Kapitel 1

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Ein Rauschen dröhnte in meinen Ohren und doch war es mir auf eine wundersame Art und Weise vertraut. Mein Körper fühlte sich ungewohnt taub an und meine rechte Wange glühte vom warmen, weichen Untergrund. Ich spürte, wie die pralle Sonne auf mich hinabschien und langsam erkannte ich ein sehr verschwommenes Umfeld, welches sich mit jeder Sekunde festigte und eine vertraute Form annahm. Mit einem gequälten Seufzer hievte ich mich auf die Knie. Die Umwelt verschwamm erneut und ich ließ mich in einen seitlichen Sitz fallen. Mein Kopf brummte und ließ mich vor Schmerz zusammenzucken. Dann öffnete ich die Augen erneut. Das Licht blendete mich und mir war ungewohnt heiß. Ich erkannte weichen Sand und Palmen, den wolkenfreien Himmel und die Sonne, die ungehindert auf meinen Körper hinabschien. Mit stockendem Atem schleppte ich mich in den Schatten der Palmen und sah mich nun gründlicher um. Diese Sandbank verlief in beide Richtungen kilometerweit, sodass nicht einmal dessen Ende zu sehen war. Vor mir befand sich das offene Meer, auf dessen Oberfläche sich die Strahlen der Mittagssonne spiegelten. Und von dem Wald der hinter mir lag rieten mir alle meine Instinkte ab. Doch dem Strand in eine der beiden Richtungen zu folgen machte wenig Sinn, da ich die Strecke sehr weit überblicken konnte und es nicht danach aussah, als würde ich dort auf jemanden treffen. Vor mir in das tiefe Blau einzutauchen war mit Sicherheit erfrischend, hatte jedoch noch weniger Aussicht auf Erfolg, wenn ich dabei nicht sogar draufging. Seufzend drehte ich mich um. Der Schatten des Waldes versprach ein wenig Abkühlung vor der Sonne und doch machte sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend breit. Seufzend stand ich auf, kippte jedoch nach vorne rüber und speite die Reste meiner letzten Mahlzeit in ein Gestrüpp aus Farn. Gleich danach glitt ich langsam zu Boden und lehnte mich an eine der Palmen an. Mit der Hand fuhr ich meine Schläfe entlang, um die Schmerzen so möglicherweise ein wenig zu lindern. Erst als ich auf meine Finger blickte, bemerkte ich eine warme rote Flüssigkeit, welche auf meinen Fingern trocknete. Blut. Mit zittrigem Atem stand ich auf und lief zum Wasser. Ich musste die Wunde auswaschen, damit sie sich nicht entzündete. Mit der Hand glitt ich in das kühle Nass und wusch so die Wunde aus. Es brannte fürchterlich und erst jetzt wurde mir bewusst, dass sich Salzwasser nicht unbedingt gut zum Auswaschen von Wunden eignete. Seufzend blieb ich noch eine Weile dort sitzen, bevor ich aufstand und zum Dickicht hinter mir blickte. Ich hatte keine andere Wahl und doch weigerte sich mein Körper, in diese Richtung zu gehen.

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