Kapitel 2
Tajna war schneller, als sie es sonst gewohnt war und dieses Mal musste sie sich wirklich festhalten. Dennoch war es wunderbar zu sehen, wie die Wolken an ihnen vorbeizogen.
Dabei war es dunkel und trotzdem waren sie sichtbar, denn der Mond brachte sie in gewissen Momenten zum Leuchten. „Wo sind wir hier?", fragte sie ganz außer Atem, als er langsamer wurde.
Er setzte zum Sinkflug an und sie bemerkte bald Berge, die sogar an ihren Spitzen mit Schnee bedeckt waren. Dennoch war ihr nicht so kalt, wie es hätte sein sollen. Lag das an Tajnas Rücken? Strahlte er Wärme aus?
Oder sie hatte sich irgendwie daran gewöhnt. Ihr entfuhr ein erstaunter Laut, als der Drache sich auf einem flachen Steinplatz niederließ.
„Das sieht sehr schön aus", gestand sie flüsternd und lauschte, was für Geräusche die Umgebung zu bieten hatte. „Wo genau kann ich das Kraut am besten finden?", fragte Fenrir, als sie sich langsam von Tajnas Rücken gleiten ließ.
„Vorsichtig", bat er. „Das hier ist Territorium der Zwerge", informierte der Drache, während sie noch abstieg.
„Was machen Zwerge?", fragte sie vorsichtshalber, weil sie keine Ahnung hatte, was diese Wesen taten.
„Sie sind eine Art kleinere, robustere Menschen und leben eher unterirdisch. Sie sind etwas raubeinig", erklärte Tajna grummelnd.
„Und was kann ich tun, um sie zu besänftigen? Ich möchte doch nur das Kraut holen", sagte Fenrir ruhig. Sie schien keine Angst zu haben, noch mehr magische Wesen zu sehen.
„Sie werden nicht böse sein", versicherte er. „Aber sie graben Tunnel und dort solltest du nicht hineinfallen."
„Ich werde es versuchen. Es ist nur so dunkel", gestand Fenrir. Ihre Augen schweiften bereits über den kargen Platz und sie überlegte, ob sie sogar die Felswand hinaufklettern musste.
„Nimm die Blumen", meinte Tajna und stupste sie leicht in den Rücken.
„Welche Blumen?", fragte Fenrir und schien sich an dem kleinen Schubser nicht zu stören. „Ist das Kraut eher an den Felswänden?"
„Die in deinen Haaren. Die spenden dir Licht", erklärte der Drache und klang zufrieden.
Der Blumenkranz der Feen! Das hatte sie gar nicht bemerkt. Deshalb hatten sie ihr wohl die Blumen gebracht, weil sie wussten, dass Fenrir diese brauchen würde.
Mit einem breiten Lächeln nahm sie den Blumenkranz in die Hand und konnte sofort etwas mehr erkennen.
Grau und glatt lagen die Felswände vor ihnen. Manche glitzerten durch das Eis, welches sich auf den Steinen gebildet hatte. Das sah richtig schön aus. Am liebsten hätte Fenrir noch länger diese schöne Landschaft angesehen, doch sie musste sich beeilen. Außerdem schien es hier nicht viel zu geben.
Sie faltete das Papier auseinander und betrachtete die Skizze genau, bevor sie sich etwas bewegte und nicht nur den Boden, sondern auch die Steinwände um sich herum betrachtete.
Je weiter sie sich von Tajna wegbewegte, desto kälter wurde es. Zudem wurde es auch recht windig und sie hoffte diese wunderschöne, kleine, violette Blume irgendwo zwischen dem Schnee zu entdecken.
Wenigstens wusste sie, dass Tajna ihr Wärme spendete, obwohl er sich stets kühl anfühlte. Vorsichtig setzte sie einen Fuß nach dem anderen vor sich, denn Schnee kannte sie nicht oder konnte sich zumindest nicht daran erinnern, es je gesehen zu haben.
Sie rutschte sofort, als sie einen Schritt darauf setzte und sie kämpfte für einen Moment um ihr Gleichgewicht, doch sie fiel nicht hin. Mit dem Papier in der einen und dem leuchtenden Blumenkranz in der anderen suchte sie gründlich nach dem Kraut, das sie suchen sollte. Eigentlich sah es eher wie eine Blume aus, aber sie kannte es nicht.
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Drachenaugen - Die Entscheidung (Band 2) - Leseprobe!
FantasyFenrir ist viel mit Tajna unterwegs, der ihr die Vielseitigkeit der magischen Welt zeigt. Zudem trifft Fenrir eine Entscheidung, die viel Arbeit mit sich bringt. Doch die Haremsdame Sinon ist ihr dabei eine große Hilfe. Allerdings läuft nicht alles...