Kapitel 1

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"Findet ihn!" brülle ich. "Findet diesen Hurensohn!" ich drehe noch durch. "Beruhigen Sie sich doch bitte." versucht Salih auf mich einzureden. Will der mich verarschen? Ich packe ihn fest am Kragen und schubse ihn gegen die nächst beste Wand. "Ich töte dich.", knurre ich bedrohlich in sein Ohr. "Azer!" höre ich laut hinter mir rufen. Ich drehe mich um und blicke in die großen blauen Augen von Zehra. Sofort lasse ich von Salih ab, der sich aufrecht hinstellt und sich sammelt. "Verschwinde!", zische ich in sein Ohr und er geht etwas eingeschüchtert. Er schielt zu Zehra, welche ihm kein bisschen Beachtung schenkt, sondern wie gefesselt versucht in meine Augen zu sehen. Was glotzt sie mich so an?!
"Was soll das?!", ruft sie laut und versucht den Augenkontakt zu halten. Wenn es ihn überhaupt gab. Ich will sie gerade überhaupt nicht sehen, gar ihr schrille Stimme hören.
Ich schließe die Augen und lege meine Hände auf meinen Arbeitstisch ab. Ich atme laut und gereizt aus und versuche sie aus zu blenden.
Als ich eine zierliche Hand auf meiner Schulter spühre, gibt es kein zurück mehr. Ich drücke die verdutze Zehra gegen die Wand und sehe ihr finster in die Augen. "Was zum fick willst du hier? Habe ich nicht gesagt, dass du nicht kommen sollst, solange es nicht sein muss, huh?" ihre Hand legt sich auf meine rechte Wange, und ihre langen rot lackierten Nägel wollen mit gerade durch den Bart streichen, als ich ihre Hand in meine nehme. Ich zerdrücke ihre Finger schon fast, und ignoriere ihre glasigen Augen. "Fass mich bloß nie wieder an.", knurre ich in ihr rechtes Ohr, muss mich dafür ein Stückchen runter beugen, da ich fast zwei Köpfe größer bin. Sie schaut mich mit ihren glasigen Augen an und versucht sich zu sammeln. "Was willst du ständig von mir?! Denkst du ich merke nicht, dass du mir oft zufällig durch den Weg läufst? Wie oft warst du jetzt schon in den letzten Wochen in meiner Firma?!" ich bin so wütend. Ihr trauriger Blick verwandelt sich zu einem wütenden. Sie reißt ihre Krallen aus meinen Händen und schubst mich zurück. Wütend stampft sie an mir vorbei, reißt die Tür auf und schlägt die Tür zu, ehe sie komplett aus meinem sichtfeld verschwindet. Sie hat sie ja nicht mehr alle.
Ich ziehe meinen schwarzen Mantel über meinen ebenfalls schwarzen Rollkragenpullover und nehme mir meine schwarze Mütze zur Hand. Der Oktober spricht alle Bände. Es ist Sau kalt. Wie ich. Ich verlasse die mehrstöckige Villa laufe an dem großen Garten vorbei und springe in mein Auto.
Aus der Box dröhnt sehr laute Musik und die Sitzheizung erwärmt meinen Hintern. An der Ampel bleibe ich stehen und schließe die Augen und lehne meinen Kopf zurück. Scheisse, bleib ruhig! Ein lautes Hupen holt mich zurück in die Gegenwart und erst jetzt bemerke ich, dass die Ampel grün ist. Ich düse mit voller Geschwindigkeit weg und befinde mich schon bald im Viertel.Eher befinde ich mich mitten im Ghetto.
Ich bemerke die ganzen Blicke auf dem Auto, an die ich mich mittlerweile gewöhnt habe. Vorallem gucken die Nutten und Player ganz auffällig. Von denen gibt es hier genug. Die Nutten wiedern mich mit ihren Blicken so an, ich könnte kotzen. Oft genung haben sie versucht den geliebten Sohn von dem großen Vedat Kurtuluş zu verführen, haben es aber nie geschaft. Okey zugegeben, paar mal habe ich mich darauf eingelassen, aber das nur um meine Frust abzulassen. Lieber schleppe ich mir eine Chaya aus dem Club, statt eine Hure die noch Geld verlangt. Als ob ich eine Frau für Sex bezahle. Wie seh ich denn aus? Sollen die mich dafür zahlen, dass sie es so gut besorgt bekommen.
Ich parke vor dem Café, wo schon Emmi sein müsste.
"Nerdesin Sen Azer?!" fragt mich mein geliebter Onkel, an den ich genau jetzt gedacht habe. Ich wurde nunmal aufgehalten Onkel, tut mir leid, dass ich zu spät bin.
"Bin doch da.", seufzte ich. "Es gibt zur Zeit etwas Stress. Jemand unbekanntes spielt uns in letzter Zeit paar Spiele, die mir überhaupt nicht gefallen. Ich werde ihn aber noch Kriegen." knurre ich am Ende. Wir treten ins Café, wo sich nur Männer befinden und setzen uns an unseren Stammplatz. Ich beobachte die Männer, wie sie ihr Geld durch lächerliche Kartenspiele verzocken. Idioten. "Hör zu mein Junge, nächste Woche findet das Geschäftsessen mit den Al Ouassi's statt. Es ist sehr wichtig, dass sie unsere Partnerschaft annehmen. Wenn wir unsere Firmen zusammensetzten, werden wir erfolgreich wie noch nie. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein, er ist ein sehr kluger Mann, und vorallem legt er sehr viel wert drauf mit wem er arbeitet. Wir dürfen uns keinen einzigen Fehler leisten, verstanden?", rattert mein Onkel wie wild runter. Ich Streicher mit über den Bart und nicke.
"Wissen sie eigentlich was wir abgesehen von der Firma noch für Arbeit machen?", frage ich. "Nein! Um gottes Willen, sie würden sofort jeglichen Kontakt zu uns abbrechen. Das können wir nicht riskieren. Das meine ich ja mit wir müssen vorsichtig sein. Er darf keinen Verdacht schöpfen." nichts ist leichter als das. Wir haben uns oft genug als normale Familie vorgestellt. Ich nicke einfach und bemerke erst jetzt, dass wir nichts zu trinken haben. "Musti! Bring uns zwei mal Tee!" Befehle ich und blicke zur Tür die aufgeht. Und da ist er schon. Der beste Freund von meinem allzu geliebten Vater. Gleichzeitig Zehras Vater. Mein Onkel und ich werfen uns den selben angewiderten Blick zu, da wir beide den Typen überhaupt nicht ausstehen können. "Selamun aleykum." grüßt er jeden in die Runde. Die meisten nehmen seinen gruss an, genau wie Emmi und ich. Der über 60 Jahre alte Typ zieht einen Stuhl vom Nachbarstisch zurück und setzt sich neben uns. Kann der sich nicht einfach verpissen?
Er lächelt. Er lächelt gefälscht. Er lächelt so, als ob er gleich ausrasten wird. Das er sauer ist sieht man ihm schon von Kilometer langer Entfernung an. Wirst du nun sprechen oder nicht? Kannst dich vom Herzen verpissen!
Er schaut mir gerade aus in die Augen. Die blauen Augen, die ebenfalls Zehra hat. Sie wiedern mich an. Ich weiß nicht wieso, aber der Typ wiedert mich an. Er schaut so gereizt und trocken, dass ich die rechte Augenbraue hochziehe. Das räuspern meines Onkels unterbricht die stille. "Azer Kurtuluş. Der Sohn von dem großen Vedat Kurtuluş.", setzt er an. "Höchstpersönlich", erwiderte ich, obwohl wir uns schon lange kennen. Mein Onkel verfolgt etwas verdutzt das Geschehenis. Seine Augen schweifen mal zu ihm, dann zu mir. Zu ihm, dann wieder zu mir. Erneut spielt ein Lächeln seine Lippen. "Ich mag dich Azer, du bist sehr klug und kühl. Genau wie dein Vater.", setzt er an. "Ich kenne dich seid klein auf, bist quasi in meinen Händen aufgewachsen." Halt bitte dein Maul!
Ein Scheiss bin ich, du beschissener Snob. Etwas genervt sehe ich ihn an. Was will der Typ? "Nur mag ich es überhaupt nicht, wenn meine Tochter traurig ist." Jetzt verstehe ich alles. Der behinderte alter Knacker sitzt vor mir wegen seiner ebenso behinderten Tochter. "Hat sie irgendwelche Probleme?", fragt Onkel ernst. Er schwingt den Kopf leicht hin und her. "Das kann man so sagen." ich weiß doch ganz genau, dass Zehra ihm am Arsch vorbei geht. Er hat sie nie gemocht, weil sie kein Junge geworden ist. Es geht ihm einfach darum, dass mein Verhältnis zu Zehra nicht gut ist. Deswegen ist er auch so gereizt, aber  genau deswegen kann er mir auch nichts. Er wollte immer schon einen Sohn, der bald seine ganzen dreckigen Arbeiten übernimmt und da sein erster Sohn daran gescheitert ist, sucht sich der Herr einen geeigneten Schwiegersohn. Und wer wäre geeigneter als der Sohn seines besten Freundes? Natürlich niemand. "Wenn sie ein Problem hat, oder traurig ist, bin ich mir sicher, dass ihr Vater dazu in stande ist, dass Problem selber zu lösen. Wenn nicht, wird sicherlich Vedat Kurtulus zur Hilfe eilen. Ich habe nichts mit ihr zu tun.", zwinkere ich provokant nehme den letzten Schluck von meinem Tee und stehe auf. "Ich habe noch paar Sachen zu erledigen Emmi, wir sehen uns später." ohne mich von Kenan zu verabschieden verschwinde ich schon.

