Ich fand die Klassenarbeit leicht. Es war Nichts besonderes, denn das Fach Mathe lag mir einfach. „Komm schon Lilly. Eine einzige Aufgabe, bitte!“, flehte Leon und versuchte meinen Vorhang aus Haaren hinter mein Ohr zu schieben, um abzuschauen. Langsam ging mir das auf die Nerven, dass Leon seine Aufgaben nicht selber rechnen konnte. Frau Hulenreuter hatte ihn extra neben mich gesetzt. Sie hatte gemeint, ich könne ihm helfen. Doch ich konnte einfach nicht erklären, da ich davon ausging, dass man gewisse Grundkentnisse hat. „Leon!“, ermante Fr. Hulenreuter. Na endlich!, dachte ich mir. Leon sackte in seinem Stuhl zusammen, versuchte sich dann aber doch auf die Arbeit zu konzentrieren. Er sah wirklich am Verzweifeln aus. Doch das war mir relativ egal, also machte ich mich an die nächste und letzte Aufgabe. Eine Textaufgabe, na toll! Wenn es was gab, was ich an Mathematik auszusetzen hatte, dann waren es Textaufgaben. Leise las ich mir die Aufgabe durch. Schnell schmierte ich etwas hin, doch ich wusste genau, dass es falsch war. Sonderlich überrascht war Fr. Hulenreuter nicht, als ich als Erste abgab. Still setzte ich mich zurück auf meinen Platz und begann ein Mädchen auf das Blatt Papier zu schmieren. Nach und nach gaben alle ihre Arbeiten ab. Als Tobias als Letzter dann abgab, erklang schon der Schulgong und alle stürmten aus dem stickigen Klassenzimmer. „Und wie fandest du die Arbeit Lilly?“, fragte mich Melli. Ihrem Blick konnte ich schon entnehmen, dass es für sie nicht so einfach war. „Joa, eigentlich ganz okay und du?“ „Puh, also ich hab da kein gutes Gefühl. Ich denke ich habe wenn dann nur eine Aufgabe richtig und zwar die, wo man nur die Regel hinschreiben muss.“ Ich schüttelte den Kopf über meine Freundin. „Wenn du die Regel doch eh weißt, warum wendest du sie dann nicht einfach an?“ Melinda sah mich mit gerunzelter Stirn an. „Hm, die Regeln kann man auswendig lernen und sie sind gleich. In den Aufgaben sind aber immer verschiedene Zahlen“, erwiederte sie dann und lachte. Es war toll wenn sie lachte, dann konnte ich nicht anders und musste einfach mitlachen. Auf dem Pausenhof trafen wir auf die anderen. Jenny, Amy und Marie. Alle diskutierten über die Arbeit und tauschten ihre Ergebnisse aus. „Also echt ey, ich glaub ich bin schon mit ner drei zufrieden“, sagte Amy, wie so oft. „Da stimm ich dir voll und ganz zu Amy. Zahlen, wer hat die erfunden? Sollte ich ihn treffen, wird er sonst niemanden mehr treffen können!“, stimmte Melli zu. Das konnte ich einfach nicht nachvollziehen. „Und wie läufts mit Tom?“, wollte Jenny wissen. „Ja, ganz prima“, log ich sie an. Tom war mein Freund und im Moment das Letzte, über das ich sprechen wollte. Seit er nur noch an Sex dachte, war er so gut wie bei mir unten durch. Marie stand schweigend da und lauschte den Gesprächen. Mein Blick schweifte über den Schulhof und blieb an Harry hängen, der mit einem blonden Jungen in Richtung Wiese lief. Ich wusste nicht was es war, aber ich wollte unbedingt wissen wer er war und vorallem, wie er von vorne aussah. „Hey heute ist ein schöner Tag, lasst uns doch zur Wiese gehen“, schlug ich dann vor. Zustimmendes gemurre kam von den Freundinnen und sie setzten sich in Bewegung. Auf der Wiese war viel los, dennoch war es unschwer zu erkennen, wo sich Harry und der ander Junge aufhielten. Bei einem Busch in der Nähe stieg Rauch empor. Dort mussten sie sein, da ich wusste, dass Harry ein Raucher war. „Ach hier seid ihr!