenen Selbstmitleid.Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, als ich mit zitternden Händen die Tassen auf den Tisch im Wartebereich stellte, um den Steffen, Momo und Raphael saßen. „Emma? Hörst du mir zu?" fragte Steffen mich. Ich blinzelte verwirrt. Ich hatte nicht mitbekommen, dass Steffen mir eine Frage gestellt hatte. „Ich hatte gefragt ob dein Freund nicht auch auch großer Fan von Raphael ist oder nicht? Wie hieß der Bengel gleich noch?" Oh shit. „Joshua und er ist nicht mehr mein" murmelte ich leise und wollte mich gerade umdrehen, als ich die dunkle Stimme von Raphael hörte und mir das Blut in den Adern gefror.
„Wenn man eine Beziehung eingeht sollte man treu sein." er guckte mir direkt in die Augen. „Besonders wenn man so ein Mädchen wie dich hat. Du solltest ihm zeigen was er verpasst hat". Bitte was?? Hatte dieser verflucht heiße Mann gerade gesagt, dass ich quasi ein guter Fang sei? Mir schoss das Blut ins Gesicht und gleichzeitig hatte ich einen Kloß im Hals. Joshua, den Jungen den ich mit jeder Faser meines Körpers geliebt habe. Der sich komplett aus meinem Leben gezogen hatte von einem Tag auf den Anderen. Ich hatte ihn nach diesem Abend nicht mehr gesehen. Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit mich im Bad eingeschlossen hatte und mich mehrfach übergeben hatten und ins Wohnzimmer ging, war er aus der Wohnung verschwunden. Er hatte seine ganzen Sachen mitgenommen ohne mit mir überhaupt zu sprechen. Es schien als hätte er mit Absicht dieses Mädchen auf meiner Couch gevögelt, damit er einfach so verschwinden konnte. Ich konnte ihn auf keiner Weise mehr erreichen. Weder auf Whatsapp, Instagram oder über seinen alten Facebookaccount. Er hatte mich geghosted und ich wusste nicht mal warum.Ich musste mir schmerzhaft auf die Lippe beißen um nicht loszuheulen vor Steffen's Kunden.
„Komm her, lass ein Selfie machen und es deinem Joshua mal so ordentlich zeigen!" johlte Steffen und Raphael deutete mit seiner Hand auf den freien Platz neben ihm auf dem Sofa. Deinem Joshua. Ich zuckte innerlich kurz zusammen und schaute zu Raphael. Wer war dieser Kerl? Mit zittrigen Knien ging ich zu ihm rüber und hockte mich vorsichtig neben ihn. Steffen zog sein Smartphone hervor und hielt es hoch. Raphael legte seinen Arm um mich und zog mich nah an ihn ran. Mich überkam ein warmer Schauer und der betörende Geruch von Chanel Bleu. Als Steffen das Foto machte lag Raphael's Arm um mich und seine Hand ruhte auf meinem Bein. Als ich hinunter sah viel mir die kleine Palme auf die auf seinem Daumen tätowiert war.
Ich wusste nicht mal wer diese Jungs waren, die dort im Wartebereich auf den Sofa's um einen kleinen Tisch saßen und über Gott und die Welt sprachen. Ich lauschte dem Gespräch während ich wieder am Schreibtisch saß und E-Mails sortierte. Raphael schien Produzent zu sein und gleichzeitig auch Musiker. Er musste schon erfolgreich sein, denn Steffen betonte mehrmal wie gut seine letzten beiden Alben waren. Ich konnte ihn beobachten während ich am Schreibtisch saß und mir viel auf das er unglaublich schöne Zähne hatte. Immer wenn er redete oder lachte blitze eine perfekt, weiße Zahnreihe hervor. Seine markanten Gesichtszüge wurden unterbrochen von unglaublich vollen Lippen und ich erwischte mich dabei wie ich mir vorstellte seinen Mund mit meiner Zunge zu erobern. Emma! ermahnte ich mich innerlich. Wie konnte ich sowas denken. Ich versuchte mich wieder auf die E-Mails zu konzentrieren und buchte das Studio für ein paar Künstler und schickte Rechnungen ab. Dabei war ich so konzentriert, dass ich nicht merkte wie Momo und Raphael ins Studio gingen und mich alleine im Eingangsbereich ließen.________
Der restliche Tag verging wie sonst auch. Ich telefonierte mit einigen Kunden und räumte ein wenig meinen Schreibtisch auf. Zu Mittag erhitzte ich mir eine Mikrowellen Mahlzeit und vergaß fast die Begegnung vom heutigen Morgen. Als ich gegen 17 Uhr Schluss machte, packte ich meine Sachen nahm mein Handy und verließ das Studio mit der Absicht noch einmal schnell zum Rewe gegenüber zu laufen um mir etwas zum Abendessen zu kaufen. Beinah wäre ich in eine Horde von Menschen gelaufen als ich durch die Tür trat. Vor dem Studio standen bestimmt 30 Jugendliche und hielten ihre Handys in die Luft. Als sie mich sahen schienen sie fast enttäuscht zu sein und ließen ihre Handys sinken. Was machen die denn hier? Auf was warten die? wunderte ich mich. Ich arbeitete zwar noch nicht lange bei LiveNation, aber bisher hatte ich nie erlebt, dass so viele Leute vor der Tür des Musikstudios standen. Ein paar mal traf man hier Fans die drauf hofften ihre Idole zu treffen und Fotos zu machen. Ich war echt verwundert, denn heute war eigentlich kein großer Künstler bei uns gewesen. Ohne weiter drüber nachzudenken bahnte ich mir einen Weg durch die jungen Leute und lief auf die andere Straßenseite zum Rewe. Während ich durch die Gänge lief auf der Suche nach etwas geeignetem zum Essen klingelte mein Handy.
„Emma? Hast du schon Feierabend?" fragte meine beste Freundin Nicki am anderen Ende der Leitung. „Ja, bin gerade raus und zum Rewe" antworte ich während ich eine Packung Capellini Nudeln in meinen Einkaufswagen lege. „Ich hab dir bestimmt 200 Nachrichten bei WhatsApp geschickt! Warum antwortest du nicht?" Nicki klang aufgebracht. „Hey du weißt doch wie das ist, wenn Steffen mich bei der Arbeit am Handy erwischt wird der immer mega sauer.", ich schaute schnell nach und sah, dass ich tatsächlich einige Nachrichten bekommen hatte. Von Nicki waren es 34 Nachrichten, aber auch von ganz vielen anderen Freunden häuften sich die Nachrichten bei dem Instant Messenger. Ich richtete ohne groß drüber nachzudenken meine Aufmerksamkeit wieder dem Anruf „Was ist denn los?".
„Boah Emma bekommst du gar nichts mit? Ich wusste, dass LiveNation mega geile Künstler zu Besuch hat aber du hast mir nichts von Raf erzählt?" rief Nicki in den Hörer. Raf? Sofort sah ich den unbekannten Schönen vor meinem inneren Auge. „Wenn Joshua sieht, dass du mit dem zu tun hast, kommt der garantiert angekrochen Emma! Mach dich drauf gefasst. Fucking Raf!" Nicki schien nicht zu bremsen. „Nicki warte mal wovon redest du" unterbrach ich sie. Das sie Joshuas Namen gesagt hatte machte mich deutlich nervös. „Emma gehts noch? Bekommst du gar nichts mit? Raf hat ein Foto von euch beiden auf seinem Instagram Kanal gepostet!" Ich musste schlucken. Wieder dieser Name. Handelt es sich bei diesem Raf tatsächlich um Raphael aus dem Studio?
„Nicki, ich ruf dich zurück." stieß ich hervor und legte ohne eine Antwort abzuwarten auf. Nervös klickte ich mich durch die Nachrichten auf meinem Handy.Noch nie hatten mir so viele Leute geschrieben. Nichtmal an meinem Geburtstag. Luisa, die ich in den Ferien kennengelernt hatte schrieb: Hey was geht? Seit wann chillst du mit Raf Camora? Eine andere Freundin aus der Parallelklasse schrieb: Wow Emma du bist ja richtig Fame.Als ich Instagram öffnete sah ich nur die kleine 99+ bei Benachrichtigungen. Unzählige fremde Menschen schrieben mir. Ein Glück war mein Account privat, denn ich hatte rund 800 Anfragen. Nicki hatte mir einen Post weitergeleitet. Als ich drauf klickte machte mein Herz einen Satz. Ich erkannte mich sofort. Ich saß im Arm von Raphael. Seine Hand lag auf meinem Bein und sein Blick ruhte auf mir. Wir sahen aus wie enge Freunde und seine Hand auf meinem Bein gab der ganzen Situation etwas intimes. Die Kommentare unter dem Bild reichten von Wow da hast du dir aber eine Schöne besorgt zu Wer ist diese Hure?. Mir wurde schlecht. Das alles war mir ein wenig zu viel. Ich schaltete mein Handy aus und verließ den Rewe Markt ohne Abendessen zu kaufen.
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Indipendenzia (Raf Camora FF)
RomansAls Emma den Job im LiveNation Ton Studio annimmt ahnt sie nicht, dass ihr ganzes Leben umgekrempelt wird. Nach einer heftigen Trennung mit Joshua ist Emma fix und fertig. Als ein fremder Schöner in dem Tonstudio vorbeikommt, in dem sie arbeitet is...