Wie ein Pinguin fliegen lernt

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Aufstehen. Anziehen. Ganz normale Sachen, damit ich normal aussehe. Keine Schminke, das sieht sowieso nicht gut aus. Nur Pickel abdecken. In die Küche gehen. Meine Familie ist nicht mehr da. In den Flur gehen. Mein Blick bleibt im Spiegel hängen. Meine Hose platzt fast wegen meinem Fett. Rucksack und Handy nehmen. Jetzt kommt der unangenehmste Teil. Zur Schule gehen. Auf dem Weg höre ich wie immer Musik. Die Popsongs, die jeder kennt. Einfach was ganz normales. Ich muss nur so tun als wäre ich normal und jeder denkt es. Ich gehe sofort in meine Klasse. Die Mädchen kommen rein. Sie sind so perfekt. Wieso ich nicht? Sie haben wundervolle Haare. Und ich ? Ich hab ein Vogelnest. Sie lachen. Sie reden. Sie beachten mich nicht. ER kommt rein. ER beachtet mich auch nicht. Der Unterricht beginnt. Ich melde mich ab und zu. Wie ein normaler Schüler. In der Pause verstecke ich mich auf dem Klo. Nach der Schule gehe ich wieder nach Hause. Hausaufgaben. Im Haushalt helfen. Klavier spielen. Geige spielen. Ich fühle mich leer. Ab sechs Uhr abends habe ich nie wirklich etwas zu tun. Ich höre meine Eltern mal wieder streiten. Mein großer Bruder ist mal wieder nicht da. Wieso war meine Familie so... komisch? Streiten sich andere Eltern auch? Nein ich glaube nicht. Sind andere Brüder oft betrunken? Ich glaube nicht. Ich ziehe meinen Pullover aus und betrachte meine Arme. Hässlich. Fett. Nicht willkommen. Ungewollt. Ein Blick genügt. Meine Hand wandert in meine Schublade und findet sofort was sie sucht. Eins. Schmerz. Zwei. Adrenalin fließt durch meinen Körper. Drei. Mein Zimmer verschwindet. Vier. Es macht mich glücklich. Fünf. Meine Sicht wird verschwommen. Sechs. Ich fühle mich frei. Sieben. Acht. Neun. Zehn. Elf. Zwölf. Dreizehn. Vierzehn. Fünfzehn. Sechzehn. Siebzehn. Achtzehn. Neunzehn. Zwanzig. Ich falle in mein Bett. Schwarz.

*Story of my Life*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt