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Taehyung POV

Das alles hier war anstrengender, als ich gedacht hatte. Zuerst lief alles nach Plan. Es war schon fast zu einfach gewesen, die Wächter der Goldenen auf mich aufmerksam zu machen. Ein bisschen scheinbar unkontrollierte Magie hier, ein paar vermehrte Schlägereien dort und schon hatte ich sie zu mir gelockt. Genau wie wir es vorhergesehen hatten. Doch genau an diesem Punkt hatte eben diese Vorhersehbarkeit geendet. Und ich mochte es nicht, wenn ich in Ungewissheit war, ich hatte gern die Kontrolle über das Geschehen, zumindest aber einen genauen Überblick.

Als sie mich in meinem "Versteck", einer alten Turnhalle, gefunden hatten, hatten sie mir sofort unzählige Fragen gestellt. Auf die meisten davon war ich vorbereitet gewesen, beim Rest hatte ich improvisiert. Sie waren extrem misstrauisch, doch als sie sich aus den Antworten, die ich ihnen gegeben hatte, erschlossen hatten, was ich war, zeichnete Unglaube, Angst und Aufregung die Gesichter der fünf Wächter. Erschließen mussten sie sich diese Information einfach aus dem Grund, dass ich den Ahnungslosen spielen musste. Das war die einfachste Möglichkeit, in den Tempel zu gelangen, denn einen völlig verwirrten, ahnungslosen Hybriden konnten sie schließlich nicht einfach so auf freiem Fuß lassen. Im Tempel würde ich mir das Vertrauen des Sohnes des Clanchiefs sichern, mir das Amulett holen, es bei meinem Erzeuger abgeben und bekäme dafür meine Freiheit. Klang simpel. Doch mir hätte klar sein müssen, dass es so einfach nicht war.

Ich seufzte und blickte auf die bereits verheilte Einstichstelle der Nadel, mit der sie mir Blut abgenommen hatte. "Sie" war eine Krankenschwester mittleren Alters, eine reizende Dame. Sie redete mir nur zu viel. Das taten sie alle hier.

Die Wächter hatten mich, nachdem sie erfahren hatten, was ich war, sofort in den Tempel gebracht. Ich musste zugeben, die Goldenen waren nicht dumm. Der Tempel war getarnt als eine abseits gelegene, völlig überteuerte Universität. Die meisten Menschen wurden allein durch die Preise abgeschreckt und die seltenen Ausnahmen, die die Kosten auf sich nehmen würden, bekamen eine Absage mit der Begründung, die Studienplätze wären bereits alle belegt. So waren die Goldenen, die "guten" Engel, völlig geschützt und abgeschirmt, aber dennoch mittendrin im Stadtgeschehen.

Die Tür zum Krankenzimmer, in dem ich mich befand, öffnete sich und die pummelige Krankenschwester trat ein. Auf ihren Wangen hatten sich rote Flecken gebildet und sie war sichtlich nervös, was sich auch an ihrer Stimme bemerkbar machte, als sie sprach. "Wir sind dann vorerst mit der Untersuchung fertig, ich muss dich aber noch hierbehalten, Anordnung vom Chief." Sie konnte mir kaum in die Augen schauen, und wenn sie es doch für den Bruchteil einer Sekunde tat, wurden ihre Wangen noch dunkler. Ich grinste und sah sie unverwandt an. "Alles klar, Lady. Ihr seid der Boss." Sie räusperte sich und drehte sich ruckartig um, um die Untersuchungsinstrumente wieder aufzuräumen, doch mir blieb weder ihr verträumtes Lächeln, noch die zitternden Hände verborgen. Was fur ein verflucht hübscher junger Mann er ist. Und so sympathisch!, hörte ich sie in Gedanken schwärmen und falls es noch irgend möglich war, wurde mein selbstgefälliges Grinsen noch breiter, auch wenn ich Kommentare oder Gedanken dieser und noch viel schmutzigeren Art eigentlich gewohnt war.

Leute wie sie waren wie geschaffen dafür, mir Informationen zu liefern. "Mein Auftauchen scheint eine ziemlich große Sache zu sein...", sagte ich halblaut und ließ den Satz mit Absicht offen. Nun drehte sich die Krankenschwester um und sah mich zum ersten Mal seit meiner Ankunft direkt an. "Natürlich ist es das! Du bist seit über 700 Jahren der erste - und auch einzige - Hybrid! Nebenbei auch der einzige, der so lange überlebt hat..." Ihre Stimme war immer leiser und nachdenklicher geworden und sie musterte mich, dieses Mal völlig ruhig. "Warum sind die vorherigen Hybride so früh gestorben?" Das war tatsächlich etwas, das ich nicht gewusst hatte. Die Frau vor mir lachte einmal kurz freudlos auf. "Die Gegensätze der Macht der hellen und der dunklen Engel in den Personen waren einfach zu stark. Die Hybride wurden von ihrer Macht zerrissen, physisch wie auch psychisch. Sie wurden für gewöhnlich nicht älter als 7 Jahre." Die Betroffenheit war ihr anzusehen.

