2. Kapitel

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Ich hätte sie gerne noch nach ihrem Namen gefragt. Und außerdem hätte ich gerne gewusst warum sie hergekommen war. Ich würde es nie erfahren.

Es klopfte und kurze Zeit später trat Effie in den Raum. Sie bedeutete mir, ihr zu folgen und machte auf dem Absatz kehrt. Ich lief ihr einfach stumm hinterher und konzentrierte meinen Blick auf das aufwändige Fliesenmuster. Links. Rechts. Rechts. Links. Rechts. Links. Ich versuchte mir einzuprägen wolang wir ließen, jedoch gab ich es irgendwann auf.

Fast wäre ich in ein Mädchen und einen Jungen gelaufen, die sich in der Halle, vor dem Bahnhof, ein wenig von den anderen Tributen abgeschnitten hatten. Es waren die beiden Kinder von Seneca Crane. Sie waren Zwillinge und obwohl sie Mädchen und Junge waren, sahen sie sich sehr ähnlich. Das einzige Merkmal, in dem sie sich unterschieden, waren ihre Haare. Sie hatte knall pinke Locken und er eine blut rote Wuschelmähne.

" 'tschuldigung.", murmelte ich und machte ein entschuldigendes Gesicht. Beide lächelten mich verschmitzt an.

"Schon gut.", meinte sie und fuhr sich mit einer Hand durch die wallenden Locken.

"Hey, bist du nicht die Enkelin von Präsident Snow? Ich bin übrigends Rubin und das ist meine Schwester Yasmin. Du hast uns bestimmt schonmal gesehen, bei den Spielen meine ich.", sagte er.

"Ja, kann schon sein.", sagte ich mit leichtem Desinterrese. Dann sah ich mir die anderen Tribute etwas genauer an. Viele sahen so wie ich noch ganz normal aus. Aber andere waren kaum noch als Menschen zu erkennen. Ganz besonders viel mir ein übergewichtiger, fast kugelrunder, kleiner Junge auf. Seine Haut war blass lila gefärbt und hatte an einigen Stellen etwas dunklere Streifen. Seine Haare waren pechschwarz mit einem leichten Rotstich. Aber schlimmste war sein Gesicht. Es sah dem einer Katze, erschreckend ähnlich. Lange dünne Schnurrhaare ragten links und rechts aus seinen Wangen und die Augen waren zu kleinen Schlitzen operiert worden. Auch wenn keiner bei ihm stand, warf jeder ihm immer mal wieder kurze Blicke zu.

Ich ging zu einem einem Mädchen, das ungefähr in meinem Alter sein musste und sich mir als Rosé vorstellte. Vorsichtig lenkte ich das Thema auf den Katzen-Jungen. Sie schielte kurz zu ihm rüber und versicherte sich, dass er nicht in unsere Richtung sah. Dann sagte sie zu mir:"Er wahrscheinlich einer der stärksten hier. Seine Eltern leiten eine Waffenfabrik und er kann mit fast jeder Waffe umgehen. Schwert, Wurfmesser, Bogen, Axt, Dreizack. Ich glaube, er hat die besten Chancen, lebend aus der Arena heraus zu kommen."

Gebannt starrte ich auf den Jungen. Dann nahm ich all meinen Mut zusammen und ging zu ihm rüber.

"Hi.", hauchte ich, woraufhin er sich mir zu wandte. Fragend zog er eine Augenbraue hoch.

"Ich...äh...", stotterte ich.

"Lass gut sein.", meinte er und machte eine abwertende Handbewegung. Jedoch wollte ich mich nicht so schnell von ihm abwimmeln lassen, weshalb ich es nochmal versuchte.

"Ich hab gehört, deine Eltern leiten eine Waffenfabrik.", sagte ich leise und einen Moment lanh dachte ich, er hätte mich gar nicht gehört.

"Das stimmt.", antwortete er knapp. Ich wollte gerade etwas erwiedern, als Effie Trinket das Wort ergriff.

"Stellt euch bitte in Zweierreihen auf. Und geht dann immer im Abstand von 10 Sekunden raus.", trällerte sie.

Ich stellte mich neben den Katzen-Jungen, dessen richtigen Namen ich immer noch nicht wusste.

"Wie heißt du eigentlich?", fragte ich, den Blick nach Vorne gerichtet.

"Magnus. Und wenn du mich ab sofort in Ruhe lassen könntest, wäre ich dir sehr verbunden.", sagte er in einem leicht verärgerten Ton. Dann bedeutete Effie uns hinaus zu treten. Alles war still. Es standen, anders als erwartet, nur sehr wenige Leute am Bahnhof, unter anderem die Kamera-Teams des Kapitols. Effie teilte uns das vorletzte Abteil zu und Ich und Magnus betraten den Zug. Im dem Abteil gab es zwei Zimmer, die Türen waren aus schwerem massiven Holz und ein goldener Türknauf, mit aufwändigen Verzierungen, rundete das ganze ab.

"Erschreckend, wie schnell sie unsere Namen in das Türschild eingravieren konnten.", bemerkte Magnus und zog sich in sein Zimmer zurück. Mein Blick fiel auf das Türschild. "Malín Snow" stand in einer edlen Schrift darauf. Ich betrat das Zimmer und somit einen kleinen ungemütlich kalten Raum. Ein kleines Bett stand in der Mitte des Raumes, außerdem waren noch ein Kleiderschrank, der auch schon bessere Jahre gehabt hatte, und eine Komode vorhanden. Dann entdeckte ich noch eine Tür, hinter der ich das Badezimmer vermutete. Mein Verdacht bestätigte sich, als ich den viel zu kleinen und nicht gerade sauberen Raum betrat. Ich rümpfte die Nase und schloss die Tür hinter mir.

Schnell schälte ich mich aus meinem, schon fast zu kleinen, Erntekleid und hüpfte unter die Dusche. Die prasselnden Strahlen auf meinem Rücken beruhigten mich und ich begann meine Gedanken zu sortieren. Ich dachte über Katniss' Nervenzusammenbruch auf der Bühne nach. Wie sie mich angestarrt hatte. Wahrscheinlich hatte mein Anblick sie an meinen Großvater errinert, der ja bekanntlich für den Tod ihrer Schwester verantwortlich war. Zumindest wurde ihr das erzählt.

In ein Handtuch gewickelt, ging ich zurück in mein Zimmer. Willkürlich zog ich eine Schublade, der mahagoni farbenden Komode, auf und kramte ein goldenes Top mit dem Aufdruck eines Spotttölpels, eine schwarze Kapuzenjacke und eine Hose aus echtem Leder heraus. Schnell schlüpfte ich in die Klamotten und verließ das Zimmer, auf der Suche nach dem Speisewagen, denn mein Magen machte sich so langsam bemerkbar.

Als ich den Speisewagen betrat, saßen Effie, Yasmin und Magnus schon dort. Magnus stopfte sich gerade einen Blaubeermuffin komplett in Mund, während Effie ihn empört anstarrte.

"Sorry.", sagte er mit vollem Mund, was sie noch viel mehr ärgerte. Yasmin saß, die Beine überschlagen, auf einem großen pinken Ledersofa. Ich ließ mich neben ihr aufs Sofa plumpsen und zog die Knie an die Brust. Mein Magen rumorte und Yasmin reichte mir ein silbernes Tablet mit kleinen bunten Küchlein. Dankbar sah ich sie an und nahm mit einen halbwegs normal aussehenden Muffin. Dann öffnete sich die Tür und Peeta betrat den Raum. Er bedeutete Effie ihm zu folgen und so schnell er gekommen war, war er auch wieder verschwunden.

Die letzten HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt