Es war Tag der Ernte. Jedoch war es die Ernte der letzten Hungerspiele in der Geschichte Panems und ich würde daran teilnehmen. Ich hatte mich eigentlich schon mit meinem Schicksal abgefunden. Dennoch traf mich die Erkenntnis, an diesem Morgen, wie ein Schlag ins Gesicht. Heute musste ich für die Grausamkeit meines Großvaters büßen. Bei dem Gedanken an ihn, spürte ich einen Stich im Herzen, als ob ich jetzt schon in der Arena wäre und ein anderer Tribut mir gerade sein Messer in Herz stechen würde. Er war eigentlich immer ein sehr guter Großvater gewesen und hatte sich immer um mich gekümmert und gesorgt. Heute musste ich das zu Ende bringen, was mein Großvater vor Jahren angefangen hatte.
Doch auch ich fand, dass dies kein Grund war jedes Jahr 23 Kinder sterben zu lassen.
An meiner Situation hatte sich eigentlich nicht viel verändert. Ich hatte nach wie vor nicht viele Freunde. Vor der Rebellion, als mein Großvater noch über das Kapitol und die Distrikte geherrscht hatte, wollten alle nur des Geldes wegen etwas mit mir zu tun haben, weshalb ich mich völlig von anderen Kindern abschottete. Und nun, nach der Rebellion, wollte sowieso niemand etwas mit der Enkelin des grausamsten Mannes in der Geschichte Panems zu tun haben.
Ich lebte alleine in einem Haus am Rande des Kapitols. Obwohl, alleine war ich nicht. Ich wurde schließlich Rund um die Uhr von Friedenswächtern überwacht und drei mal am Tag kam eine Frau vorbei die mir etwas zu essen kochte, meine Wäsche wusch oder das Haus putzte, schließlich konnte man ein 13 jähriges Mädchen nicht sich selbst überlassen. Viel mehr war ich einsam. Ich war schon vor dem Tod meines Großvaters einsam gewesen, jedoch spürte ich es jetzt mehr denn je.
Mein Blick viel auf die Uhr. In einer halben Stunde sollte ich auf dem großen Platz vor dem Präsidentenpalast stehen, also zog ich mir schnell mein Erntekleid an und ging die Treppe runter. Ich ging in die, etwas schäbige, Küche und sah das das Frühstück schon auf dem Tisch stand. Suchend sah ich mich um. Von der Frau, die mir immer das Essen brachte und deren Name ich nicht wusste, war keine Spur. Sie musste dagewesen sein als ich noch geschlafen hatte, schließlich musste auch sie pünktlich zur Ernte erscheinen. Während ich das Frühstück mechanisch in mich hinein schaufelte, dachte ich darüber nach, wie viel sie der Frau wohl dafür bezahlen, mich jeden Tag dreimal zu besuchen. Mich, die Enkelin von Präsident Snow. Ich schob den Gedanken bei Seite und konzentrierte mich etwas mehr auf die bevorstehende Ernte. Ich wusste das es tausende Möglichkeiten gab, dass mein Name gezogen wurde. Auch mein Großvater hatte diese Methoden angewandt, um die Spiele spannender zu gestalten. Zum Beispiel sorgte er dafür, das Geschwister gezogen wurden oder beste Freunde. Aber auch vor Liebespaaren machte er nicht halt.
Es klopfte an der Tür und kurz darauf wurde sie auch schon aufgestoßen. Niemand wartete auf eine Antwort. Man kam einfach herein, das Klopfen war lediglich eine Vorwarnung. Friedenswächter maschierten mechanisch auf mich zu.
"Sind sie fertig, Fräulein Snow?", fragte einer der Friedenswächter. Ich bejahte und sie nahmen mich in ihre Mitte. Und so lief ich umringt von Friedenswächtern zum Platz vor dem Präsidentenpalast.
Alle starrten mich an. Ich war ja auch nichtzu übersehen, so von Friedenswächtern umringt.
"Nächster bitte!", riss mich eine monotone Stimme aus meinen Gedanken. Ich trat vor und ein Mann stach mir mit einer feinen Nadel in den Finger und presste ihn auf ein Blatt Papier. Dann wurde ich als Malìn Snow identifiziert. Die Leute hinter mir drängelten mich weiter, jedoch konnte ich noch sehen wie der Mann, meinen Zettel mit einem roten Aufkleber versah. Dieser Aufkleber war mein Todesurteil, dessen war ich mir bewusst.
Ich stellte mich zu den anderen 11 jährigen Mädchen, die alle mit Spielmachern oder anderen Personen, die an den Spielen beteiligt waren, verwandt waren. Alle hielten mindestens einen Meter Abstand zu mir, trotz des Platzmangels. Innerlich könnte ich anfangen zu heulen, jedoch richtete ich meinen Blick starr nach vorne. In diesem Moment betrat Effie Trinket die Bühne. Sie hielt eine Rede über die Rebellion die Grausamkeit des Kapitols und dem Spotttölpel der Panem von dem Leiden erlöst hat. Dann winkte sie Katniss auf die Bühne. Peeta und Haymich folgten ihr. Letztere stellten sich in den Hintergrund, während Katniss vortrat und ein paar Worte über die letzten Spiele sagte. Anschließend überließ sie wieder Effie das Wort.
"Wie immer, Ladys first!", trällerte sie ins Mikrofon, und stöckelte zur Schüssel mit den Mädchennamen. Sie pickte sich zwölf Zettel raus und trat wieder vor das Mikrofon. Nacheinander las sie die Namen vor, und nacheinander betraten die weiblichen Tribute die Bühne. Noch fünf Umschläge. Noch vier Umschläge. Noch drei Umschläge.
"Malín Snow!", rief Effie.
In diesem Moment fühlte ich nichts. Nur Leere. Die anderen Mädchen machten mir Platz und ich ging langsam auf die Bühne zu. Ich stellte mich zu den anderen weiblichen Tributen, und Effie las die zwei letzten Namen vor. Dann ging sie über zu den Jungen.
Unauffällig sah ich mir die anderen Mädchen an. Und als ich mich umdrehte sah ich, dass Katniss mich anstarrte. Jedoch lag in ihren Augen kein Hass, wie erwartet, sie sah eher so aus als hätte sie einen Geist gesehen. Schnell wante ich mich ab und sah wieder in die Menge.
Plötzlich erklang ein schriller Schrei.
"Prim!"
Ich drehte mich erschrocken um und sah Katniss auf dem Boden zusammengekauert. Peeta beugte sich besorgt über sie und Haymich unterhielt sich angeregt mit Effie, die Peeta endlich anwies, Katniss von der Bühne zu führen. Immer wieder rief sie den Namen ihrer kleinen Schwester. Langsam wurden die Schreie leiser, bis sie schließlich verstummten. Dann räusperte Effie sich und übernahm wieder das Wort.
"Ich wünsche euch allen, fröhliche Hungerspiele! Und möge das Glück stehts mit euch sein!", rief sie, jedoch nicht sehr überzeugt. Dann wurden wir, zwölf Mädchen und zwölf Jungen, ins Justizgebäude geführt. Dort wurden wir dann auf verschiedene Räume verteilt.
Ich erwartete niemanden, weshalb ich mich ziemlich wunderte, als die Frau die mich jeden Tag besuchte den Raum betrat. Peinliches Schweigen erfüllte den Raum. Als aber ein Friedenswächter herein trat um und zu sagen, dass die Zeit um war, umarmte sie mich flüchtig und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann wurde sie heraus gezogen und ich war wieder alleine.
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Die letzten Hungerspiele
FanfictionEs sind die allerletzten Hungerspiele. Diesmal müssen Kinder des Kapitols daran teilnehmen und sich bis auf den Tod bekämpfen. Auch Malín Snow. --------------------------- In diesem Buch schildere ich die letzten Hungerspiele in der Geschichte Panem...