Faulheit

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In der Garage warten Kisten über Kisten auf Tim. Alles alte Sachen von ihm und seinen Schwestern. Tim hat keine Lust das Ganze hier aufzuräumen. Er will lieber noch ein bisschen mit dem Taschenrechner experimentieren. Wenn er jünger wäre, müsste er bestimmt nicht aufräumen! Bloß wie jung soll er sich machen?

10 klingt gut, dann wäre er so alt wie Lena ursprünglich war. Er nimmt den Taschenrechner, drückt auf "In" und es erscheint "17J 8M 21T" auf dem Display. Tim gibt "- 2555" ein, um bei sich die 7 Jahre abzuziehen die er eigentlich Lena schenken wollte. Er überlegt nochmal. "10J 8M 21T", will er wirklich wieder so jung werden? Vor allem war er als Kind auch immer so klein. Seinen Wachstumsschub hatte er erst mit 12 Jahren.

Schließlich siegt die Neugier und Faulheit. "Ach was solls, Hauptsache ich muss nicht die Garage aufräumen." Tim drückt auf "Out" und wie die letzten Male durchzieht ihn ein kurzer Schmerz. Die Kisten um ihn herum sind alle ein ganzes Stück größer geworden. Dafür sind es aber auch ein paar Kisten weniger. Es sieht gleich gar nicht mehr so unordentlich aus.

Tim schaut nochmal auf das Display des Taschenrechners. 10 Jahre, 8 Monate und 21 Tage ist er jetzt alt. Seine Schwester war 10 Jahre und 3 Monate. Da würden zwischen ihren Geburtstagen nur etwa 5 Monate liegen. Darum ist bestimmt vorhin "Error" auf dem Display erschienen. Was wohl der Mindestabstand ist? Das muss er später unbedingt mal ausprobieren. Erstmal geht er aber zurück auf sein Zimmer.

Bei den Kinderzimmern angekommen merkt Tim gleich die nächste Veränderung. Auf der Tür zu Lenas Zimmer sind unter ihrem Namen keine Pony-Poster mehr, sondern "Keep Out" und "Betreten auf eigene Gefahr" Schilder. Auf der Tür zu seinem Zimmer steht immer noch sein Name, jetzt allerdings in Bunt. Und im Gegensatz zu der leeren Tür, die er seit Jahren hatte, sind jetzt ganz viele Pokemon-Sticker auf der Tür verteilt.

Die Einrichtung seines Zimmers sieht jetzt auch ganz anders aus. Sein gemütliches Jugendbett ist einem Hochbett für Kinder gewichen. Darunter sind jede Menge Legosteine und Figuren verstreut. Der Computer von seinem Schreibtisch ist verschwunden und dafür stehen jetzt Mathe und Deutsch Bücher für die vierte und fünfte Klasse da. Tim interessiert sich aber mehr für die Rutsche, die an seinem Hochbett angebracht ist. So eine wollte er schon immer mal haben. Aber als er 'vorher' so alt war, haben immer nur seine kleinen Schwestern neue Möbel und Sachen bekommen. Jetzt da die Rollen vertauscht sind hat er endlich so ein Bett.

Tim klettert die Leiter zu seinem Bett hinauf und versteckt den Taschenrechner unter seinem Kopfkissen. Da sollte ihn eigentlich keiner finden. Und dann kann es auch schon losgehen. Tim setzt sich auf die Rutsche. Am Ende dieser liegt eine Gummimatte und es sind ganz viele Kissen aufgebaut. Das sieht von hier oben viel höher aus als gedacht. Langsam rutscht er los und hält sich dabei an den Rändern fest. Nach kurzer Zeit ist er auch schon unten angekommen. OK und jetzt nochmal in schnell. Tim flitzt die Leiter hoch, setzt sich wieder auf die Rutsche, reißt die Arme in die Luft und rauscht Richtung Fußboden. Alles heil, da geht noch mehr.

Tim macht die wildesten Stunts auf der Rutsche und nach einer Viertelstunde ist er erstmal geschafft. Das Lego unter seinem Bett hat es ihm jetzt angetan. Vertieft sitzt er da und baut neue Lego-Figuren, nimmt sie wieder auseinander, baut sie um und verbessert sie. So intensiv hat er schon lange nicht mehr 'analog' gespielt. Er hat so viele Legosteine, da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Altersrechner - Episode 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt