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„Adam?"

„Bist du noch wach?"

„Ja. Hab mir gerade
die Zähne geputzt."

Ich trockne mein Gesicht und
meine Hände am Handtuch ab und
schaue nochmal in den Spiegel, bevor ich
das Licht neben der Badezimmertür
ausmache und in mein Zimmer gehe.
Leichte Schatten unter meinen
Augen verraten die langen Nächte
hinter Büchern.

„Was ist los?"

„Viele Gedanken, weiß auch nicht."

„Sie sind oft da, wenn es spät ist."

„Hast du's schon mit Tee
probiert? Das hilft vielleicht."

„Mir ist heute nicht danach."

Irgendwie tut es weh, das zu sagen.
Es kommt selten vor, dass ich
unseren Kirschtee ablehne.

„So schlimm also."

„Ja, tut mir leid."

„Tu das nicht, Charlie. Hör
auf dich für Dinge zu entschuldigen,
für die du absolut nichts kannst."

„Hörst du?"

Bitte.

„Ich versuch's."

„Wirklich."

„Ich weiß."

„Ich bin stolz auf
dich. Vergiss das nicht."

„Wenigstens einer
von uns. Aber danke."

„Hey Charlie, mach mal
dein Fenster auf."

„Okay, wieso?"

„Guck nach oben. Siehst
du die vielen Sterne? Und den
Mond? Heute ist er voll."

„Es ist wunderschön!!"

„Aber Vollmond? Pass auf, dass
dich kein Vampir beißen kommt."

„Weil ich so süß bin?"

Ich lache leise auf und setze mich
auf mein Fensterbrett, die kühle Nachtluft
streift meine Arme und ich
atme tief ein und aus.

„Ja ja, schon klar."

„Gib's zu, ich würde einen
ziemlich guten Vampir abgeben."

„Stimmt, Adam. Das würdest du."

„Ist Nala bei dir?"

„Sie liegt auf meinem Bett."

„Da findet das jemand
wohl genauso gemütlich, wie du."

Er bringt mich zum Lächeln.
Die Wellen an Gedanken werden
weniger dank ihm.

„Ich werde um meinen
Platz kämpfen!"

„Haha, das will ich sehen."

„Beim Abendessen hat Lola
von den Plänen ihrer
Klassenfahrt in die Berge
erzählt. Und da ist mir ein Gedanke
gekommen. Bist du bereit?"

„Bereit wenn du es bist."

„Pff, wirklich?"

„Das musste sein."

„Also, schieß los."

„Lass uns wegfahren."

„Nur wir beide."

Mir wird warm und mein
Mund ist auf einmal ganz trocken.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll.

„Charlie? Alles okay?"

„Tut mir leid, wenn ich
zu schnell bin. Ich hatte nur
diese Idee von uns beiden
in meinem Wagen mit gepackten
Taschen auf der Rückbank
und Süßigkeiten und Milchshakes
aus einem Diner, und Musik und
heruntergelassenen Fenstern
beim Fahren und wenn
du willst, übernachten wir
in Motels, ich weiß, total altmodisch,
aber das ist doch irgendwie
unser Ding, oder?"

„Adam!!"

„Was ist? Panikattacke? Gedanken?"

„Was kann ich tun??"

„Beruhige dich. Es ist
alles in Ordnung mit mir."

Mein Herz schlägt wie verrückt
gegen meinen Brustkorb und ich wische
mir meine schwitzigen Hände
an meiner Hose ab. Für einen Moment
hatte ich mir wirklich Sorgen gemacht.

„Bist du sicher?"

„Ganz sicher, versprochen."

Er soll sich nicht so in den Wahnsinn
treiben wegen mir. Keinem von uns
tut das gut.

Trotzdem ist es süß von ihm.

„Okay."

Mein Atem beruhigt sich und
seufzend schaue ich auf Nala, die
an meinem Bettende liegt und
mich aufmerksam anschaut.

„Adam?"

„Ja?"

„Lass uns wegfahren."

„Nur wir beide."

Bist du noch wach?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt