Kapitel 1

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Julian Pov.

Endlich war es soweit. Endlich war es wieder Zeit für die Nationalmannschaft. Endlich konnte ich Kai wieder sehen. Zwar wohnen wir nur eine knappe Stunde Fahrt voneinander entfernt, aber Corona machte es uns in letzter Zeit leider unmöglich uns zu sehen, so dass wir auf WhatsApp und FaceTime zurückgreifen mussten. Doch jetzt ist all das erstmal vorbei. Wir treffen uns heute wieder mit der Natio, was zwar für uns immer noch getrennte Zimmer und zumindest offiziell Abstand halten bedeutet, aber immerhin können wir uns überhaupt mal wieder richtig sehen und was den Rest anging, hatten uns offizielle Regeln früher auch nie wirklich interessiert. Regeln sind zum brechen da. Hat Kai während eines geheimen nächtlichen Ausflugs in den Hotelpool, während unseres ersten gemeinsamen Trainingslagers bei Leverkusen gesagt. Damals waren wir gerade dabei beste Freunde zu werden, heute sind wir so viel mehr.

Aufgeregt betrat ich das Teamhotel in Stuttgart. Anders als sonst lag meine Aufregung jedoch nicht daran wieder für den DFB auflaufen zu dürfen, sondern vielmehr daran nach fast vier Wochen meinen Freund wieder zusehen. Ich begrüßte den Trainerstab und die anderen Spieler, welche bereits angekommen waren, bevor ich mir an der Rezeption meine Zimmerkarte geben ließ und mit meinem Gepäck die Lobby verließ. Kurz drauf warf ich meine Tasche vor den Kleiderschrank und schmiss mich auf das Bett. Obwohl ich doch etwas erschöpft war, konnte ich keine Minute still liegen. Ich schnappte mir erst mein Handy und schaute ob ich vielleicht eine Nachricht von Kai bekommen hatte, wann er ankam. Nichts. Enttäuscht begab ich mich als nächstes auf Instagram und sah mir die Storys meiner Freunde an. Als dann auch noch Jannis schrieb und mir sein Leid über die letzte kleine Auseinandersetzung mit seiner Freundin, von der ich bereits vorher über alles in Kenntniss gesetzt wurde, berichtete, verging die Zeit wie im Flug. Überrascht sah ich auf als es auf einmal an meiner Zimmertür klopfte. ,,Jule, wir treffen uns jetzt im Seminarraum. Kommst du?!" hörte ich meinen Teamkollegen Emre von der anderen Seite rufen. Verwirrt setzte ich mich auf, richtete nochmal schnell meine Haare, bevor ich mein Handy nahm und die Tür öffnete, vor der immer noch Emre stand, der gerade die Hand erhoben hatte um erneut zu klopfen, wie ich ihn kannte wohl eher zu hämmern. Wir sahen uns beide einen Moment verwirrt an, er senkte langsam seine Hand. ,,Da bist du ja." Gemeinsam gingen wir zum Seminarraum, in welchem ich nun endlich, zum ersten mal heute, denn Mann erblickte, wegen welchem ich bereits den ganzen Tag wie auf glühenden Kohlen saß. Ich hatte Kai kaum erblickt, als mein Herz meinte augenblicklich einen Marathon laufen zu müssen. ,,Kai!" Emre hinter mir lassend, lief ich auf ihn zu und warf mich in seine Arme. Bei der Berührung setzte sofort das bekannte Bauchkribbeln ein und vergessen war der Gedanke, weshalb er nicht erst zu mir gekommen war, ehe wir uns im Team traffen, wie wir es eigentlich immer machten. ,,Hey, Jule." Vorsichtig legte Kai seine Arme um mich und ich glaubte im ersten Moment ein Zögern bei ihm wahrzunehmen. ,,Julian, Kai, ABSTAND HALTEN!" schalte Jogis Stimme schon fast hysterisch durch den Raum. Sofort löste Kai seinen Griff und trat zurück. Verwirrt sah ich ihn an, als er noch einen Schritt zurück trat und sich schließlich zwischen Timo und Toni setzte. ,,Hey, was ist denn bei euch los? Stress im Paradies, oder was?" ,,Was?" fragte ich, noch immer unverstehend. ,,So, wenn jetzt alle da sind können wir ja anfangen." begann Jogi. ,,Komm." Emre, der immer noch neben mir stand, packte mich leicht am Arm und zog mich zu zwei noch freien Stühlen. ,,Also Jungs, zu allererst will ich euch darauf hinweisen, dass wir uns hier alle an die geltenden Hygieneregeln halten." Dabei warf er Kai und mir einen strengen Blick zu. ,,Es werden keine Ausnahmen gemacht und sich auch sonst nicht irgendwie heimlich getroffen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was die Vereine mit mir machen würden." Der letzte Satz kam beinahe panisch aus Jogis Mund und löste den ein oder anderen Lacher aus. ,,Wie dem auch sei. Wir werden heute Nachmittag, sowie morgen und übermorgen Vormittag und Nachmittag je eine Trainingseinheit haben. Essen gibt es zu den üblichen Zeiten und danach muss ich euch leider bitten, jeder einzeln, auf eure Zimmer zu gehen. Donnerstag Vormittag werde ich dann wie immer den Kader für das Spiel gegen Spanien verkünden. Jetzt könnt ihr noch was zu Mittag essen gehen und um 15 Uhr treffen wir uns zum Training." Damit beendeter Jogi seine Rede und entließ uns.

Sweet Follow Of Separation Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt