Es war am späten Abend des ersten Septembers 1995. Das Feuer erhellte die schwarzen Räume des Gemeinschaftsraumes. Das kalte Leder fühlte sich auf der nackten Haut ihres Beines wie eine Wohltat an. Die Hitze der Verbrennung schien ihr gesamtes Schienbein zu ummanteln.
Vorsichtig entfernte sie den Stoff, der an der Wunde klebte, zog sich ihre Hose aus, um mehr Freiheit zur Behandlung der Wunde zu bekommen. Tränen schossen ihr in die Augen, als sie die Verbrennung näher betrachtete. Wie eine Schlucht zog sie sich über die weiße Haut. Gelbliche Blasen erhoben sich in der Wunde, die von einem dunklen Rot umrundet war. Sie hätte keinen Stoff über die Wunde legen sollen ...
Amanda lugte zu ihren Zauberstab, den sie auf den Tisch gelegt hatte. Den konnte sie jetzt gut gebrauchen. Vielleicht konnte sie mit einem Schwebezauber die Stoffreste aus der Wunde entfernen ... Sie biss sich auf ihre schmale Lippe, während sie sich streckte. Jede Bewegung schmerzte so sehr, dass sie am Liebsten einfach zusammengebrochen wäre. Ihr Vater hatte wirklich eine reife Leistung abgelegt.
Mit den Fingerspitzen erreichte sie ihren Zauberstab, fischte ihn mit verschwommenem Blick vom Tisch - und zog sich anschließend seufzend zurück aufs Sofa. Sie fixierte den ersten Fetzen, ehe sie den Schwebezauber das erste Mal ausübte. Der Stoff zitterte, was ihr mehrere, schmerzerfüllte Schauer über das Bein treiben ließ. Mit aller Macht wehrte sie sich gegen das erdrückende Gefühl, welches sie einzulullen versuchte. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten, die Ohnmacht drohte sie zu übermannen. Tränen der Verzweiflung rannen ihr über ihr zartes Gesicht, ihre Lippen begannen zu beben, sodass ihre Schneidezähne sie aufrissen. Was hatte sie ihm nur getan, dass er sie so sehr hasste? Seine eigene Tochter? Warum hatte er sie mit einem Eisen gebrandmarkt, nachdem sie bereits wimmernd am Boden lag?"Ein Hund also." Die eiskalte Stimme ihres Hauslehrers fuhr ihr durch Mark und Bein. Erschrocken ließ sie ihren Zauberstab fallen und drehte sich viel zu schnell um. Ihr Herz zog sich in ihrer Brust zusammen. Gleichzeitig zeigten ihre gebrochenen Rippen, dass sie die ruckartige Bewegung gar nicht gut fanden. Amanda hatte nicht bemerkt, dass er hinein gelangt war. Professor Snape musste die Unterhaltung zwischen ihr und ihren Freunden mitbekommen haben. Anders konnte sie sich nicht erklären, dass er von der Lüge wusste. Außer Pan hatte ihren Hauslehrer noch heimlich aufgesucht, nachdem sie sich geweigert hatte zu Madam Pomfrey zu gehen. Severus Snape betrachtete ihre Beine, sein Blick war auf der Brandwunde gerichtet. "Miss Gelu ... Wer hat Ihnen das angetan?" Er stand einfach nur da, sein Blick war undefinierbar, seine Arme vor seiner Brust verschränkt. Doch seine Stimme zitterte. "Ich ... Ich wurde gestern von einem Hund -" - "Erzählen Sie mir keine Lügenmärchen!" Nun konnte Amanda etwas anderes in seinem Gesicht erkennen. Ärger. Wut. Sie schluckte. Ihr Hals schien sich zugeschnürt zu haben. Der Speichel drang nur sehr schwerfällig zu ihrer Kehle hindurch. "Dies, Miss Gelu, ist keine Bisswunde eines reudigen Köters. Dies ist verbranntes Fleisch." Professor Snape schien die Worte auszuspucken, als wären sie Gift. "Waren es Potter und seine kleinen Freunde?" - "Was?", fragte Amanda verwundert. Sie würde Potter und Weasley wirklich einiges zutrauen - aber das? Nein. "Potter. Oder Weasley? Ich denke nicht, dass Granger dazu in der Lage wäre." Sie schüttelte jedoch nur ihren Kopf. Ihre blonden Locken wurden ihr dabei ins Gesicht geschleudert. "Nun denn", fuhr er fort, "das hier muss jedenfalls erst behandelt werden. Professionell." Mit diesen Worten zog Professor Snape seinen Zauberstab, deutete auf die klaffende, wässernde Wunde und ließ ihn durch die Luft schnippen. Der Stoff, der sich in ihre Wunde gefressen hatte, schoss in die Luft hinauf. Amanda konnte sehen, dass die blaue Farbe vom Blut verschlungen worden war, ehe sie zischend ins Feuer flogen. Ihre Augen fixierten die Flammen. Sie reagierte nicht, als er um die Couch herum trat, nicht, als er sich zu ihr kniete und auch nicht, als er sich daran machte ihre Wunde zu versorgen. Erst als er die Behandlung beendete sah sie ihm in sein kantiges Gesicht, welches von seinen schwarzen Haaren wie Seide umrahmt wurde. Er erwiderte ihren Blick. Eisblaue Augen trafen auf Tiefschwarze.
