Julian Pov.
Der gestrige Tag hatte seinen Tribut gefordert. Als vorhin aufgewacht bin, fühlte ich mich so erschöpft wie das letzte mal nach einem 90. Minuten Spiel mit Verlängerung. Von der Übelkeit die mich seit dem plagte gar nicht erst zu sprechen. Völlig ausgelaugt lag ich im Bett und dachte über den vergangenen Abend nach. Scheiße. Meine Hormone hatten vor beinahe der halben Manschaft verrückt gespielt. Stöhnend vergrub ich mein Gesicht im Kissen. Zuerst hatte ich Emre eine Szene gemacht, weil er, im Spaß, eine Anspielung darauf gemacht hatte, das ich in letzter Zeit so viel aß. Heulend hatte ich mich beklagt, er hätte gesagt ich wäre dick. Wie peinlich war das den. Und dann hatte ich auch noch Timo angemacht. Gott, ich musste mich unbedingt bei Emre entschuldigen und, zu meinem Leidwesen, auch bei Timo. Aber jetzt hatte ich erstmal ganz andere Probleme. Ich fühlte mich so dermaßen schlapp, dass ich fragte wie ich heute überhaupt aus dem Bett kommen sollte. Nach einem Blick auf die Uhr, die mir anzeigte, dass wir in knapp zwei Stunden schon zur ersten Trainingseinheit des Tages fuhren, schleppte ich mich langsam aus dem Bett. An der Bettkante musste ich bereits meine erste Pause einlegen, denn das Schwindelgefühl das einsetzte, ließ mir einen Moment regelrecht schwarz vor Augen werden. Doch die Pause hielt nicht lange. Die Übelkeit erhielt die Überhand. Stolpernd und schwankend schaffte ich es gerade noch zur Toilette, bevor ich mich übergeben musste. Es dauerte eine ganze Weile bis ich mich fertig gemacht hatte und zum Frühstück runter gehen konnte. Schleppend ging ich durch die Gänge und betrat kurz darauf den Frühstücksraum. Dieser war bereits gut gefüllt. Ich schien einer der letzten zu sein. Naja, es war schließlich nichts neues. Am Büffet entdeckte ich Emre und ging sofort auf ihn zu. ,,Morgen." ,,Morgen." kam es zurück. ,,Du, Emre?" Jetzt wandte er dich mir zu. ,,Tut mir leid wegen gestern. Da sind mir wohl die Nerven ein bisschen durchgegangen." entschuldigte ich mich kleinlaut und sah ihn dazu mit meinem besten Welpenblick an. ,,Ist schon okay, Jule." Freudig umarmte ich ihn, was er lachend erwiederte. ,,Du siehst aber verdammt blass aus. Gehts dir gut?" fragte er und sah mich besorgt an. ,,Alles in Ordnung, wirklich. Mach dir keine Sorgen." ,,Okay." meinte er nicht sehr überzeugt. ,,Na komm, lass uns erstmal frühstücken." Zustimmend nickte ich und machte mich sogleich über das Büffet her. Als ich dann noch die verschiedenen Joghurte entdeckte, war es völlig um mich geschehen. ,,Kannst du mir mal tragen helfen?" fragte ich meinen Vereinskollegen, der seinen Teller bereits zum Tisch gebracht hatte und nur noch seine Kaffeetasse in der Hand hatte. Ohne auf eine Antwort zu warten drückte ich ihm meinen gefüllten Teller und eine leere Schüssel in die Hand, danach schnappte ich mir die Joghurts und meine Tasse heiße Schokolade und folgte ihm zu Nico und Mo an den Tisch. ,,Morgen." kam es von den beiden im Chor. ,,Guten Morgen." erwiderte ich fröhlich und setzte mich. Ich nahm die Schüssel und rührte die Erdbeer-, Brombeer-, Bananen- und Mango Joghurts zusammen. Zufrieden begann ich diese Mischung zu löffeln. ,,Pass auf das dir, bei was auch immer du dir da gerade zusammen gemischt hast, nicht schlecht wird. " meinte Nico. ,,Wenn ihr euren Kaffee aus meiner Umgebung entfernen würdet, wird mir auch nicht schlecht." gab ich zurück, da ich bereits wieder merkte, wie sich mein Magen, beim Geruch des Kaffees zusammen zog. Schnell wurden die Tassen ans andere Ende des Tisches geschoben. ,,Morgen, Jule. Alles wieder in Ordnung?" erklang eine Stimme hinter mir. ,,Guten Morgen, Jona. Ja, es ist alles super." Fröhlich nahm ich einen weiteren Löffel. ,,Was isst du da?" ,,Joghurt. Willst du probieren?" Aus dem Augenwinkel sah ich wie Emre, Nico und Mo wild den Kopf schüttelten. ,,Was für Joghurt ist es denn?" ,,Erdbeere, Brombeere, Banane und Mango." ,,Ähm, ein anderer Mal vielleicht." Schnell verschwand er wieder. ,,Wollt ihr probieren?" fragte ich die anderen drei, die mich schon die ganze Zeit anstarrten. ,,Bloß nicht." entfuhr es denen. Schulterzuckend widmete ich mich wieder meinem Frühstück.
Um Punkt zehn Uhr stieg ich mit meiner Trainingstasche über der Schulter in den Bus, der uns ins Rhein Energie Stadion bringen würde. Entspannt lehnte ich mich in den Sitz zurück, steckte meine Kopfhörer in die Ohren und schloss meine Augen. Als der Bus zum stehen kam und sich alle langsam zur Tür begaben, stand auch ich langsam auf. Dort erneut meldete sich mein Kreislauf zu Wort. Ich griff nach dem erst besten das ich zu fassen bekam um mein Gleichgewicht zu halten. Die Person an deren Arm ich mich festgehalten hatte drehte sich überrascht um. Timo. ,,Hey, alles in Ordnung, Julian?" fragte er, als ich wieder einen einigermaßen festen Stand hatte. ,,Ja, geht schon. Danke." erwiderte ich. Er sah mich noch kurz zweifelnd an, dann wandte er sich ab. ,,Timo?" Er drehte sich erneut zu mir. ,,Tut mir leid, dass ich dich so angeschnauzt habe." ,,Passt schon." Eilig folgte ich den Anderen in die Umkleidekabine und zog mich um. Jogi schickte uns zu erst einmal warm laufen. Doch bereits danach merkte ich wie eine leichte Erschöpfung einsetzte. Trotzdem ließ ich mir nichts anmerken und trainiere verbissen weiter, bis es an die Partnerübungen ging. Jogi teilte die Paare ein und wie konnte es anders sein, sollte ich mit Kai zusammen arbeiten. Wortlos ging ich zu ihm rüber und lauschte weiter Jogis Erklärungen. Der verteilte noch die Bälle und ging dann auf seinen Beobachtungsposten. Schweigend absolvierten wir die Aufgaben und hatten das Training schon beinahe überstanden, als mir zum wiederholten Male schwindelig wurde. Ich taumelte kurz und bekam im letzten Moment Kais Trainingsjacke zu fassen. Der drehte sich aprubt um und schlang die Arme um meine Hüfte, als ich zu fallen drohte. Kraftlos lehnte ich mich an ihn, versuchte verzweifelt das furchtbare Schwindelgefühl zurückzudrängen, dass immer stärker zu werden schien. Kais Griff festigte sich, nachdem er realisierte, dass irgendetwas nicht stimmte. ,,Scheiße, Jule, was ist?!" ,,Nicht...loslassen." meinte ich abgehackt, atmete tief durch, während die Welt langsam wieder zum Stillstand kam. Dann löste ich mich wieder von ihm und trat einen Schritt zurück. ,,Was ist los, Jule? Gehts dir nicht gut? Gott, du bist ja ganz blass." ,,Geht schon wieder." erwiderte ich und sah vorsichtig auf, begegnete seinen besorgten Augen. Diese unglaublichen blauen Augen, die sofort das altbekannte Kribbeln in meinem Bauch auslösten. Außer Emre und Mo, die uns am nächsten waren, sowie Timo und Jonathan, die uns die ganze Zeit beobachtet hatten, hatte wohl niemand etwas von der Situation mitbekommen. Die restliche Einheit versuchte ich mit so wenig Körpereinsatz wie möglich hinter mich zu bringen und ging dem Blickkontakt mit Kai aus dem Weg. Doch auch diese reduzierte körperliche Leistung zerrte ordentlich an meiner Substanz, umso erleichterter war ich als Jogi das Training beendete. Ich folgte den Anderen in die Kabine und ließ mich schlapp auf die Bank fallen. ,,Alter, Jule, was machst du denn wieder?" Meine BVB Kollegen waren sofort bei mir. ,,Trink erstmal was." meinte Emre und reichte mir eine Wasserflasche, dann holte er aus seiner Tasche ein Brötchen mit Camembert raus, dass er mir hin hielt. Eigentlich eine nette Geste, denn normalerweise mochte ich den Käse, doch heute ließ er in mein unwohles Gefühl aufsteigen. Mein Magen drehte sich regelrecht um. Ich presste mir die Hand vor den Mund und sprang ruckartig auf. Die Blicke, die ich dabei auf mich zog, ignorierend rannte ich zur Toilette, riss die Tür auf und stieß die Person, die mir dabei entgegen kam, rigoros zur Seite. Schnell stürmte ich in eine der Kabinen und übergab mich. ,,Jule?!" Eine mir viel zu bekannte Stimme. Ich spürte eine Hand auf meinem Rücken und musste erneut würgen. Nachdem mich ein weiteres mal übergeben hatte, sank ich entkräftet zusammen. ,,Hey, Juli, komm her." Kai betätigte die Spühlung und zog mich danach vorsichtig in seine Arme. Mein Kopf fiel gegen seine Brust und ich schloss meine Augen, während er mir sanft durch die Haare strich. Wir blieben eine Weile so sitzen, bis sich mein Magen wieder einigermaßen beruhigt hatte. ,,Gehts wieder?" Träge nickte ich, blieb jedoch weiterhin bewegungslos sitzen. ,,Komm, du musst von dem kalten Boden weg." meinte er schließlich besorgt und half mir aufzustehen und zum Waschbecken zu gelangen, wo ich mir den Mund ausspülen konnte. Von dem plötzlichen Positionswechsel wurde mir jedoch wieder so schwindlig, dass mir meine Beine weg sackten. Augenblicklich schlangen sich Kais Arme um mich und hielten mich aufrecht. ,,Ich hab dich, Julchen." meinte er leise. Noch ziemlich wacklig auf den Beinen, klammerte ich mich hilfesuchend an Kai fest, als wir kurz darauf zurück in die Kabine gingen. Dort starrten uns alle an. ,,Was glotzt ihr denn so blöd?! Habt ihr nichts besseres zu tun?!" fuhr Kai die Anderen an, die sich sofort abwandten, in manchen Fällen bereits sogar zum Bus gingen. Kai brachte mich noch zu meinem Platz. ,,Danke." meinte ich leise und sah zu ihm auf. ,,Passiert dir das öfter?" wollte er besorgt wissen. ,,Ich vertrag wohl ein paar Lebensmittel nicht mehr so wirklich." umschiffte ich die Antwort immerhin mit der halben Wahrheit. ,,Tut mir echt leid, Jule. Ist es wieder besser?" trat Emre an meine Seite. ,,Geht schon. Behalt nur das nächste Mal dein Zeug bei dir." ,,Geht klar." erwiederte er. Ich wendete meinen Blick erneut Kai zu, der mich immer noch sorgenvoll musterte, dann wandte er sich ab und zog sich ebenfalls um.
Am nächsten Tag stand ich zusammen mit Kai, Nico und Emre in der Startelf und obwohl mich das Spiel entsetzlich schlauchte, genoß ich die Zeit sehr, wusste ich doch nicht wie es nach der Geburt weitergehen würde und dass das vermutlich das letzte mal für die nächste Zeit sein würde, dass ich von Beginn an spielen konnte. Zwei Tage später ging es mit einem verkleinerten Kader nach Kiew, leider mussten auch Nico und Mo dafür wieder nach Hause fahren. Ich vermisste die beiden schon ganz schön, waren sie mir doch in den letzten paar Tagen, in denen wir ja doch mehr Kontakt als in Dortmund hatten, ans Herz gewachsen. Vorallem ihre Späße fehlten mir. Im Spiel gegen die Ukraine wurde ich nur eingewechselt, aber das reichte mir auch schon. Als wir am darauffolgenden Tag nach Köln zurück reisten, fiel ich dort müde in mein Bett und kam den restlichen Tag nicht mehr raus. Viel zu mitgenommen war ich von den beiden Flugreisen und dem Spiel dazwischen.
Beim Training vor dem letzten Spiel, der aktuellen Länderspielpause, gegen die Schweiz, hatte die Erschöpfung ihren Tiefpunkt erreicht. Wahrscheinlich wäre es, als ich am Morgen kaum das Badezimmer erreichen konnte, der Moment gewesen, indem ich mir hätte eingestehen sollen, dass meine Kraft aufgebraucht war. Trotzdem schleppte ich mich zum Frühstück, wo ich mich sofort mit den sorgenvollen Blicken von Emre, Jonathan und Bernd konfrontiert sah, doch wischte ihre Bedenken einfach beiseite. Ein Fehler wie sich später herausstellte. Schon während wir zum Stadion fuhren, bemerkte ich wie mein Kreislauf immer wieder verrückt spielte. Nachdem sich alle schon umgezogen auf den Weg zum Platz machten, blieb ich noch kurz sitzen und versuchte den immer wieder aufkommenden Schwindel unter Kontrolle zu bringen. Dann folgte ich den Anderen und stellte mich neben Emre in den Mittelkreis, hörte Jogi zu, der wieder etwas zum heutigen Training erklärte. Ich versuchte mich auf seine Worte zu konzentrieren, was mir zunehmend schwerer fiel. Bei den ersten Übungen konnte ich noch einigermaßen mithalten, doch je weiter die Trainingseinheit fortschritt, desto schlechter fühlte ich mich. Aufeinmal kam der Schwindel mit einer solchen Intensität, dass ich mich an Emre, neben mir, abstützen musste. ,,Sag mal, Jule, was ist denn mit dir? Gehts dir gut?" fragte er besorgt. ,,Nein, nicht wirklich. Mir ist so schwindlig." gab ich leise zu, bevor ich mich ein wenig von ihm entfernte. Der Schwindel wurde immer stärker, die gesamte Umgebung begann sich zu drehen und ich begann zu schwanken. Der Boden kam immer näher und meine Beine gaben unter mir nach. ,,JULE?!" Dann wurde alles schwarz.
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Sweet Follow Of Separation
Fiksi PenggemarAm Abend vor seiner Abreise nach London, stellt Kai Julian vor vollendete Tatsachen. Aufgrund der Entfernung trennt er sich von seinem Freund und lässt diesen verzweifelt zurück. Das es nicht nur die Trauer und Verzweiflung sind, die dafür sorgen, d...