Es war ein stinknormaler, eintöniger Arbeitstag gewesen, ein Freitag. Alte Leute, unhöfliche Leute, laute Leute. Das ständige Piepen der Kasse, das Katrin schon teilweise bis in den Schlaf verfolgte.
Sie hatte sich also auf den Feierabend gefreut, der wieder einmal aus Reality-Tv und zu viel Junk Food bestehen würde, als sie die Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. Erschrocken fuhr sie herum, denn außer ihr hätte niemand mehr im Laden sein sollen.
Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass es nur ein kleiner, schwarzer Schmetterling war, der hinter ihr vorbeigeflogen war. Sie hielt in ihrer Bewegung inne, und beobachtete ihn.
Ein Schmetterling? Er flog noch kurz zwischen dem Obst- und dem Getränkeregal hindurch, dann landete er lautlos auf der Scheibe ihrer Kassiererkabine. Vorsichtig, und bedacht darauf, ihn nicht zu verschrecken, ging sie auf ihn zu, um ihn genauer zu betrachten. Seine Flügel, die auf den ersten Blick schwarz gewirkt hatten, schimmerten nun purpurn im Licht der Deckenbeleuchtung. Sanft bewegte er die Flügel, als würde er sich nach kurz ausruhen.
Katrin streckte ihre Hand aus. Sie hatte nicht vor, ihn zu berühren, wusste sie doch, dass das für die filigranen Flügel verheerend sein konnte, doch irgendwie schien es ihr in jenem Moment richtig vorzukommen.
Ein leichtes Zucken ging durch ihren Finger, nur eine kurze Bewegung, doch das reichte schon aus.
Ohne Vorwarnung erhob sich der Schmetterling wieder, und flatterte durch die, sich öffnenden Schiebetüren davon ins Dunkel der Nacht. Still sah sie in die Nacht, auch wenn sie längst nichts mehr von dem Schmetterling sehen konnte.
Es war kindisch, doch für einen Moment war es ihr so vorgekommen, als hätte ihr das Insekt Gesellschaft leisten wollen.
Sie schmunzelte, schüttelte dann den Kopf, und machte sich daran, ihre Sachen zusammen zu packen. Der nächtliche Besuch des Schmetterlings war schnell vergessen gewesen, verflossen wie ein kleiner Tropfen in dem Fluss, den ihr Alltag bildete.
Doch eine eine Woche später, wieder kurz nachdem ihre letzten Kollegen schon vor ihr gegangen war, begann es, seltsam zu werden.
Denn der Schmetterling kehrte zurück.
Wieder nahm sie ihn erst wahr, als er schon hereingeflattert war, sie drehte sich um und da war er, es war fast so, als könnte sie seine Anwesenheit spüren.
Wieder drehte er erst eine kleine Runde durch den Gang zwischen Obst- und Getränkeregal, wieder machte er kurz auf ihrer Kassiererkabine halt.
Verblüfft sah sie ihn an. Bis zu dem Augenblick hatte sie ihn fast schon wieder vergessen gehabt.
Doch bevor sie auch nur ihr Handy aus der Tasche holen konnte, um ein Foto von ihrem Besucher zu machen, verschwand er auch schon wieder auf die selbe Art, wie er es letztes Mal getan hatte.
Dieses Mal zögerte sie nur kurz, dann lief sie ihm hinterher. Die kühle Nachtluft umfing sie, und hektisch sah sie sich um. Wo war er? Wo war dieser seltsame Schmetterling, der sie Nacht um Nacht besuchte, immer die gleiche Route im Supermarkt nahm, bevor er dann wieder nach draußen verschwand?
Sie ließ ihren Blick über den leeren Parkplatz streifen.
Da! War nicht gerade etwas im orangenen Licht der Straßenlaterne vorbeigeflattert?
Doch sie konnte nichts mehr erkennen.
Der Schmetterling war verschwunden.
Schon wieder.
Bis zum nächsten Freitag.
Geschrieben von: Theabominablecrowman
Vorgaben:
Genre: Mystery
Figurentypen: Supermarktmitarbeiterin, Schmetterling
Vielen Dank an Theabominablecrowman für's Mitmachen! :)
DU LIEST GERADE
Ganzjährige Schreib-Challenge für alle
RandomEine ganzjährige Schreib-Challenge für jeden, der gerne mitmachen möchte. Man kann im Grunde nichts falsch machen, da es so gut wie keine Regeln gibt. ;) Es gibt im Normalfall keine Deadline, keine Mindestlänge der Geschichten oder Ähnliches. Vorg...