8.

421 16 3
                                    

Es vergingen Tage, bis Markel wieder zu Kräften kam.
In dieser Zeit wich Samira kaum von seiner Seite. Hielt seine Hand, kühlte ihm die Stirn, half ihm beim trinken, las ihm Geschichten von der Reise eines Wichtels vor, bis er tief und fest schlief. 

An diesem Abend, war Markl wieder soweit bei Kräften, das Hauro ihn runter getragen hatte und er non auf dem weichen, roten Sofa, am Kamien saß und mit Jiji ein Brettspiel spielte. 
Samira lag in der Badewanne, welche Hauro ihr eingelassen hatte. Der Duft von Lavendel umschloss Samira und ließ sie seit Tagen endlich mal wieder in Ruhe durchatmen. 

"Gewonnen." lachte Markl und warf die Arme nach oben. 
Jiji grinste breit und strich über das graue Fell des Kätzchens, welches neben ihr auf dem Sofa lag. 
Meister Hauro hatte gesagt es sei ein er.
So hatte Markl ihm den Namen Felix gegeben. So hieß der Wichtel in seinem Buch. 
Flynn sah von seinem Schnitzmännchen auf, als Meister Hauro die Treppe herunter kam. Das blonde Haar hatte er im Nacken zu einem Zopf mit einer Schleife gebunden. 
Er steuerte den Tisch an, auf dem seine offenen Zauberbücher lagen. 
Er musste noch zwei Zauber fertig stellen, die in Auftrag gegeben worden waren. Einer von ihnen war ein Wachstumszauber für ein Kind, das zu langsam wuchs. Diese Gesundheitszauber konnte Hauro noch nie leiden, sie waren besonders aufwendig. Genau sie der Zauber den er vor einigen Tagen für Samira angefertigt hatte. Diese hasste er die die Pest. 
Hauro ließ die Finger knacken und trat an den Tisch. 
Markl sah ihn verstohlen an und zog sich die Decke weiter über die Brust. 
"Meister Hauro?" fragte er vorsichtig. 
"Hmh?" machte Hauro und sah zu dem Jungen über die Schulter. 
Zuhörend blickte er ihn an. 
"Ich weiß gar nichts,- über sie." murmelte Markl und blickte schnell nach unten, als befürchte er jeden Moment geschimpft zu werden. 
Überrascht richtete sich Hauro auf und wandte sich zu seinem Jungen um. 
"Über Samira?" fragte er, obwohl er die Antwort schon wusste. 
"Wer denn sonst." schnaubte Calcifer. 
Hauro lachte leise. 
"Dann wollen wir das mal ändern." erwiderte Hauro, stieß sich von dem Tisch leicht ab und trat an sein Regal heran, in dem er alle seine magischen Zutaten aufbewahrte. 
"Da bist du." nahm Hauro eine Schachtel aus dem Regal, auf der Alraunenwurzel stand und nahm eine kleine Wurzel aus der Schachtel. 
Am Tisch hackte er sie in kleine Stücke, ging zum Kamien und nahm etwas Asche und vermengte diese in einer Schale mit der Wurzel. 
"Festhalten." drückte er Jiji die Schale in die Hand, trat hinter das Sofa, ging in die Knie und fasste am Sofa zu. 
Mit einem festen Ruck zog er das Sofa einen Schritt breit vom Kamien zurück und nahm dann Jiji wieder die Schale aus der Hand. 
"Setz dich zu den beiden." nickte er Flynn zu. der legte sein Messer und deine Schnitzerei weg und setzte sich zwischen Jiji und Markl. 
Hauro nickte und wandte sich dann Calcifer zu. 
Der nickte zustimmend und schloss die Augen. 

"Hey la hey mamela!" rief Hauro laut und warf mit einer lockeren Handbewegung das Gemisch in die Flammen. 

Funken flogen, in allen Farben, löschten die Lampen im Zimmer und Calcifer's Feuer wuchs zu einer mächtigen Flamme an. 
"Du weißt alles über sie. Du kennst sie schon seit Jahren!" erklärte Hauro mit einer mächtigen Stimme, schlug die Hände vor sich aufeinander und führte sie dann in einer ausladenden Bewegung wieder schnell auseinander. 
Sie aus dem Nichts, in den Flammen tanzend, selbst aus Flammen bestehend war Samira zu sehen. Ihr Haar flog, genau wie der Rock ihres Kleides. Jeden ihrer Gesichtszüge konnten die Kinder sehen. 
"Das ist die Prinzessin." lehnte sich Markl vor und sah die Frau aus Flammen fasziniert an. 
Er konnte genau das Diadem in ihrem wilden Locken sehen.
Jedes Jahr an seinem Geburtstag, hatte Hauro ihm so eine magische Geschichte erzählt. Von einer Prinzessin, welche ihr Königreich verließ im Abenteuer zu erleben. 
All die Jahre hatte Hauro ihm von ihr erzählt, ohne das es Markl gewusst hatte. Hatte ihr ihre Abenteuer erzählt, welche er über Erzählungen erfahren hatte. 
Ja manche hatte Hauro erfunden. Samira hatte nie gegen Riesen gekämpft, aber er hatte Markl so weit es ihm möglich war, alles über Samira erzählt, was er in den Jahren hatte erfahren können. 
"Das kenne ich. Die Wandermagier tragen bei Straßenfesten solche Sachen. Ich hab sie ein paar mal gesehen. Sie sehen immer so schön aus." schwärmte Jiji und sah Samiras Tanz im Feuer fasziniert zu. 
Die Kinder zuckten erschrocken zusammen und Jiji fasste nach Flynn's Hand, als aus dem Nichts eine noch nie gehörte Musik das Schloss erfüllte. Es hörte sich fast so an, als würden hunderte von Violinen in einer Höhle aus Eis spielen. 
Die Melodie klang so Kristallklar, wie die Kinder es noch nie gehört hatten. Dann erklang ein Lied. Sanft, dennoch Kraftvoll und rein. Es war die Stimme einer Frau. 

"Komm mein Liebling, schlaf jetzt ein." War eine Strophe davon. 

Wieder schlug Hauro die Hände zusammen, der Flammen Tanz verschwand und die Flammen färbten sich blau. Sie glitten aus dem Kamien heraus, hoben sich in die Luft. Blau, glänzende Funken flogen in den Raum, sahen aus wie Sterne die am Himmel tanzten. 
Der Raum wurde einzig und allein von den Blauen Flammen und Funken erhellt, welche durch den Raum flogen. 

"Zeige dich." hauchte Hauro.

Die blauen Flammen zogen sich zu einem großen Bild an der Decke zusammen und die Kinder mussten die Köpfe in den Nacken legen um es sehen zu können. 
Samira.
Sanft hielt sie ein Neugeborenes in ihren Armen. Wog es hin und her, legte ihre Stirn sanft gegen die ihres Kindes und eine Träne in Form von vielen kleinen blauen Funken, lief ihr über die Wange nach unten. 

Mit einem Mal zersprang das Bild aus funken und Flammen und formierte sich glitzernd neu. 
Ein Mann und eine Frau. 
Sich tanzend in den Armen haltend wurden geformt. 
Samira, ein langes Kleid tragend, hielt eine Seite des Kleides hoch und legte sich anmutig in jede einzelne Drehung hinein in die sie ihr Partner führte. 
"Meister Hauro." flüsterte Jiji. Sie schwebend tanzten sie durch den Raum. Samiras langes Haar flog bei jeder Drehung, genau wie ihr Kleid und Hauro hielt sie sicher in den Armen. 

Immer und immer wieder formten sich die blauen Flammen und Funken neu. Zeigten neue, sich bewegende Bilder. Aus Hauros und Samiras Kindheit, aus ihrer Jugend. Hauro erzählte eine Geschichte. 
Er erzählte seine und Samiras gemeinsame Geschichte. 
Die Geschichte, wie er sich in die verliebt hatte.
Jiji traten Tränen in die Augen. 
Sie konnte sehen, wie sehr Hauro sie geliebt hatte und es noch immer tat. 

Und sie konnte sehen, das auch Samira ihn einst sehr geliebt hatte. 

Mit verschränkten Armen, die Haare in eine Handtuch eingewickelt und mit einem Bademantel bekleidet, stand Samira am Fuß der Treppe, im Schatten und sah sich das Schauspiel an. 
Weder Hauro noch die Kinder bemerkten sie.
Sie kannte diese Melodie. Sie kannte sie ganz genau. 
Hauro und sie hatten sie zusammen komponiert. Vor all diesen Jahren. 
Schon Samira, als sie noch jünger gewesen waren, hatte Hauro mit Calcifer ihr immer wieder so etwas vorgeführt und sie gelehrt, es selbst zu machen. 
Calcifer in verschiedene Formen zu leiten. 

Doch niemand konnte es so, wie Hauro. 

Das wandelnde Schloss FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt