Aus dem Schatten ins Licht

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Der Stuhl ist schwarz, der Bezug löchrig und modert vor sich hin. Auf den Tischen sind noch Materialien für das letzte Chemieexperiment das sie durchführen wollten – sie sind umgekippt und ausgelaufen, völlig unbrauchbar. Der Geruch danach ist verflogen, die Fenster schon lange kaputt und verdreckt. Die Natur holt sich alles zurück was die Menschen ihr vor langer Zeit genommen haben um sich dort niederzulassen und zu leben.

Und endlich kann man ihn sehen - den Himmel, wie er leuchtet und sich nach Jahrhundertelanger Schändung erholt hat und sich von seiner prächtigsten Seite zeigt. Alle Wunden der Vergangenheit sind verheilt, zurück bleiben Narben die nur er kennt und fühlt – wir haben sie vergessen.

Was ist passiert, dass sich so viel verändern konnte, ohne dass es jemand gemerkt hat? Natürlich ist Zeit vergangen aber doch wirkt es wie eine andere Welt, die parallel zu unserer verlaufen ist, ohne dass wir es gemerkt haben – eine Welt, die sich mit unserer vereint hat um uns vor Augen zu führen, was für ein Überfluss bei uns existierte.

Durch die Wolken dringen einzelne Lichtfäden durch zu unserer Erde und blenden mich. Dieser Moment ist friedlich und lässt mich alle Gedanken und Probleme für einen Moment vergessen. An was habe ich gedacht? Worüber habe ich mir den Kopf zerbrochen? Es ist doch alles gut – die Sonne scheint und die Vögel singen, die Luft ist klar und der Tag einfach wunderschön.

Alles ist gut so wie es ist. Das Licht kommt immer näher, ich muss die Augen schließen um nicht geblendet zu werden. Es hüllt mich ein, dabei wirkt es warm und freundlich und gibt mir die Gewissheit - er wird genau jetzt kommen, der Tod. 

Denn er ist heute: Der perfekte Tag zum Sterben.

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