Prolog

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Fröstelnd stand die junge Frau mit den langen braunen Haaren auf dem Gehweg und beobachtete die Autos, die mit erhöhter Geschwindigkeit an ihr vorbeifuhren. Nur die wenigsten blieben stehen, um mit ihr oder den anderen, ebenfalls spärlich bekleideten Frauen zu reden. Generell gab es in der heutigen Nacht weniger Arbeit als in anderen Nächten. Die Braunhaarige vermutete, dass dies mit dem kalten und erbarmungslosen Wind zusammenhing, der durch die Straßen von Detroit pfiff. Es gab nicht viel, was sie an ihrer alten Heimat vermisste, doch die stets warmen Temperaturen fehlten ihr.

Ein erneuter Windstoß schlug ihr die Haare ins Gesicht und sie spürte, wie kalte Regentropfen sich auf ihre nackten Arme legten. Für einen Moment war sie versucht, ihre Arme vor der Brust zu verschränken, um sich wenigstens ein wenig aufzuwärmen. Allerdings würde sie ihren möglichen Kunden damit auch den Blick auf ihre Oberweite verwehren, sodass sie sich bewusst dagegen entschied. Sie war nicht stolz auf ihren Job, doch sie war stolz darauf, ihre kleine Tochter in ein sicheres Land gebracht zu haben und ihr somit die Zukunft zu sichern. Die Frau am Straßenrand besaß keinen amerikanischen Pass, aber ihre Tochter würde diesen vielleicht eines Tages besitzen. Ihr würde die ganze Welt offenstehen.

Zu ihren Füßen hatte sich bereits ein reißender Fluss aus kaltem Regenwasser entwickelt, der ihren ohnehin schon unsicheren Stand auf den Schuhen mit den viel zu hohen Absätzen noch gefährlicher wanken ließ. Bevor der Mann sie nach Amerika gebracht hatte, hatte sie nicht einmal Schuhe mit Absätzen besessen. Nun musste sie jeden Abend mehrere Stunden darauf stehen und ihr fiel es schwer, sich daran zu gewöhnen. Doch das alles tat sie gern – für ihre Tochter, deren Leben dazu bestimmt war, besser zu sein als das ihre.

Sie klammerte sich an den Gedanken, wie das Leben ihrer Tochter wohl aussehen würde, als ein schwarzer Wagen vor ihr hielt. Dank der spärlichen Beleuchtung und des strömenden Regens konnte sie die Marke nicht erkennen, zumal sie sich in diesem Bereich eh nicht auskannte. Trotzdem war sie sicher, dass das Auto teuer war. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Geschäftsmann, der aus einer der besseren Gegenden der Stadt kam und sich hierher begeben hatte, um seinem nahezu perfekten Leben zu entfliehen. Zumindest war dies meist der Fall, wenn Kunden mit solch einem Wagen vorfuhren. Die junge Frau konnte nicht anders, als diese Menschen zu verurteilen.

Die getönte Fensterscheibe des schicken Wagens wurde heruntergelassen und die Frau versuchte, einen Blick auf ihren neusten Kunden zu erhaschen. Allerdings hatte dieser sich seine graue Kapuze tief ins Gesicht gezogen, was gar nicht ungewöhnlich war. Viele der Männer, denen die Frau bereits Vergnügen bereitet hatte, waren in Sorge, man würde sie hier sehen. Daher gaben sich einige erst zu erkennen, wenn sie sich sicher waren, in einem geschützten Umfeld zu sein.

„Guten Abend", grüßte der Mann mit tiefer Stimme sie höflich. Die junge Frau setzte ihr freundlichstes Lächeln auf, ehe sie langsam auf das Auto zuschritt. Sie konzentrierte sich auf jeden ihrer Schritte, um nicht umzuknicken. Schließlich brauchte sie diesen Kunden, um endlich aus der Kälte herauszukommen.

Als sie endlich an dem Auto angekommen war, lehnte sie durch das Fenster in den Wagen, wobei sie spürte, wie ihre Brüste aus dem viel zu knappen Oberteil herausquollen. „Wie viel?", fragte der Mann direkt, wobei er noch immer aus der Frontscheibe sah.

„60 Dollar", antwortet sie ihm. Der Mann nickte und holte die geforderte Summe aus dem Handschuhfach, um sie ihr im nächsten Moment zuzustecken. Dankbar nickend steckte sie sich das Geld in ihren BH, ehe sie die Tür öffnete und sich auf dem Beifahrersitz niederließ. Sobald sie die Tür wieder schloss, empfing sie der fast schon sterile Geruch sowie eine wohltuende Wärme, die sich um sie legte.

Ohne ein weiteres Wort mit ihr zu wechseln, fuhr der Mann los. Er steuerte eine der vielen umliegenden Gassen, die zwischen längst verlassenen Fabrikgebäuden entstanden, an. Das taten die meisten ihrer Kunden. Nur selten kam es vor, dass einer von ihnen mit ihr in das nahegelegene Stundenhotel fuhr. Am Anfang war ihr der Sex in der Öffentlichkeit unangenehm gewesen, doch mittlerweile wusste sie, dass sich um diese Uhrzeit lediglich die Kunden in diesen Gassen herumtrieben. Auch die getönten Scheiben gaben ihr ein täuschendes Gefühl von Sicherheit.

Der unbekannte Mann hielt seinen Wagen in einer in vollkommene Dunkelheit getauchten Gasse an und schaltete den Motor ab, ehe er seinen Sitz zurückstellte. Das einrastende Geräusch war wie ein Startschuss für sie. Mit einer Handbewegung winkte der Mann sie zu sich, ohne seine Kapuze abzunehmen. Auch dies sollte ihr recht sein. Vielleicht gehörte er zu den Leuten, die gar nicht erkannt werden wollten und sie wollte ihm das Gefühl vermitteln, er würde seine Anonymität wahren, auch wenn sie früher oder später sein Gesicht sehen würde.

Geschickt kletterte sie über die Handbremse des Wagens, während die Scheiben von ihrem Atem und dem des Mannes langsam beschlugen. Mit gespreizten Beinen setzte sie sich auf die Beine des Mannes und begann, seine Hose aufzuknöpfen. Sie war mittlerweile so routiniert, dass es ihr innerhalb von wenigen Sekunden gelang, seine Hose zu öffnen und soweit von seinem Becken zu ziehen, dass die Unterwäsche frei lag. Sie konnte die Verhärtung seines besten Stücks bereits erkennen und dem Mann entkam in freudiger Erwartung ein leises Stöhnen.

Sie legte ihre Hände an den Bund seiner Unterhose, als ein unglaublicher Schmerz sie überrollte. Langsam sah sie an sich herunter und entdeckte das Messer, das in ihrem Bauch steckte. Sie sah das Blut, das aus der Wunde lief. Schwärze tanzte vor ihren Augen, drohte, sie zu übermannen. Schmerzerfüllt keuchte sie auf und Tränen rannen über ihre Wangen. Die Luft ging ihr aus, als der Mann das Messer herauszog.

Das Blut, ihr Blut, war überall.

Der Mann stieß ein weiteres Mal zu, nur um das Messer wieder hastig herauszuziehen. Ekstatisch versenkte er das Messer unzählige Mal in ihrem Oberkörper, bis sie schließlich leblos auf ihm zusammensackte.

Obwohl er bereits einige Minuten da saß, war sein Atem noch immer schwer und sein Herz schlug viel zu schnell gegen seinen Brustkorb

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Obwohl er bereits einige Minuten da saß, war sein Atem noch immer schwer und sein Herz schlug viel zu schnell gegen seinen Brustkorb. Er war sich sicher, noch nie in seinem Leben so befreit gewesen zu sein, wie in diesem Augenblick. So glücklich. Seine Unterhose und seine Jeans waren durchtränkt mit dem Blut der Frau, die leblos an seiner Brust lehnte, sowie mit seinem Sperma. Allerdings störte ihn das nicht.

Doch so sehr er diesen Moment genoss – er musste schleunigst hier weg. Seine rationalen Gedankengänge kehrten allmählich zurück und obwohl die Polizei in Detroit unterbesetzt war, würde es bestimmt nicht lange dauern, bis sie ihn entdeckten.

Ein letztes Mal fuhr er mit seinen Fingern durch das wunderschöne braune Haar der Frau. Dann öffnete er die Fahrertür und stieß sie mit aller Kraft aus dem Auto. Wie eine Puppe fiel sie auf den geteerten Untergrund und er musste sich beherrschen, um sich nicht erneut in seiner Lust zu verlieren. Bevor dies geschehen konnte, schloss er die Tür schnell wieder, um sie nicht mehr anblicken zu können.

Er versicherte sich erneut, dass niemand in der Gasse war, der ihn gesehen haben könnte. Als er niemanden entdecken konnte, startete er den Motor seines Wagens und legte den Rückwärtsgang ein. Er machte sich auf den Rückweg zu seinem normalen Leben, seiner Familie in dem hübschen Vorort. Dabei war er sich sicher, dass er die Freuden der vergangenen Momente niemals vergessen würde. 

 

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