“, schwer atmend kam Laura zu uns und ich wandte ihr meinen Blick zu. Ich schaute meine beste Freundin mit einem schiefen Lächeln an. „Was?“ „Ach gar nichts“, meinte ich und musste lachen. Ich schielte zurück zu dem Busch und da kam dieser Junge hervor. Er atmete eine letzte Rauchwolke aus, legte sich auf die Wiese und döste vor sich hin. Neugierig starrte ich ihn an. Das T-shirt lag eng an seinem Körper an und man konnte seinen muskulösen Körper erkennen. Auf einmal drehte er seinen Kopf in meine Richtung und sah direkt in meine Augen. Aufmunternd lächelte er mir zu und es war ein schönes Lächeln. Es war ein Lächeln, das man erwiedern wollte. „Hallo, Erde an Lilly!“ Melinda schnippte mit ihren Fingern vor meinen Augen rum und ich schlug ihren Arm weg. „Was ist?“, fragte ich genervt, weil Melli mich beim Träumen gestört hatte. „Was ist denn zwischen dir und Kristof?“ Laura sah mich abwartend an. Die Frage, die ich mir stellte war: Woher kannte sie diesen Jungen? Deshalb sah ich Laura überrascht an und antwortete mit einer Gegenfrage. „Woher kennst du ihn? Ich hab ihn hier noch nie gesehen.“ „Er ist eine Klasse über uns. Ich kenne ihn vom Kindergarten. Aber du hast mir immernoch nicht meine Frage beant…“ Überrascht sahen Laura und alle andern Mädchen hinter mich. „Hey. Lilly, stimmt’s?“ Erschrocken fuhr ich herum und schaute hoch in diese unerklärlich schönen blauen Augen. Nein warte, sie waren nicht blau. Sie waren braun, beige, grau, grün, blau und man konnte sich super darin verlieren. „Ähm j-ja, das bin ich“, brachte ich schließlich über die Lippen. Wieder dieses Lächeln. „Kommst du mal bitte mit?“,fragte er freundlich. Was wollte er von mir? Hatte ich etwa etwas falsch gemacht? Meine Freundinnen musterten mich erwartungsvoll. Natürlich wollten sie, dass ich hier bei ihnen blieb. Doch ich wollte herrausfinden, was er von mir wollte. „Ja.“ Ich erhob mich und folgte diesem, wie hatte ihn Laura nochmal genannt? Achso ja, diesem Kristof. „Hey, ich bin Kristof. Keine Angst, ich will dir nichts tun.“ Immernoch unsicher sah ich ihn an. „Wirklich nicht!“, bekräftigte Kristof nocheinmal seine Worte. Sofort entspannte ich mich, doch ich konnte nicht sagen warum. „Hab ich irgendwas falsch gemacht?“ „Was? Nein, du hast alles richtig gemacht.“ Aufmunternd sah er mich an. Warum kam dieser Junge mir nur so vertraut und bekannt vor. Irgendwo muss ich ihn schoneinmal gesehen haben, nur wo? „Bist du noch bei mir?“ Langsam kam ich aus meinen Gedanken zurück. „Ja bin ich.“ „Ich würde dich gern besser kennenlernen. Kennst du die alte Lagerhalle?“ Ich tat so als ob ich überlegte. „Ja, die kenn ich sogar ziemlich gut.“ Lachte ich und das stimmte auch. Oft feierte ich mit meinen Freundinnen dort kleine Partys oder kuschelte dort mit Tom. „Heute Abend um acht?“, fragte ich, bevor er es tun konnte. Zustimmend nickte er und ging dann von dannen.
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