33. Die Geschichte der Quileute

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Wäre es anders, hätte es mich wirklich überrascht, aber wie erwartet, fand Edward Bellas Gedankengang mehr als nicht gut. Er war nicht davon überzeugt. Mit jedem bisschen seiner Selbst, sträubte er sich dagegen.

Und das war mehr als verständlich.

Immerhin wetteiferten beide für das gleiche Mädchen und ganz alleine dieses Mädchen würde am Ende des Tages entscheiden, mit wem von beiden es glücklich werden würde. Entweder ein langes Menschenleben oder ein unsterbliches Vampirleben.
Vielleicht war es aber nicht nur wegen Bella, was ein Streitfaktor bei beiden war, sondern eher die Tatsache, dass sie unterschiedlichen Spezies angehörten. Wenn man mal die Streitigkeiten übersah lief eigentlich alles in bester Ordnung. Wir waren alle erpicht darauf den Einbrecher endlich zu bekommen und Bella dadurch in Sicherheit zu wissen. Wir wechselten uns ab. Jeden zweiten Tag in der Woche waren wir dran und würden bis zum Morgengrauen auf das Haus der Swans aufpassen. Meistens zu zweit. Dann waren zwei der Wölfe dran bis zum Sonnenuntergang. Maximal sahen wir die Wölfe für 2 Minuten. Maximal.

Es war für niemanden einfach, aber wir taten es für Bella oder vielmehr für Edward. Heute jedoch war einer der Tage, wo die Wölfe wieder ran mussten.

Diese Nacht waren die Cullens nämlich jagen.

Und für Raphael war heute die erste Jagd gemeinsam mit den Cullens. Zu Beginn hatte ich vorgehabt mitzukommen, einfach um sicher zu gehen, dass alles glatt lief. Aber mir durchkreuzte eine Einladung zu einem Lagerfeuer die Rechnung. Es war ein Treffen des Rudels im Quileute Gebiet. Billy Black, Jacobs Vater, hatte ausdrücklich um meine Anwesenheit gebeten. Esme meinte, dass eine gute Idee sei, da ich mit den Wölfen noch immer meine Differenzen hatte und die womöglich geklärt werden konnten. Also immerhin wünschte sie sich das. Und Bella wäre auch da, also würde mir ein wohlgesonnenes Gesicht gegenüber sitzen. Sie würde gemeinsam mit Jacob kommen. Ich glaubte, vorher machte sie noch irgendwas mit ihm, weshalb ich bis heute Abend noch eine Menge Zeit hatte, die ich totschlagen musste.

Ich trank gerade einen Schluck Milch, als ich hinter mir die Schritte von Raphael auf dem Parkett vernahm. „Und du bist dir wirklich sicher, dass ich nicht hier bleiben soll?", fragte er bereits das hundertste Mal, schaute dabei argwöhnisch auf das Glas Milch in meiner Hand. Ich schüttelte den Kopf und trank den Rest mit einem Zug aus. „Sie haben wirklich ausdrücklich gesagt, dass nur ich kommen soll. Ich werde mich schon nicht kleinkriegen lassen", murrte ich und trat auf Raph zu, nur um ihn eine Hand an die Wange zu legen und diese zu streicheln. Raphael schaute kurz in meine Augen, dann jedoch hinunter zu meinen Lippen. Eigentlich erwartete ich, dass er mich nun küssen würde.
Allerdings hob er eine Hand und fuhr mir mit seinem Daumen oberhalb der Oberlippe. „Du hattest da einen Milchbart, Liebes", stichelte er leise. „Außerdem mache ich mir mehr Sorgen um die Wölfchen als um dich." Dann drückte Raphael mir einen Kuss auf die Wangen.

Als sich jemand hinter uns räusperte, lösten wir uns voneinander und schauten Emmett, der im Türrahmen stand, böse an. Aber er grinste.
Und seine Augen waren beängstigend schwarz...

„Ich will euch ungern stören, aber wir wollen los."

„Ich wollte gerade kommen, Emmett, wir sehen uns Lijah!", sagte Raph und zwinkerte mir zu. Dann lief er meinem Bruder hinterher nach draußen. Ich lief den beiden hinterher und hielt dann an unserer Eingangstür an. Von dort aus beobachtete ich wie die ganze Familie Carlisle plus Raphael, aber minus Edward, in Emmetts Transporter stieg. Edward würde später zu ihnen stoßen, da er noch bei Bella war.

• • •

Mittlerweile hatte die Sonne den Himmel überquert und es brach die Dämmerung ein. Ich war extra etwas früher losgelaufen, damit sich die Wölfe nicht über meinen plötzlichen Geruch aufregten, sondern sich langsam daran gewöhnen konnten. Außerdem war es eine wirklich schöne Nacht: der Mond war fast voll, die Sterne funkelten am Himmelszelt und keine Wolke versperrte einem die Sicht. Etwas, was in Forks sehr unüblich war.

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