DAS TELEFONAT
Jeongguks Name erschien auf dem Bildschirm von Taehyungs Telefon. Er zitterte, er wusste, dass in dem Moment, in dem er den Anruf annahm, alles vorbei sein würde. Er saß an der Kante seines Bettes, fühlte sich aber, als würde alles kopfüber stehen und am liebsten hätte er sich übergeben. Nach einem tiefen Atemzug drückte er schließlich auf 'annehmen'.
Es gab kein Zurück mehr.
‚Hallo?', hörte er Jeongguks Flüstern.
‚Hey, Kook.' Er wollte natürlich wirken und dumm spielen, aber seine Stimme begann jetzt schon, zu brechen. Er konnte hören, wie schwer der Andere atmete und Taehyung begann, sich innerlich zu schlagen. Seine ganze Welt war dabei, zusammenzubrechen, und er war nicht darauf vorbereitet.
‚Du weißt bereits, warum ich anrufe, oder?', sagte Jeongguk sanft, um die Stille zu brechen. Taehyung spürte seinen Herzschlag in jedem seiner Körperteile, was es ihm nicht erlaubte, sich vollständig zu konzentrieren.
‚Eigentlich nicht.', antwortete er, während der Gedanke, dass Jeongguk von ihm angewidert sein würde, sein Blut vergiftete. ‚Zumindest denke ich, dass ich es nicht weiß.'
Stille übernahm die Oberhand, bis Taehyung Schluchzen vernahm. Weinte er? Er stellte überrascht fest, dass sich auch auf seinen eigenen Wangen Tränen abbildeten, aber er hingegen weinte leise vor sich hin, mit der Absicht, den anderen nicht aus der Fassung zu bringen. Er verstand nichts von dem, was vor sich ging, aber er fühlte, wie sich Schuld in ihm breit machte.
‚Jeongguk...bist du in Ordnung?', fragte er, seine Stimme schon wieder zitternd. Sofort bereute er es, es war offensichtlich, dass er es nicht war. Also fügte er ein vorsichtiges: ‚Alles ist gut, konzentriere dich auf deinen Atem, ich bin da.', hinzu.
Die Herzen der beiden erlitten Schmerz, den sie vorher nie gespürt haben. Dieser Schmerz bestand aus Unsicherheiten, der Angst, nichts sagen zu wollen, es nicht zu vermasseln. Aber sie hatten genug davon.
‚Ich...ich wollte gar nichts sagen...', er unterbrach erneut, um Kraft zu sammeln, während Taehyungs Herz am Abgrund stand. ‚...aber ich halte das nicht mehr aus.'
Er wartete darauf, dass sein Freund etwas sagte, und als Tae ein leises ‚okay' flüsterte, fühlte er sich bereit, es preiszugeben. Er wusste, dass das hier das Ende sein konnte. Oh, das wusste er so gut. Es war zu spät, um einen Rückzieher zu machen; Alles oder Nichts, das hatte er zu Yoongi gesagt.
‚Ich habe seit einiger Zeit Gefühle...', seine Stimme stockte. Es gab kein Zurück mehr. ‚..für dich.'
Taehyung stoppte. Sein gesamter Körper brannte, hatte er sich auch sicher nicht verhört? Er war sich nicht sicher, ob das hier wohl alles seiner Fantasie entsprungen war. Geschah das gerade wirklich? Er erstarrte, aber antwortete. Das musste er.
‚Du...du magst mich?' Das war alles, was er Zustande brachte. Er konnte es einfach nicht glauben. Das alles muss ein schlechter Scherz sein, es kann nicht sein, dass er das ernst meinte, dachte er. Aber erneute vernahm er Jeongguks Schluchzen und, wie sein eigenes Herz bei dem Schmerz des anderen immer weiter zu brechen begann. Das war kein Scherz. Er meinte das ernst.
‚Ich kann verstehen, wenn du angewidert bist und- ', fügte er hinzu, stoppte aber dann, und Taehyung konnte sich denken, dass er sich gerade die Tränen aus dem Gesicht wischte. Genug ist genug.
‚Jeongguk, hör auf.' Er war so ängstlich, er wollte doch nur, dass der andere glücklich war, dass seine Schmerzen verschwanden, dass er wusste, dass alles auf Gegenseitigkeit beruhte.
‚Ich mag dich auch.', platzte es dann aus ihm heraus.Jeon hielt inne. Er fühle sich, als würde er in Ohnmacht fallen. Er bezweifelte, dass er richtig hingehört hatte. ‚Du tust was?', kam es über seine Lippen; ihm war schwummrig.
‚Ich mag dich, Jeongguk. Gott, ich mag dich so so so sehr.'
Die beiden schnappten beinahe gleichzeitig nach Luft. Es beruhte auf Gegenseitigkeit. Es beruhte auf Gegenseitigkeit. Jeongguk begann zu kichern und Taehyung erfreute sich an seinem Lachen. Sein gesamter Körper fühlte sich schwerelos an, als wäre er wiedergeboren worden. Ein Lächeln, welches er nicht ausradieren konnte, selbst, wenn er es wöllte, schlich sich auf seine Lippen.
(Das wollte er nicht.)
‚Wir sind so bescheuert.' Taehyung schloss sich seinem Lachen an. Das waren sie. Das Gewicht auf seiner Brust löste sich in Luft auf, wurde durch Liebe ersetzt. Er spürte Feuerwerke in sich, denn genau so ließ Jeongguk ihn fühlen. Jeongguk war das Licht, die Akzeptanz. Feuer.
Und am Ende war er Liebe.
Sie begannen, darüber zu reden, wie sie ihre Gefühle bemerkt hatten. Beide waren schüchtern, aber auch gespannt. Schmetterlinge und Glühwürmchen in ihren Köpfen; sie flogen umher, und das aufgrund des jeweils anderen.
Herausfanden sie auch, dass Yoongi die ganze Zeit über alles Bescheid wusste. Sie waren vorerst frustriert; Yoongi war klar, dass sie beide litten und hatte trotzdem nichts gesagt. Dennoch, sie konnten es ihm beide nicht verübeln. Er war ein guter Freund gewesen, der beste Freund. Er hatte sie das selbst lösen lassen - auch, wenn er eingreifen musste, um gegen ihre Sturheit anzukommen. Nichts hätte diesen Gefallen wiedergutmachen können. Das Paar würde wohl niemals undankbar sein.
Sie unterhielten sich Stunden für Stunden, ihre Themen fanden kein Ende. So war es schon immer zwischen ihnen gewesen. Sie waren das Heim des jeweils andren, sie hatten es sich nur nie wirklich eingestehen wollen. Sie sind das Heim des jeweils andren und dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich.
Jeongguk musste auflegen, sein Flugzeug startete bereits am frühen Morgen des nächsten Tages. Sie beendeten das Telefonat jedoch nicht, ohne sich gegenseitig mit Liebe und Aufmerksamkeit zu überhäufen.
Beide legten sich nun endlich glücklich schlafen, ihre Herzen erfüllt mit Freude, nachdem es wochenlang nur von purer Angst zusammengehalten wurde.
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𝐆𝐀𝐘 𝐃𝐑𝐀𝐌𝐀; 𝐭𝐤
FanfictionDie beiden 17 jährigen Jungen Kim Taehyung und Jeon Jeongguk sind zwar befreundet und besuchen die selbe Schule, aber dass ihrem freundschaftlichen Verhältnis ausgerechnet ein Gay Drama in die Show stiehlt; damit hätte wohl keiner gerechnet. © whip...