Erinnerungen, die für immer bleiben

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„Wieso?", frage ich am Rande der Verzweiflung, „Das frage ich mich schon die ganze Zeit. Wieso sind wir diesen Weg gegangen? Und wieso haben wir die ganze Zeit so viel Pech?" Den letzten Teil hatte ich fast schon geschrien. „Worauf hoffst du? Eine Antwort des Universums? Eine göttliche Weisung? Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Mach uns doch nicht fertig, wenn du es hättest verhindern können – das bringt uns eh nichts und jetzt haben wir den Salat! Nerv nicht!", stöhnte Eric genervt auf.

Verloren in den Wäldern Japans irgendwo im Nirgendwo mit Proviant für den Tag und meinen genervten Vierlings Geschwistern. Bester Tag ever – Sarkasmus lässt grüßen! „Was machen wir denn jetzt? Suchen wir die nächste Lichtung oder einen Bach oder machen wir ein Feuer, oder was?", Leila ist kurz vor einer Panikattacke und atmet heftig ein und aus. „Wir werden sterben, oder? Einsam verrecken in diesem Wald, unsere Leichen werden verrotten oder von Insekten gegessen und niemand wird uns je finden und..." „RUHE!" Wir alle halten in unseren Bewegungen inne und drehen uns zu Konstantin um – unserem ältesten Vierling „Es bringt überhaupt nichts jetzt zu motzen, zu heulen, Panik zu kriegen oder durchzudrehen. Wir gehen einfach immer weiter in Richtung Osten – dann kommen wir schon wieder hier raus, vielleicht bei einem Ort oder an der Küste. Ab da können wir dann weitersehen, ok?" „Du hast recht Kon, Panik schieben können wir auch später noch, bringen tut es uns eh nichts und je weiter wir gehen, desto schneller kommen wir auch hier wieder raus.", Eric stimmt ihm zu so wie Leila und ich auch, also folgen wir weiter dem Kompass gen Osten. Bis zum Abend gehen wir immer tiefer in den Wald und schlagen schließlich ein Lager auf. „Wir klettern auf die Bäume und binden uns fest, so wie die Hauptdarstellerin in Tribute von Panem, dann fallen wir nicht runter und können weitersehen", schlage ich vor und ernte Zuspruch. Es war ein langer Tag voller Anstrengungen und zum Diskutieren fehlt uns einfach die Kraft. „Soll jemand Wache halten?", fragt Lela müde „Wir sind eh viel zu müde, bringt doch eh nix sich noch wachzuhalten. Außerdem wüsten wir weder wann zu wechseln noch könnten wir es uns leisten – wir sind alle viel zu erschöpft von heute und morgen geht's weiter, Schlafen wir doch am besten alle!", legt Kon fest und hilft uns hochzukommen. Kaum bin ich richtig festgebunden fallen mir auch schon die Augen zu und ich schlafe bis zum Morgengrauen.

Mit den ersten Vögeln wache ich auf, sehe mich müde nach meinen Geschwistern um und erkenne erleichtert, dass sie alle da sind und noch friedlich schlafen – AUF den Ästen. Von hier aus beobachte ich den Wald und die aufgehende Sonne, die auch meine älteren Vierlinge nach und nach weckt. Keiner von uns sagt ein Wort, aber diesen Morgen werden wir nie wieder vergessen – das ist sicher.

Kurz darauf machen wir uns wieder auf den Weg und wandern den ganzen Tag durch den Wald, bis wir am Abend endlich den Rand des Waldes erreichen und einige Häuser sehen. „Wir haben es geschafft!", haucht Leila leise als hätte sie Angst, dass es eine Einbildung ist und sie es zerstört, wenn sie zu laut spricht. Wir gehen zu einem der Gebäude – eine Gaststätte – und können von dort aus unsere Eltern anrufen. „Sie kommen uns abholen, wollen uns aber direkt im Krankenhaus durchchecken lassen, sicher ist sicher.", gebe ich Bescheid und lasse mich bei den anderen auf das Sofa fallen. Kaum eine Stunde später schließt uns unsere völlig aufgelöste aber auch unglaublich erleichterte Mutter in ihre Arme. „Es geht uns gut Mama, wir haben nur ein paar Kratzer und sind müde, etwas zu essen haben wir hier bekommen, die Rechnung haben wir auch schon beglichen, also mach dir keine zu großen Sorgen um uns", versuchen wir sie zu beruhigen, aber sie ist eben unsere Mutter – erst richtig beruhigt, wenn sie es von einem Spezialisten bestätigt hat. Diese Fürsorge war schon immer großartig!

„Das ist eine gute Geschichte, die wir irgendwann mal unseren Nachfolgern und Geschwistern erzählen können", meint Kon als wir vier zusammen im Wohnzimmer sitzen – frisch geduscht, mit sauberen warmen Kleidung und eingemummelt in eine Kuscheldecke mit einem heißen Kakao in der Hand. „Ja, den das sind Erinnerungen, die für immer bleiben."

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