Ich steige in mein Auto und fahre zu meiner großen Schwester. Es ist mittlerweile nach 23:00 Uhr, daher verdammt dunkel, aber es interessiert mich kein bisschen. Ich öffne die eiserne Tür, die direkt zum Friedhof führt und gehe an den verschiedensten Gräben vorbei. Vor ihrem Grab bleibe ich stehen, streiche einmal über die Gravur des Steines.

"Hast du mich vermisst?!", höre ich eine aufgebrachte Stimme fragen. Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen.

"War es das wert Mihriban Sezin?!", 
spottet eine weibliche Stimme. Ihre Stimme ist so kühl. So verdammt emotionslos. Ich sehe mich um und erkenne eine zierliche Gestalt. Durch den Mondschein erkenne ich nicht sehr viel.

"Ich hasse dich." höre ich sie ein letztes mal und mit einem mal ist sie verschwunden. Ich gehe dahin, wo ich die Stimmen wahrgenommen habe, doch sehe nichts. Rein garnichts.
Ich zücke mein Handy aus meinem Mantel und rufe Kemal, meine rechte Hand an. Als er rangeht lasse ich ihn keine Zeit zum sprechen.

"Finde alles über Mihriban Sezin raus, was du nur finden kannst!"

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Das erste Kapitel🐒
Applaus an mich, habe es geschafft zu updaten.
Meinung?

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