Die nächste Frage stellte ich nur, um den Schein des Ahnungslosen zu wahren. "Also gibt es dunkle und helle Engel, die Goldenen und die Silbernen. Wie unterschiedlich können sie schon sein, wenn sie doch alle Engel sind?" Ich wusste, dass jetzt eine ziemlich lange Geschichte auf mich zukommen würde, die ich auch schon kannte, doch ich kam nicht um sie herum, ohne dass es auffallen würde, wenn ich auf einmal davon reden würde.
Und wie erwartet holte die Frau, Ji-eun Tak, wie ich auf dem Schildchen auf ihrer Brust lesen konnte, tief Luft und setzte sich auf den Drehstuhl neben ihr. Mir bedeutete sie mit einer Handbewegung, dass ich es mir auf der Liege bequem machen sollte. So bequem es auf diesem harten Teil eben möglich war.

"Nun ja, alles begann mit den Göttern. Sie hatten die Welt, unsere Erde geschaffen und Lebewesen, die dort leben sollten. Doch den Göttern wurde schnell langweilig und sie erschufen Kreaturen nach ihrem Ebenbild, die Menschen. Diesen Menschen gaben sie Werte und Gefühle, beides Dinge, die sie selbst nur vereinzelt hatten. Was sie aber nicht vorhergesehen hatten, war, dass die von ihnen geschaffenen Menschen durch ihre Intelligenz kombiniert mit Emotionen unberechenbar und schwer zu kontrollieren waren. Es gab riesige Kriege, Chaos überall wo man hinsah.

Die Götter jedoch waren faul und hatten absolut keine Lust, sich um dieses Problem aktiv zu kümmern. Also erschufen sie die Engel, ausgestattet mit den Emotionen und der Intelligenz der Menschen und den Fähigkeiten der Götter, wie zum Beispiel das Beherrschen der Elemente, Telekinese, Gedankenlesen, und so weiter. Diese Engel sollten sich also um das von den Menschen geschaffene Problem kümmern und es wurde zu ihrer Aufgabe, die Menschen zu beschützen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass nichts aus dem Ruder lief. Sie sollten für ein Gleichgewicht in der Gesellschaft sorgen. Dazu konnten sie zwischen dem Olymp und der Erde hin und her reisen und die Götter hatten sich doch tatsächlich etwas bei ihrer Arbeit gedacht, als sie den Engeln ein vollkommen menschliches Aussehen gaben. Das Einzige, was auffällig war, war ihre enorme Schönheit."
Die Krankenschwester lächelte mich an und meine Mundwinkel zuckten. Doch mir fiel auf, dass sie die dunklen Engel noch nicht erwähnt hatte, was in gewisser Weise auch nachzuvollziehen war, denn schließlich waren die Goldenen und die Silbernen schon seit jeher verfeindet. Trotzdem fragte ich sie danach, woraufhin sie seufzte und sich leicht die Stirn rieb.

"Die Dunklen Engel... Ich hatte ja schon erwähnt, dass die Engel für menschliche Maßstäbe übernatürliche Kräfte erhalten hatten. Dabei war es aber so, dass sich nach einer gewissen Zeit eine bestimmte Fähigkeit herauskristallisierte, die dem jeweiligen Engel besonders lag und ab dem Zeitpunkt konnte er kaum noch Gebrauch von anderen Kräften machen. Das geschieht mit dem 9. Lebensjahr der jungen Engel. Zuvor jedoch besitzen sie das ganze Spektrum an Kräften und es erfordert eine enorme Stärke, diese Kräfte unter Kontrolle zu halten und sich nicht dem Machtrausch hinzugeben. Nun ja, es gab jedoch, und gibt es immer noch, Fälle - sehr traurige Fälle - in denen die Kinder es nicht schafften. Nicht sie kontrollierten die Macht, die Macht kontrollierte sie. Sie verloren schon nach kurzer Zeit ihre Menschlichkeit, ihre Gefühle und folgten einzig dem Streben nach größerer Macht. Sie wurden zu Dunklen Engeln. Diese hatten aber dennoch ein gewisses Bedürfnis nach Gefühlen und so stahlen sie diese von einzelnen Menschen. Dazu gingen sie auf "Beutetour" - sie pickten sich Menschen mit starken Emotionen heraus, egal ob positive oder negative, und nahmen sie ihnen. Die Menschen wurden dann zu sogenannten Mutanten, ohne jegliche Gefühle außer dem Bedürfnis zu töten und anderen Menschen ihre Emotionen zu stehlen.

Eine weitere Eigenschaft der Dunklen Engel ist der Gebrauch von verbotener Magie, wie beim Element Wasser z.B. die Blutmagie. Solche Arten von Magie sind verboten, da sie zum Einen viel zu riskant sind und andere Menschen oder Lebewesen töten können und zum Anderen ein riesiges Risiko des Kontrollverlustes beherbergen. Es passiert nur zu leicht, dass man sich dem Rausch der Macht und Magie hingibt, doch dann wird man zum Dunklen Engel.

Und ist man einmal Dunkler Engel, ist dies nicht mehr rückgängig zu machen, genauso wenig wie man Mutanten heilen kann.

Und du - du bist zur Hälfte Golden und zur anderen Hälfte Silbern, teils dunkler Engel, teils heller Engel."

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To be honest, dieses Chap macht mich nicht ganz so zufrieden, but it was necessary to understand the story...

Anyways, i hope you liked it, I purple you💜

With the Soul of an Angel/ A Taekook StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt