Missmutig und mit hängenden Schultern schlurfte Amanda zu ihrem ihr zugewiesenen Platz. Trostlos legte sie ihre Tasche neben ihren Stuhl, während Granger bereits beim Aufbauen ihres Kessels eine gute Figur machte. Amanda rümpfte nur kurz die Nase, bevor sie sich selbst daran machte, ihren Kessel ordnungsgemäß aufzustellen. Während Grangers Kessel vor Sauberkeit blitzte, war Amandas so staubig, dass sie beim Aufstellen einen Hustenanfall bekam. Bei jedem Atemzug spürte sie, wie ihre Rippen sich gegen die Bewegung wehrte, ihre Lunge sich zusammen zog und ihr Hals brannte. Ihr ganzer Körper schmerzte, nicht zuletzt ihr Bein, welches noch immer eine verkrustete, heilende Wunde aufwies. Tränen stiegen ihr in die Augen, Tränen des Schmerzes, Tränen der Scham.
Amanda spürte, wie eine Hand auf ihren Rücken klopfte. Als der Husten endlich nachließ, konnte sie nur verschwommen erkennen, dass Hermine Granger ihren Platz verlassen hatte und ihr nun den Husten aus ihren Körper klopfte. Doch Amy ließ ihre rechte Schulter kreisen, stieß gleichzeitig die Gryffindor zurück und krächzte heiser: "Fass mich nicht an!"
Abwehrend hob das Mädchen ihre Hände und trat von Amanda zurück. Sie selbst rieb sich mit der linken Hand ihren Hals, die freie Rechte krallte sie in den Holztisch. Da der Tisch so oft benutzt und wenig gepflegt wurde, bohrten sich kleine Splitter unter ihre Fingernägel, was sie kurz aufjaulen und zurückspringen ließ. Wehleidig starrte sie ihre drei mittleren Finger an.
"Miss Granger", ertönte plötzlich eine ihr vertraute Stimme hinter ihr, "Haben Sie das dringende Bedürfnis meine Schülerinnen ersticken zu lassen?" Granger errötete. Amanda wusste, dass dies lediglich Wut sein musste, da sie genau wusste, dass sie weder bei Pansy, noch bei ihr selbst Schuld war. "Nein, Sir", erwiderte das Mädchen - sehr souverän, wie Amanda fand. "Können Sie mir erklären", fuhr Professor Snape hinter ihr ruhig fort, "Warum es ausgerechnet in Ihrer Nähe zu Nahtoderfahrungen meiner Schülerinnen kommt?" Amanda konnte sehen, wie Grangers Gesicht noch roter wurde. Sie wusste, was folgen würde. "Nein, Sir."
Amanda sah ihre Sitznachbarin während des gesamten Gespräches an. Sie blickte in das rote Antlitz, vermied es jedoch, ihr in ihre Augen zu sehen. Langsam ließ sie ihre Hände sinken. In ihren Fingerspitzen, unter ihren Nägeln, konnte sie das Pochen ihres Herzschlags spüren. "Zehn Punkte Abzug für Gryffindor", beendete ihr Lehrer das Gespräch. Amanda glaubte, seinen Blick auf sich zu spüren, erwartete, dass er noch etwas hinzufügte - doch das Geräusch von schnellen, sich entfernenden Schritten verriet ihr, dass er nichts mehr hinzuzufügen hatte.Langsam ließ Amanda sich auf ihren Stuhl nieder. Sie schüttelte ihre blonde Locken. Er hatte ihr am gestrigen Abend noch versichert, sie solle noch einmal zu ihm kommen. Doch nun war sie sich nicht sicher, ob sie dies wirklich wollte. Er hatte ihre Wunden versorgt, das war es dann auch gewesen. Warum glaubte Amanda, ganz kurz so etwas wie ein Gefühl des Hasses in seinem Gesicht gesehen zu haben? Und warum ging sie automatisch davon aus, dass dieses Gefühl ihrem Vater galt? Amanda runzelte nachdenklich ihre Stirn, während sie mit ihren linken Fingern die Splitter aus ihren rechten zog. Es hatte sie einfach überrascht, dass er plötzlich hinter ihr gestanden und sich um sie gesorgt hatte. Mit einem tiefen Atemzug beschloss sie, ihn einfach zu fragen, wenn sie ihre Tinktur holen würde.
"Nun, da Miss Grangers Mordversuche ein Ende haben, können wir endlich mit dem Unterricht beginnen." Amanda horchte auf, hob ihren Blick. Professor Snape stand vor seinem Pult. Seinen Zauberstab hielt er mit den rechten Daumen und Zeigefinger, ebenso mit der linken Hand. Amanda wusste, was nun folgte. Zu Beginn eines jeden neuen Jahres testete Professor Snape die Schüler aus, provozierte sie und ließ sie einen Trank brauen, der viel zu schwer für ihr Jahrgang war.
Jedes Jahr schaffte Granger es, den Trank nahezu perfekt nachzubrauen, jedes Jahr bekam sie dafür Punkteabzug fürs Schummeln. Amanda fragte sich, warum sie einfach immer weiter machte. Konnte sie nicht anders als nahezu perfekt zu sein?
Mit einem leichten Schwenker seines Zauberstabes rollte ein Kessel langsam heran, der sich vorher perfekt mit der Dunkelheit verschmolzen hatte. Professor Snape ließ den Kessel langsam durch den Klassenraum fahren, ehe er sprach: "Wer von euch schlauen Köpfen kann mir verraten, welcher Trank im Kessel schlummert?"
Amanda bemühte sich gar nicht erst, den Trank anhand von Konsistenz, Farbe und Geruch zu bestimmen. Sie konnte lediglich ausmachen, dass in dem Kessel eine weiße Flüssigkeit ruhte. Verstohlen blickte sie zu Granger herüber, dessen Hand natürlich in die Höhe geschnellt war, noch bevor ihr Lehrer die Frage überhaupt zu Ende stellen konnte. "Mister Flint?", fragte Professor Snape jedoch und ignorierte die Gryffindor gekonnt. "Ich vermute mal nix giftiges", erwiderte Marcus, was nicht nur ihr ein Kichern entlockte. Professor Snapes Mundwinkel zuckten. "Ganz recht", gab er mit einem Nicken zu, "Fünf Punkte für Slytherin, für diese bemerkenswerte Äußerung, dass es sich nicht um ein Gift handelt." Amanda musste Schmunzeln. Sie verstand bis heute nicht, wie er den Slytherins gleichzeitig eine bevorzugte Behandlung entgegen brachte und die kalte Schulter zeigen konnte.
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Verliebt, Verboten, Verloren
FanfictionTRIGGERWARNUNG! Mobbing, häusliche Gewalt Amanda Gelu teilt ein ähnliches Schicksal wie Severus Snape. Er kümmert sich um die junge Slytherin. Anfangs ist es ihr perinlich, mit der Zeit bewundert sie ihn - und dann wird er ihr heimlicher Schwarm. Do...