"Haben Sie weitere Verletzungen?" Seine Stimme holte sie in die Gegenwart zurück. Langsam schüttelte sie den Kopf. Doch er hatte sie bereits durchschaut als er hinter Sie getreten war. Sie konnte es fühlen.
Sein Stirnrunzeln bestätigte es."Ziehen Sie ihr Shirt aus." Amanda blinzelte. Sie könnte schwören, dass sie sich verhört hatte. Er war noch immer in derselben Position. "Was?", fragte sie verwirrt. "Ihr Shirt", wiederholte ihr Hauslehrer, "ziehen Sie es aus." Wieder schluckte Amanda hart, während sie sich langsam aufrichtete. Sie spürte, wie ihre Arme zu kribbeln begannen. Sie hatte sich die gesamte Zeit über auf sie gestützt, sodass sie nun eingeschlafen waren. Währen Amandas Finger ihr Shirt griffen, wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie keine Hose anhatte. Zog sie jetzt ihr Shirt aus, würde sie nur in Unterwäsche bekleidet vor Professor Snape sitzen. Eine eisige Gänsehaut machte sich nach einem eisigen Schauer über ihren Körper breit, der jedoch nichts damit zu tun hatte, dass sie fröstelte. Langsam entblößte sie ihren Bauch, gab den Blick auf die unzähligen Verfärbungen frei, bevor sie es mit einem Ruck über den Kopf zog und es sich vor ihr Schlüsselbein drückte. Ihre Beine presste sie fest zusammen, beschämt, nun so frei vor ihm zu sitzen. Während er ihre blau-schwarz-violetten Rippen begutachtete, stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht.
Amanda fixierte ihn, beobachtete genau, wie er seine Hand hob. Sie zuckte zusammen, als seine Finger ihre Haut berührten, um die Blessuren nachzuzeichnen. "Wie ist ihr Verhältnis zu Ihren Eltern?" Amanda schloss die Augen. So wie er sie berührte, wie er sich um sie kümmerte... Das hat noch nie jemand getan. Sie spürte, wie ihre Haut auf seine Berührung reagierte. "Meine Mutter ist kaum Zuhause", gab sie zu. "Und ihr Vater?" Amanda sh nur das die rötliche Färbung der Innenseite ihrer Augenlider, wusste nicht, ob er ihr glaubte. "Sehr gut." Seine Finger hielten inne. Amanda öffnete die Augen und für einen Augenblick sah es aus, als würde der blanke Hass in seinem Gesicht stehen. Wie von einer Tarantel gestochen zog er seine Hand zurück. "Sehr gut?", zischte er, bevor er seinen Zauberstab auf Amandas Oberkörper fixierte. Ein leichter, weißer Rauchfaden schlang sich über ihren Körper, legte sich auf ihn - und Amanda spürte, wie sich ihre Knochen in die natürliche Position richteten. "Die Blessuren werden noch eine Weile bleiben, an Ihrem Bein bleibt eine Narbe, doch es ist noch nicht getan. Kommen Sie morgen zu mir, ich fertige eine Salbe an, außerdem bekommen Sie einen Trank, um die Schmerzen zu lindern." Mit diesen Worten erhob er sich. er blickte sie noch einmal eindringlich in die Augen. "Kommen Sie am Ende des Schuljahres zu mir. Ich werde Ihnen helfen, die Sommerferien zu überstehen." Amanda nickte nur. Es hatte ihr die Sprache verschlagen. Eine Welle der Dankbarkeit überrollte sie, ließen ihr weitere Tränen in ihre Augen steigen. Si blickte ihm nach, als er ansetzte, den Gemeinschaftsraum zu verlassen.Doch dann blieb er stehen. Amanda konnte seinen Rücken sehen. Sie erwartete, dass er sich noch einmal umdrehte - doch er blieb einfach dort stehen, während er sprach: "Und noch etwas. Sie haben ab sofort das Verbot in den Ferien die Schule zu verlassen."
Dann ließ er sie in Frieden. Das einzige, was zurück blieb, war das Wissen, dass Severus Snape nicht so kaltherzig war, wie er jeden zu Glauben lassen versuchte.
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Verliebt, Verboten, Verloren
FanfictionTRIGGERWARNUNG! Mobbing, häusliche Gewalt Amanda Gelu teilt ein ähnliches Schicksal wie Severus Snape. Er kümmert sich um die junge Slytherin. Anfangs ist es ihr perinlich, mit der Zeit bewundert sie ihn - und dann wird er ihr heimlicher Schwarm. Do...