Dreihundert Jahre später (3)

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Kaum hatten sie die Tür der Werkstatt geöffnet, hörten sie lautes Kinderlachen

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Kaum hatten sie die Tür der Werkstatt geöffnet, hörten sie lautes Kinderlachen. Das klang nach viel Spaß. Als sie eintraten, lehnte Levana an der Werkbank vor der langen Fensterreihe. Sie nickte Kaddy und Nora kurz zu, ehe sie sich wieder an die Zuhörer vor ihr wandte. Ein ganzer Pulk voller Jungs und Mädchen von ungefähr zehn Jahren stand um sie herum.

»So, jeder zieht sich jetzt seine Schutzausrüstung an. Nicht vergessen, die Riemen der Brillen müsst ihr individuell einstellen. Bitte helft euch gegenseitig. In zehn Minuten seid ihr bitte fertig. Dann legen wir los.« Wie ein Schwarm Mücken stoben die Kinder auseinander. Eifrig kamen sie den Anweisungen Levanas nach. »Na, was macht ihr beiden denn hier? Ich freue mich, dass ihr da seid. Ihr habt mich ja ewig nicht mehr besucht.« Sie umarmte beide herzlich als Begrüßung.

»Ich möchte dich heute Abend einladen. Ins GreenValley«, verkündete Nora feierlich.

Levana gefror das Lächeln im Gesicht und sie schaute zu Kaddy: »KeinScherz?« Ihre Schwester schüttelte den Kopf. »Danke, Nora.«

»Und wenn deine beiden Freundinnen ... Wie hießen sie noch gleich?«

»Du meinst Sylvia und Daria?«

»Genau die beiden. Also, wenn sie Zeit haben, kannst du sie gern mitbringen.«

Kaddy gab auf herauszufinden, was hier vor sich ging. Die Zwei konnte sie nicht leiden. Gackernde Hühner, Kaddys Meinung nach, und sie verstand nicht, warum sich Levana mit ihnen überhaupt abgab und Nora sie auch noch einlud. Als geborene Forscherin ließ ihre Schwester Nora nicht so leicht davonkommen.»Du wirst mir langsam unheimlich«, entgegnete Levana, trat einen Schritt näher und deutete lehrerhaft mit ihrem Zeigefinger auf sie. »Du lädst uns doch nicht umsonst ein. Was ist passiert?«

»Das erfahrt ihr dann. Es soll eine Überraschung werden.«

»Das muss ja etwas Großes sein. Bist du befördert worden?«

»Ich bin in der Ausbildung. Schon vergessen?«

»Du hast geerbt.«

»Von wem soll ich bitte etwas erben? Und wenn, dann bekommt das zuerst meine Familie.«

Levana stützte ihre Hände in die Hüften und wippte nachdenklich mit dem Fuß. »Na, gut. Mir fällt jetzt auf die Schnelle nichts mehr ein. Dann werde ich mich gedulden müssen.«

Nora lachte und zog ihre Nase spitzbübisch zusammen. »Musst du wohl. Und vergiss deine Freundinnen nicht.«

»In Ordnung. Ich richte ihnen deine Einladung aus. Sie werden sich freuen.«

»Achso, kennt ihr den Weg dorthin?«

»Ja, selbstverständlich.«

»Gut. Dann bis heute Abend.«


Die messingenen Zahnräder ächzten ein wenig, als sie den Boxsack nach ihrem Training an die Zimmerdecke zog. Der Frust über Takeo war verflogen. Sollte er sie schikanieren, wie er wollte, provozieren konnte er sie damit nicht. Nachdenklich wickelte sie den Halterungsstrick um einen der Dachbalken fest. Wieso war Takeo auf sie so fixiert? Sie verstand es nicht, da sie stets ihr Bestes gab. Vielleicht war das nicht genug? Danach schrubbte und wusch sie sich in der Waschecke den Schweiß und den Dreck des Tages gründlich ab. Kaum an ihrer Bettpritsche angekommen, sank sie müde auf die Matratze und verfiel in einen Dämmerschlaf. Sie hätte es vor niemandem zugegeben, doch die Arbeit an den Maschinen ermüdete sie, weil sie ein hohes Maß an Konzentration erforderte. Der kleinste Fehler konnte die Produktion zum Stillstand bringen und sie wollte nicht diejenige sein, die in einem disziplinarischen Personalgespräch zur Firmenleitung gebeten und dann zur Schnecke gemacht wurde. Für Takeo wäre es wahrscheinlich ein gefundenes Fressen, ihr in einem solchen Fall auf die Pelle zu rücken, um penibel jeden Fehler herauszufiltern und ihr unter die Nase zu reiben. Wie die Aktion mit der Leiter bewies, hatte er sie sowieso schon auf den Kieker.

Die Wolkenfabrik - Kyhala Archives - LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt