Kapitel 1- 'Fliegen'

264 18 1
                                    

Suzie saß auf einer leeren Bank am Ende des Schulhofes. Ihr Blick wanderte über den Hof, der verlassen und einsam vor ihr lag. Suzie war anders als die anderen Kinder, denn sie konnte Dinge tun, die ihre Mitschüler sich nur erträumten. So gelang es ihr sich schon eher aus dem Untericht zu befreien und die Ruhe auf dem großen Schulhof zu genießen. Suzie musste dazu einfach ihre Augen schließen und fest an einen Ort denken, wo sie gerne seien möchte. Dann gab es ein 'Plop' und sie stand auf dem Schulhof. Das Schellen der Glocke riss sie aus ihren Gedanken. Schon strömten viele erleichterte Schüler, die froh waren, dass der Untericht endlich vorbei war aus dem Gebäude. Ein leichter Windhauch strich über Suzies Haut und ihre schwarzen, hüftlangen Haare, wirbelten herum. Aus diesem Grund bändigte sie ihre Haare meist mit einem Gummi, aber an manchen Tagen trug Suzie ihre wunderschönen Haare offen. Oft bekam sie neidische Blicke von ihren Mitschülern, aber Suzie genoss diese Aufmerksamkeit sehr. Es gab nämlich auch verstörende Blicke der anderen. Viele betrachteten Suzie als unnormal oder gestört. Ja, sie war wirklich anders als andere, aber was konnte sie schon dafür?!

