Kapitel 1

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Ich schloss die Türe auf. Meine Schuhe kickte ich in die Ecke. Meine Jacke liess ich auf den Boden fallen. Meinen Rucksack fand seinen Weg in eine andere Ecke. Heute wurde ich das erste Mal von der Arbeit Nachhause geschickt. Ich lief zu meinem Regal und nahm das eine Bild in meine Hand. Ich strich darüber, und wiedereinmal kamen diese Gedanken in mir herauf, die ich nie mehr sehen möchte.

20 Jahre zuvor

"Pass auf, Katy!", rief mir meine Mutter zu. Ich rutschte eine Rutsche runter. Unten stand jedoch noch ein kleiner Junge. Flink sprang er zur Seite. Er lächelte mich an.

"Sorry!", entschuldigte ich mich bei dem Jungen.

"Keine Ursache.", er rannte weg. Ich schaute ihm hinterher. Ich wandte meinen Blick schnell ab, und stieg die Stufen zum Kletterturm wieder hoch. Viele Minuten vergingen, bis ich schliesslich zu meiner Mutter ging.

"Mama!", ich rüttelte an ihrer Hand. "Ich will ein Eis!"

"Klar doch, mein Schatz. Lass uns eins kaufen. Welche Sorte hättest du denn gerne?", fragte meine Mutter mit einem Lächeln im Gesicht.

"Schoko", sagte ich. Meine Mutter war bereits aufgestanden. Sie nahm mich ander Hand und wir liefen zum Eisstand. Ich hüpfte neben ihr her. Die Sonne blendete mir ins Gesicht. Meine Mutter bestellte mir mein Eis. Wir liefen die Strassen entlang und ich leckte an meinem Eis. Wir bogen in unsere Strasse ein. Ich hörte einen lauten Knall. Meine Mutter schrie. Die Hand, welche mit meiner Verschränkt war, wurde kalt. Der Griff lockerte sich und ich hörte jemanden fallen. Meine Hand war nicht mehr mit einer Verschränkt. Ich schaute rauf, wie ich es immer tat, wenn ich meiner Mutter ins Gesicht schaute. Doch dort war kein Gesicht. Nur eisblauer Himmel. Ich schaute auf den Boden. Dort lag meine Mutter. Um sie herum war Blut. So viel Blut. Mein Eis fiel zu Boden. Das Schokoeis vermischte sich mit ihrem Blut. Ich starrte sie nur an.

"Ich liebe dich.", flüsterte sie. Eine Träne kullerte mir über die Wange. In diesem Moment schloss sie die Augen.

"Mama?", ich rüttelte an ihr. "Mama! Steh auf!" Es war vergeblich. Sie wachte nicht mehr auf. Still sass ich vor ihr. Ich bekam nichts um mich herum mit. Mein Vater stand hinter mir und hatte mir eine Hand auf die Schulter gelegt. Ich hatte das Gefühl, dass ein Teil von mir gegangen war. Sie würde nie mehr aufwachen. Sie würde nie mehr mit mir reden. Sie würde nie mehr mit mir auf den Spielplatz gehen. Sie ist tot. Und sie wird es auch immer so bleiben.

1 Stunde später brachte mich mein Vater ins Haus. Der Krankenwagen hatte meine Mutter schon längst weggebracht. Ich fühlte mich allein, auch wenn mein Vater an diesem Tag für keine Minute von meiner Seite wich. Man merkte ihm die Trauer an. Ich weiss, dass ich diesen Tag niemals vergessen werde. Und schon jetzt sehnte sich mein Herz nach einer Umarmung meiner Mutter.

*****

Heute ist ihr Todestag. Ich beschloss, zu meinem alten Zuhause zu fahren, also setzte ich mich ins Auto und fuhr los. Immer näher an den Ort, den ich sofort verliess, als sich die erste Möglichkeit ergab.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 13, 2015 ⏰

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