Geheimhaltung mit Folgen

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Die Situation bei dem explodierten Reaktorblock 4 war alles andere als stabil, denn schon dort versuchte man das wahre Ausmass der Katastrophe hinunter zu spielen und vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Das Ausmass der Strahlung wurde verschwiegen, was für

die kurz nach der Explosion alarmierten Feuerwehrtruppen, zum tödlichen Verhängnis wurde. Das wahre Ausmass der Katastrophe zeigte sich im Laufe der Zeit immer mehr, aber nicht einmal an diesem Punkt, teilte man den Feuerwehrleuten etwas davon mit.

«Sie versuchten, die Flammen zu löschen, schoben den brennenden Grafit mit den Füßen vom Dach ... Sie waren ohne die Segeltuchmonturen gefahren und hatten nur Hemd und Hose an. Man hatte ihnen nichts gesagt, sie waren zu einem normalen Feuerwehreinsatz geholt worden.»

Aussage von Ljudmila Ignatenko, die Ehefrau des umgekommenen Feuerwehrmannes Wassili Iwanowitsch Ignatenko.

Wie die Aussage von Ljudmila Ignatenko zeigt, hatten die Feuerwehrmänner keine Ahnung davon, in was für eine Todeszone sie sich bei diesem Einsatz begeben würden. Sie hatten somit keine Chance, dem schrecklichem Tod zu entkommen, nachdem sie sich ohne jeglichen Strahlenschutz, einer so hohen Strahlendosis unbewusst, ausgesetzt hatten.
Den Feuerwehrmännern wurde lediglich gesagt, dass ein Wasserstofftank explodiert sei und dass das Dach vom Reaktor deswegen brennen würde.

Jedoch wussten einige Ingenieure, die sich im betroffenen Reaktorblock befanden, schon zu diesem Zeitpunkt, dass nicht ein Tank explodiert war, sondern der Atomkern selbst und der Kern somit offen frei gelegen hatte. Aber selbst der stellvertretende Chefingenieur des Kraftwerks Tschernobyl, Anatoli Stepanowitsch Djatlow, der den Test im Kontrollraum beaufsichtigt hatte, war der festen Überzeugung - wie auch die Gewerkschaftsleitung des Kraftwerks -, dass der Atomkern noch intakt und stattdessen ein Wasserstofftank explodiert

War. Es wurde schlicht nicht für möglich gehalten, dass der Kern eines RBMK-Reaktors explodieren kann. Auch dann nicht, als sich bei einigen Personen die Symptome einer Strahlenkrankheit zeigten und die vorhandenen Messgeräte, die sogenannten Dosimeter, bis ans Maximum der Anzeige ausschlugen und teils sogar die innere Elektronik der Messgeräte durchgebrannt waren, aufgrund der hohen Strahlung.

Die ermittelten Messwerte der vorhandenen Radioaktivität wurden jedoch einfach auf das auslaufende Speisewasser, aus dem angeblich explodiertem Wasserstofftank geschoben.

Die Helden von TschernobylWo Geschichten leben. Entdecke jetzt