Wisst ihr, die Menschen sagen immer, dass im Augenblick des Todes das ganze Leben am inneren Augen vorbeizieht. Nun, das stimmt nicht so ganz. Mein Leben zieht jetzt an mir vorbei. Sterben werde ich noch nicht, erst, wenn der Morgen graut. Bis dahin genieße ich meine letze Nacht und versuche mich daran zu erinnern, wie ich in diese Situation gekommen bin. Oh, und ich möchte den wenigen glücklichen Momenten nachhängen, an die ich mich erinnere.
Mein Name ist Aurora. Ein ungewöhnlicher Name, selbst für eine Hexe, noch dazu für eine Reinblütige. Mein Vater hatte stets darauf geachtet, das zu erwähnen, denn auf diese Tatsache war er sehr stolz, dass unser Blut seit 14 Generationen nicht verwässert worden war durch Halbblüter oder gar Muggelstämmige.
Man merkte es gleich, nicht wahr, er war ein fanatischer Rassist, Reinblüter waren ihm gerade gut genug und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er ein begeisterter Anhänger Voldemorts war.
Er war schon bei der ersten Herrschaft des dunklen Lords dabei und mischte auch in der Zweiten kräftig mit, allerdings weniger erfolgreich.
Ich war das 5. Kind. Ich hatte eine Schwester, Elisabeth und drei Brüder. Henry, William und George. Alle nach Königen benannt. Und doch sind sie alle wie Feiglinge gestorben. Außer William, der starb wie ein Held, aber dennoch völlig sinnlos.
Nun, meine Kindheit verbrachte ich auf dem Familienanwesen. Eigentlich war die Zeit meiner Kindheit schön.
Meine Schwester war drei Jahre älter als ich, und dennoch trennt uns so vieles voneinander. Obwohl sie mir sehr ähnelte, war ich stets Vaters Lieblingskind. Während Elisabeth darin unterrichtet wurde, ihrem späteren Ehemann zu Diensten zu sein, dufte ich mit meinen Brüder spielen. Und während Elisabeth die Namen unzähliger Heilkräuter auswendig lernen musste, durfte ich die Namen unzähliger Zaubertrankzutaten auswendig lernen, denn ich wurde gemeinsam mit meinen Brüdern unterrichtet.
Ich durfte auch bei Bellatrix Hochzeit das Blumenmädchen sein, Elisabeth hingegen musste brav und still bei meinen Eltern sitzen. Gut, ich war damals erst vier und alle fanden mich schrecklich niedlich, aber selbst, als Narzissa heiratete, und da war ich immerhin schon sechs, wurde ich wieder das Blumenmädchen, während meine Schwester still bei meinen Eltern sitzen musste.
Damals hatte Narzissa mich gefragt, warum meine Schwester so traurig sei. Ich hatte geantwortete, sie sei nichttraurig, nur neidisch, weil unser Vater mich lieber möge. Sie hatte mich nur mitleidig angesehen.
„Du weißt noch nicht, was das bedeutet, später wirst du sie beneiden. Glaube mir.“
Und sie behielt recht. Später habe ich Elisabeth beneidet. Denn sie durfte zur Schule gehen, auf ein hübsches Internat, während ich mit meinen Brüdern zu Hause von Privatlehrer unterrichtet wurde. Und sie durfte auch auf den Ball des Ministers gehen, während ich auf Narzissas Sohn Draco aufpassen musste.
Und sie durfte einen Mann heiraten, den sie liebte. Ach, die Hochzeit, da wurde meine Schwester boshaft.
Als sie den Jungen anschleppte, der später um ihre Hand anhielt, waren alle glücklich, denn er war aus gutem Hause. Was ungefähr so viel bedeutete wie, er ist ein Todesser, bzw. war.
Sie verlobten sich kurz vor Voldemorts Rückkehr. Da war sie gerade 19. Sie heirateten ein Jahr später ihren Esteban. Esteban Rosier. Den hatte sie angeschleppt. Er arbeitete im Ministerium, war ein ganz kleiner Wicht. Er sortierte Akten.
Dennoch wurde die Hochzeit natürlich groß gefeiert und alle wurden eingeladen. Zumindest jeder anständige Mensch war geladen, und die meisten kamen auch. Es gab ne schmucke Party, etwas zu essen, zu trinken, und den gerade aus Askaban befreiten Todesser kam es wohl wie das Paradies vor. Der dunkle Lord, der erst kürzlich wieder ins Leben getreten war, blieb den Feierlichkeiten fern. Laut meiner Mutter, sei es ein Segen, da der schwärzeste Magier aller Zeiten ohnehin nur Trübsal auf die Feier bringen würde. Und, davon war sie überzeugt, eine Leiche zum Dessert würde die Stimmung trüben.
Meiner Meinung nach war die Stimmung schon getrübt, denn meine Schwester heiratete in meinen Augen eine trübe Tasse und, wie schon gesagt, sie entdeckte ihre boshafte Ader.
Immerhin versuchte sie mich zum Blumenmädchen zu degradieren. Lustigerweise, waren alle davon begeistert, mich noch einmal als Blumenmädchen zu sehen, also wurde ich zu einer Brautjungfer befördert. Dazu muss man wissen, dass die Brautjungfern äußerst scheußliche rosa Kleider tragen mussten. Aber scheinbar gelang es ihr auch damit nicht, mich ganz zu verdrängen, denn die gesamte Trauung über starrten mir die drei Treuzeugen und der Friedensrichter, der die Trauung vollzog, in den Ausschnitt und als auf der Feier anschließen zum Tanz gebeten wurde, bildete sich eine lange Schlange junger Männer, die um meine Hand zum Tanz baten, während meine Schwester mit ihrem frisch Angetrauten tanzte. Aber so soll es ja auch sein. Die Blicke, die sie mir zuwarf, fasste ich als Kompliment auf.
Ich bin eigentlich nicht boshaft, ganz im Gegenteil, ich streite mich nie. Auch, wenn meine Schwester und ich nie mit einander klar kamen, wir haben uns nie lautstark gestritten.
Auf der Hochzeit lernte ich auch meinen späteren Ehemann kennen.
Ich stand an der Bar und erholte mich gerade vom vielen Tanze, genoss ein kaltes Glas Kürbissaft und unterhielt mich mit meinem Vater und Lucius Malfoy.
„Aurora, wer hätte gedacht, dass jemand in diesen schrecklichen Kleid eine so gute Figur machen könnte,“ meinte Lucius lächelnd.
„So ist meine Tochter,“ nickte mein Vater stolz, „Selbst in nem Kartoffelsack würde sie es schaffen, jedem Mann den Kopf zu verdrehen.“
„Danke für die Komplimente, aber ich habe sie nicht verdient,“ entgegnete ich, „immerhin habe ich das Kleid meiner Schwester zu verdanken. Ich wäre in etwas gekommen, was nicht rosa wäre!“
„Hätte bestimmt zauberhaft ausgesehen,“ meinte Lucius, „Ah, Rabastan, findest du nicht auch, das die die Schwester der Braut bezaubernd ist?“
„Sicher, bezaubernd!“ antwortete jemand hinter mir. Ich drehte mich um und musterte Rabastan mit großen Augen. Ich wusste, dass er in Askaban gewesen war. Man sah es ihm noch an. In seinen Augen lag ein wilder Ausdruck, fast schon gehetzt und er strahlte mir deinem ganzen Körper Gefahr aus. Und diese Gefahr löste in mir das unbedingte Verlangen nach Flucht aus.
„Ich will die Herren nicht weiter stören,“ sagte ich höflich, „ich gehe Draco suchen, ich schulde ihm einen Tanz!“ Stolz darüber, einen perfekten Vorwand gefunden zu haben, zwischen mich und diesem Verbrecher soviel Raum wie möglich zu bringen, wandte ich mich zum gehen, wurde jedoch von meinem Vater zurück gehalten.
„Aber Liebes, warum schenkst du nicht Rabastan deine Gunst und tanzt mit ihm?“
„Ich…“
„Ja, warum nicht!“ nickte auch Lucius, „Auf Bellas Hochzeit konntest Rabastan jedenfalls noch tanzen.“
Beide schienen nicht zu bemerkten, dass ich nicht wollte.
Rabastan hingegen schon.
„Deine Tochter will nicht mit mir tanzen, Ignotus. „Außerdem bin ich…“
„Aber, aber,“ rief Lucius dazwischen, „du bist auf einer Hochzeit, da wird getanzt! Da musst du durch!“
„Ein Tanz, meine Tochter hat nichts dagegen!“ versicherte mein Vater ihm und warf mit einen vielsagenden Blick zu. „Oder, Liebes?“
Sprachlos schüttelte ich den Kopf und da reichte mir Rabastan schon seine Hand. Er führte mich auf die Tanzfläche und schweigend tanzten wir. Und es lag genügend Abstand zwischen uns, ich wollte ihm nicht nähr sein, als nötig. Als sie Musik endete, entließ er mich endlich aus seinem Griff.
„Nun, ich dachte, die Herren im Saal, tanzen nur wegen deinem anreizenden Äußeren mit dir, aber scheinbar bist du obendrein noch eine passable Tänzerin“
„Danke?“ Sollte das eben ein Kompliment sein?
„Passable Tänzerin?“ lachte eine schwarzhaarige Frau schrill. „Mein lieber Schwager, zwischen euch hätte der Hogwartsexpress hindurch fahren können!“
Ich erkannte sie. Es war Bellatrix, deren Blumenmädchen ich vor so vielen Jahren einmal gewesen war. Lag in Rabastan Blick nur ein gehetzter Ausdruck, in ihren spiegelte sich der Wahnsinn wieder, der in ihrem Inneren tobte.
„Bellatrix, ich beuge mich nur den Regeln des Anstandes!“ teilte er ihr mit und ging. Ich war beinah dankbar, als Draco mich zum Tanz aufforderte, und als hätte er Gedanken lesen können, er brachte mich so schnell wie möglich so weit wie möglich von denen weg.
Das war das erste Mal gewesen, wo ich mit meinem zukünftigen Mann zusammen stieß, und es sollte nur wenig besser werden.
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Aquilegia
Fanfiction[Rabastan Lestrange FF] [ABGESCHLOSSEN!] Aurora lässt ihr Leben Revue passieren und erzählt den Aufstieg des dunklen Lord während seiner zweiten Schreckensherrschaft aus ihrer Sicht, soweit sie sie mit erlebte. Dazwischen erzählst sie von ihrem Lebe...