"Na, bist du wieder eher abgehauen?", sagte Amy gehässig."Sehr lustig", gab Suzie gelangweilt zurück. Amy strich sich durch ihre blonden Haare und rückte die große Brille zurecht. Amy war Suzies Erzfeindin. Sie fand es offenbar lustig jeden zu ärgern, der anders war. Clara war auch nicht normal gewesen. Sie konnte auch Dinge tun, die für einige unerklärlich waren. Amy ärgerte sie so lange, bis sie die Schule verließ. Nach den Sommerferien hatte sie niemand je wieder gesehen. Suzie wandte ihren Blick ab, schnappte sich ihren Rucksack und lief zügig in Richtung Tor. Sie hatte gerade nicht das Bedürfniss, Streit mit Amy anzufangen. Ihre Schulterblätter schmerzten, da ihr Rucksack heute so schwer war. Da kam Suzie eine grandiose Idee in den Sinn. Sie verdrückte sich hinter dem Schulgebäude und stellte ihre Tasche zwischen ihre Beine."Okay, ich werd's schon schaffen", murmelte sie und schloss die Augen. Dann dachte sie an ihr Haus und schnippste. Alles wirbelte um sie herum. Die Farben der Bäume und Häuser verschwommen ineinander. Eine Sekunde später knallte sie mit ihrem Gesicht ins Gras. Benommen sah Suzie sich um und wischte sich ihr schwarzes Haar aus den Augen. Sie hatte es geschafft. Tatsächlich kniete sie im Gras ihres Gartens, wenn man es 'ihr' Garten nennen konnte. So weit, war sie noch nie geflogen. Als Suzie aufstand, hämmerte es in ihrem Kopf und ihre Beine fühlten sich an wie Pudding. Vor sich, sah sie das Einfamilienhaus. Dort wohnte sie mit ihrem Bruder und ihrer Pflegefamilie. Langsam ging sie zur Hintertür, schob sie langsam auf und huschte hoch in ihr Zimmer. Ihr Bruder war noch nicht zu hause. Er und Suzies Cousin Dudley gingen auf dieselbe Schule, Suzie wurde auf eine andere geschickt. Sie fragte sich schon lange warum, nur ihr Onkel wollte es nicht herausrücken. Suzie schloss ihre Zimmertür. Sie dachte darüber nach, wie ihr Leben gewesen wäre, wenn ihre Eltern noch leben würden. Ihre Tante, Petunia, ihr Onkel, Vernon und ihr Cousin, Dudley, waren noch nie liebenswert. Sie beachteten sie und ihren Bruder kaum, aber es waren die einzigsten Verwandten die Suzie und ihr Bruder noch hatten. Schweigend nahm Suzie ihr Mathebuch heraus und schrieb ein paar Zahlen auf einen Zettel. Sie machte allerdings immer Fehler, denn heute konnte sie sich nicht konzentrieren. Morgen war Samstag, das hieß, dass ihr Cousin morgen Geburtstag hatte. Sie lief ins Bad und versuchte ihre Haare zu einem geflochtenen Zopf zu binden, damit sie es morgen früh einfacher hatte."Suzie!", rief Tante Petunia. Suzie verdrehte die Augen und ging die Treppe herunter. Vernon saß am Tisch und laß die Zeitung und Petunia kochte gerade einen heißen Kaffee. Vernon sah Suzie an und sagte mit ernster Mine :"Morgen ist Dudleys Geburtstag. Keine von deinen Albernheiten, verstanden?" Suzie nickte nur stumm und miet Vernons Blick."Und mach etwas mit deinen Haaren!", schrie er sie an."Das versuche ich gerade", erwiederte Suzie genervt. Dann verschwand sie wieder im Bad. Verträumt starrte sie auf den Spiegel und bemerkte gar nicht, dass es schellte und die Haustür geöffnet wurde. Als sie die Badezimmer Tür öffnete, drangen Stimmen nach oben. Suzie hörte, wie Onkel Vernon mal wieder ihren Bruder schikanierte. Sie seufzte nur und versuchte sich wieder an ihren Hausaufgaben. Das Hämmern in ihrem Kopf nahm wieder zu, deshalb legte sie ihre Hand auf die Stirn. Sie würde nie wieder so weit fliegen, da war sie sich sicher. Die Zimmertür flog auf und ein aufgewühlter Harry kam herein geplatzt."Was ist passiert?", fragte Suzie."Vernon zieht wieder über unsere Eltern her!", rief er. Eines konnte Suzie gar nicht ausstehen. Und zwar, wenn ihr Onkel sich über ihre 'echte' Familie lustig machte. Mit Onkel Vernon waren sie eigentlich gar nicht verwandt, nur mit ihrer Tante, die Schwester ihrer Mutter. Eine düstere Miene breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Harry ließ sich auf sein Bett fallen."Bist du wieder eher aus dem Untericht gegangen? ", fragte er hämisch."Nur 10 Minuten. Ich bin von der Schule bis hirher geflogen.", grinste Suzie. Auf Harrys Gesicht breitete sich eine Art Abscheu aus. Er wandte den Blick ab. Erst dachte Suzie, er wäre neidisch, aber auch Harry konnte komische Dinge tun. Aber noch nie war es ihm gelungen zu 'fliegen'. Suzie hatte es so genannt, weil ihr nichts passenderes eingefallen war und sie es nicht anders beschreiben konnte. Wahrscheinlich wollte Harry keinen Ärger mit Vernon und Petunia, die immer äußerst wütend auf solche Sachen reagierten. Den Rest des Tages blieben Suzie und Harry in ihrem Zimmer. Sie unterhielten sich ein wenig über ihren heutigen Schultag und Harry machte seine Hausaufgaben.

Als die Nacht herein brach, legten sie sich auf ihre Betten. Ein paar mal hatte Suzie das Gefühl, dass Onkel Vernon das Bett aus dem Sperrmüll mitgebracht hatte, so unbequem wie es war. Suzie schlief überhaupt nicht gut. Immer wieder wachte sie auf. Dann strich sie die Bettdecke von ihrem Körper und schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Nebenan hörte sie das laute Schnarchen von Onkel Vernon. Suzie wusste, dass die mittlere Stufe der Treppe knarschte, wenn man auf sie trat. Also machte Suzie einen großen Schritt und übersprung die Stufe einfach. Unten angekommen setzte sie sich vor die große Glastür, die zum Garten führte. Heute war eine sternenklare Nacht und der Mond leuchtete hell in den Garten. Suzies grüne Augen blitzten in der Dunkelheit. Sie legte den Kopf schief und lehnte sich gegen die Wand. Die Erschöpfung und Müdigkeit ließ sie in den Schlaf gleiten.

Animagi - Harry Potter-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt