Ich marschierte zur nächsten Busstation und fuhr eine gute halbe Stunde stadteinwärts, in der ich eigentlich genug Zeit gehabt hätte, um die richtien Worte zu finden, die meine so spontanen Reisepläne erklären würden. Als ich ausstieg und zwei Häuserblocks weiter endlich vor Ethans Wohngebäude stand, drückte ich automatisch auf seine Klingel und starrte sein Namensschild an.
Ethan Brown.
Ich fand schon immer, dass sein Name bestens in die Hotelbranche passte. Ein Hotelmanager namens Ethan Brown klang für mich zielgerichtet, qualitätsorientiert und engagiert. Wenn ich Ethan mit einem Zitat beschreiben müsste, dann wäre es definitiv das von Edmund Burke, als er sagte, Ordnung sei das Fundament aller Dinge. Und das sagte alles aus. Ein Ordnungsfreak war ein perfekter Hotelmanager. Es wunderte mich gar nicht, dass er so schnell bei der hochwertigen Hotelkette CHAMBERARD HOTELS aufgestiegen war und bereits in die Projekte über das internationale Management eingeweiht und geschult wurde. Deswegen waren wir auch in Venedig zu seinem Meeting mit den italienischen Kollegen.
Ich klingelte leicht ungeduldig ein weites Mal, schließlich musste er um die Uhrzeit doch zu Hause sein. Gleichzeitig versuchte ich ihn telefonisch zu erreichen und wartete geduldig, ob er vielleicht doch abnehmen würde, bevor wieder der Anrufbeantworter zu sprechen begann. Ich legte auf und überlegte, was ich als nächstes probieren wollte. Vielleicht sollte ich in der Bar auf der gegenüberliegenden Straßenseite warten. Er müsste schließlich bald von der Arbeit nach Hause kommen.
»Kate?«, fragte Ethan überrascht. Freudig drehte ich mich zu meiner Rechten, um ihn zu begrüßen.
»Ich habe versucht dich anzurufen«, erklärte ich entschuldigend.
»Ja, ich war in der Underground und habe gerade noch mit einem Kollegen telefoniert«, erklärte er schmunzelnd und drückte mir einen Kuss auf den Mund, der sich so wohlig warm anfühlte, dass ich vollkommen vergaß wie sehr ich gerade eben noch gefroren hatte. »Komm mit hoch, es ist sehr kalt geworden. Hast du schon etwas zu Abend gegessen?«
»Ja, ich war bei Zoe und Lee. Und du?«, fragte ich ihn, während ich ihm zusah, wie er die Haustür aufsperrte und seinen Briefkasten entleerte. Die große, schwere Haustür fiel dumpf ins Schloss, als wir hindurchgegangen waren und auf den Aufzug warteten.
»Takeaway«, grinste er bloß. »Möchtest du ein Glas Wein oder einen Tee?«, fragte er, als die Aufzugtüren aufglitten. Ethan war vor gut einem Jahr nach seiner Beförderung in dieses Penthouse eingezogen, in dem man einen fantastischen Blick über die Skyline Londons hatte, wie beispielsweise die Tower Bridge und das London Eye.
»Lieber Tee«, erwiderte ich, nachdem ich ein wenig überlegt hatte. Die Aufzugtüren öffnete sich kurz darauf und wir kamen geradewegs in Ethans Wohnzimmer an. Er schnürte seine Schuhe auf und ging dann zielstrebig in seine Küche, um den gläsernen Wasserkocher einzuschalten.
Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, dachte ich mir wieder einmal überwältigt von der Aussicht auf die beleuchtete Londoner Nacht. Auch ich entledigte mich meiner Jacke und zog meine Schuhe aus, bevor ich zur braunen Ledercouch ging. Ich machte es mir dort gemütlich und wartete auf Ethan, der vermutlich seinen Anzug gegen bequemere Kleidung tauschte.
»Kräutertee«, informierte er mich und stellte das rustikale Holztablett mit den weißen Teetassen und der japanischen Teekanne auf dem schwarzen, metallenen Couchtisch ab. Er setzte sich mir gegenüber in seinen Lieblingssessel und schenkte uns beiden eine Tasse des wohlriechenden Kräutertees ein. Dankend nahm ich die Tasse entgegen und fragte nach seinem Tag.
»Es war viel los, aber mein Chef war zufrieden mit den Ergebnissen des Meetings in Venedig. Ich hatte heute noch ein Skype-Business-Meeting mit meinen Rezeption, Marketing und Food Managern aus der britischen Branche. Danach haben wir unsere Ziele für das letzte Quartal des Jahres mit den bereits getätigten Buchungen überprüft und es sieht sehr gut aus. Wir werden unsere Ziele womöglich sogar übertreffen in London, Venedig und an der Côte d'Azur«, fasste er stolz zusammen, atmete tief ein und lächelte mich einfach nur an.
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About the love within
Teen FictionKate quietschte vor Glück. In fünfzehn Sekunden würde sie die Liebe ihres Lebens treffen. Ihr ganzes Leben hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er aussehen würde und wie alt er wäre. Es gab keine Garantie für irgendwas. Irgendwann im Lauf...