Kapitel 2

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Als sie dann später in unser Zimmer kam, war die Stimmung zwischen uns immernoch eisig. "Meg?",fragte meine Schwester vorsichtig. "Ja?" "Tut mir leid wegen gerade eben, war nicht böse gemeint." Daran, wie sie es sagte, so leise und vorsichtig, merkte ich, dass sie es ernst meinte. "Ist schon okay. Hab mich ja auch nicht gerade besser benommen und außerdem könnte ich dir eh nicht lange böse sein.", grinste ich sie deshalb wieder an. Augenblicklich musste auch sie grinsen. Ach, wie lieb ich meine Schwester hatte. Immerhin war sie der einzige Mensch, dem ich blindlings vertraute und alles sagen konnte. Nun stand Amy von ihrem Bett auf, auf das sie sich gesetzt hatte und welches sich in der anderen Ecke des Raumes befand, ging zu der großen, weißen Kommode,  die an einer helltürkisen Wand stand und kramte in ihr rum. Triumphierend zog sie die neuste Ausgabe der Zeitschrift BRAVO hervor und wedelte mit ihr wild in der Luft herum. "Lust auf den neusten Tratsch aus dem Promileben?", fragte sie mit einem breiten Grinsen in ihrem Gesicht. "War das eine ernste Frage?", strahlte ich sie an. Sofort nahm sie Anlauf und sprang auf mein Bett, dass ich dachte es würde zusammenbrechen. Den Rest des Abends redeten wir über alles mögliche, doch hätte ich gewusst, dass es das letzte mal sein würde, dass wir zusammen in unserem Zimmer im Waisenhaus sitzen würden, hätte ich versucht, die Welt anzuhalten.

Schatten der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt