Zwei

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Gemächlich schritten die beiden Forscher durch die Gänge des Theaters. Die Wände wurden von bunten Kristallen geschmückt, überall funkelten sie in dem Gold, dass die Besucher umgab. Die Flure zweigten ab in Ausstellungsräume, in denen alte Skelette und Statuen zur Schau gestellt wurden, an den freien Stellen der Wände hingen wunderschöne Gemälde. Passend zum Namen des Theaters, waren in gläsernen Vitrinen Kronen ausgestellt, Kopfbedeckungen bedeutender Herrscher der vergangenen Jahrhunderte. Interessiert schauten sich die beiden die verschiedenen Exemplare an und lasen ihre Beschreibungen. „Schau Mal hier, Yoongi, die Krone von König Gwangjong", machte Hoseok seinen Partner auf ein sehr altes Exemplar aufmerksam. Der Angesprochene trat neben ihn und las sich die Informationen durch. „Das Schild sieht neuer aus, als die anderen. Ich glaube es wurde vor kurzem ausgewechselt", seine Augen huschten über die Inschrift, „sie reden hier auch von meinen Forschungsergebnissen." Mit diesem Satz breitet sich ein Lächeln auf Yoongis Gesicht aus, er liebte es, wenn seine Arbeit Anerkennung fand.

„Woah", entkam es Hoseok und als Yoongi sich nach links zu ihm drehte, bemerkte er, dass sein Kollege seinen Kopf etwas in den Nacken gelegt hatte und auf etwas auf der rechten Seite Yoongis blickte. Er folgte dem Blick und auch er gab ein leises „Wow" von sich. Über dem Eingang zum Zuschauerraum war eine riesige, goldene Krone als Markise angebracht. Auch sie wurde mit funkelnden Kristallen in verschiedensten Farben übersäht, die den Vorraum in ein leicht gefärbtes Licht tauchten. „Der Erbauer dieses Theaters hatte wohl ein Händchen für die kleinen Details", murmelte Yoongi, was Hoseok leicht lachen ließ. „Klein? Ich bitte dich, das ist gigantisch", entgegnete er und Yoongi musste selbst einmal auflachen. Nebeneinander betraten sie schließlich den Zuschauerraum und setzten sich auf die ihnen zugewiesenen Plätze im mittleren Block. Yoongis Blick schweifte durch den Saal, während er seine Fliege etwas richtete. Sein Blick blieb zuletzt in der vorderen linken Ecke hängen, in der ein für ihn undefinierbares Gerät stand.

Es sah wie eine Verschmelzung aus verschiedensten Instrumenten aus, welche alle in neuen Winkeln voneinander abstanden, dennoch verbunden schienen. „Hoseok, weißt du, was das ist?" Hoseok drehte sich um. „Das ist das selbstgebaute Instrument, das Kim Seokjin, der Komponist der Stücke gebaut hat", erklärt er direkt und zückt sein Notizbuch, blättert zu einer bestimmten Seite. „Er hat dieses Gerät Engelsrufer getauft, weil er laut eigener Aussage einen Engel damit beschwören könnte. Es verbindet alle Instrumente eines Orchesters in einem einzigen Gerät, ist das nicht unglaublich? Er hat bereits ein Patent darauf und dieses ist die erste Geschichte, welche mit dieser neuartigen Musik untermalt wird." Yoongi staunte nicht schlecht. Jimins Worten in seinem Brief nach zu urteilen, war dieser Seokjin wohl der Vater von Taehyung, dem verstobenen jungen Mann. Für Yoongi klang es plausibel, dass er sich nach dem Tod seines Sohnes in die Arbeit gestürzt hatte. Solche Fälle hatte er bereits zu Genüge bearbeitet.

Einige Momente später dimmte sich das Licht in dem Saal etwas und der Engelsrufer begann zu spielen, während einige Opernsänger ihre Stimmen erklingen ließen. Zeitgleich traten einige Balletttänzer hinter dem Vorhang hervor und begannen ihre Schritte. Yoongi konnte Jimin sofort ausfindig machen, immerhin tanzte er im Zentrum der Gruppe. Seine Bewegungen waren sanft und fließend, noch nie hatte Yoongi ihn so tanzen sehen. Seine Augen verfolgten jede kleinste Bewegung und klebten nahezu an dem Körper des Jüngeren. Jeder Sprung und jede Drehung wurde perfekt und voller Hingabe ausgeführt, das Gesicht des zierlichen Balletttänzers war zu keinem Zeitpunkt verzogen, immerzu strahlte es vor Eleganz. Ab und zu hielt er inne, ließ seine Stimme erklingen. „Jimin ist anscheinend richtig aufgeblüht", merkte Hoseok an, Yoongi brachte bloß ein Nicken zustande. Hoseok und Jimin kannten sich noch nicht persönlich, lediglich aus Erzählungen, hatten jedoch unabhängig voneinander beide bereits das Gefühl, miteinander befreundet zu sein.

Als der letzte Ton erklang und das Ende des Königreiches Ambrosia präsentiert worden war, verbeugte sich die Tänzer Gruppe und die beiden eifrigen Zuschauer applaudierten sofort enthusiastisch, die Vorstellung war exzellent gewesen. Doch zu ihrer Überraschung applaudierte kaum ein anderer Zuschauer mit ihnen. Die beiden wechselten einen verwirrten Blick und hörten mit dem Klatschen auf, als erneut ein einziger Lichtkegel die Bühne erleuchtete. Ein Mann in feinem, grauem Anzug und einer weißen Maske, die die obere Hälfte seines Gesichtes verdeckte, wie sie schon die Darsteller der Untertanen getragen hatten, stand in diesem und hielt ein Mikrofon in der Hand. „Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich zu unserem Spektakel von Ambrosia", sagte er und Yoongi konnte hören, wie eine Dame in der Nähe der beiden von dich gab: „Sieht so aus, als käme endlich der interessante Teil des Abends", bevor das Publikum in Applaus ausbrach.

„Der Zweck dieser Vorstellung war nicht nur die Premiere unseres neuen Stückes Ambrosia", erklärte der Mann, wanderte etwas auf der Bühne umher. „Die meisten von Ihnen werden wegen etwas anderem hier sein, befürchte ich." Ein kleines Lachen machte die Runde. „Es war ausgeschrieben, dass alle Anwesenden heute an einem Spiel teilnehmen werden. Derjenige, der am Ende aller Runden übrigbleibt, der Gewinner, bekommt das ewige Leben von uns", als diese Worte ausgesprochen waren, applaudierten die Zuschauer erneut, während Yoongi und Hoseok einen überaus irritierten Blick austauschten. „Doch eine Sache, wurde noch nicht offenbart. Denn alle, die es nicht bis dahin schaffen, alle die vorher versagen", Yoongi wurde unbehaglich bei dem Grinsen, dass sich auf dem Gesicht des Mannes ausbreitete, „müssen leider sterben."

Ambrosia - yoonmin [completed, Hobby Award, Fishriver Award, Aurum Award]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt