Prolog

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„Hoffentlich bekommst du den Job. Ansonsten weiß ich nämlich nicht wie wir die Miete nächsten Monat bezahlen sollen.“, höre ich meine Schwester vor sich hinreden.  Auch wenn sie mich angesprochen hat, bin ich mir sicher, dass sie keine Antwort erwartet. Ich weiß natürlich auch, dass vom heutigen Vorstellungsgespräch eine Menge abhängt. Ich bin Pädagogikstudentin und gerade mal im 3. Semester. Es ist noch ein langer Weg bis zu meinem Abschluss und aktuell weiß ich nicht, wie ich bis dahin über die Runden kommen soll. Auch meine Schwester studiert. Sie jedoch Journalismus. Wir leben zusammen in einer kleinen Wohnung am Rand von Berlin. Eine zentralere Wohnung konnten wir uns nicht leisten. Die Mieten explodieren ja gerade überall. Aber hier in Berlin ist es wirklich besonders schlimm. Leider können uns unsere Eltern finanziell kaum unterstützen. Wir kommen aus einem Haushalt den man zweifellos als Bildungsfern bezeichnen kann. Unsere Eltern sind zwar herzensgute Menschen aber eigentlich schon immer arbeitslos. Zumindest fast so lang ich mich zurückerinnern kann. Unsere Mutter musste ihre Arbeit aufgeben als Lisa, Timo und ich geboren wurden. Wir sind nämlich Drillinge und anders war das damals nicht zu stemmen. Da sie damals auch keinen Kindergarten gefunden hat, der genügend Kapazitäten hatte um uns alle drei gleichzeitig aufzunehmen, musste sie uns zu Hause betreuen bis wir eingeschult wurden. In der Zwischenzeit bekam sie noch ein weiteres Kind und zusammen mit unserer ältesten Schwester waren es dann schon 5 Kinder. Anfang der 2000er war es sehr schwer eine Arbeit zu finden, wenn man 5 Kinder, kaum Berufserfahrung und dann auch noch 6 Jahre lang ausgesetzt hat. So blieb sie dann einfach zu Hause und kurz darauf verlor dann auch mein Vater seine Arbeit, weil die Firmenstruktur geändert wurde. Eigentlich hieß das nichts anderes als das die Produktion in ein Billig-Lohn-Land ausgegliedert wurde. Somit mussten wir schauen wie wir über die Runden kamen. Als meine älteste Schwester Laura dann vor 2 Jahren ihr Studium begann, wurden Himmel und Erde in Bewegung gesetzt um ihr dies zu finanzieren. Das weitere Kinder nachfolgen würden, wurde nicht bedacht. Als die einzige Uni von der sowohl Lisa als auch ich eine Zusage erhalten haben, die in Berlin war mussten meine Eltern auch erstmal schlucken. Uns eine Wohnung in Berlin zu bezahlen ist ein Ding der Unmöglichkeit für sie. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, alles so gut es eben geht selbst zu finanzieren. Wir haben beide in der Gastronomie gejobbt. Doch dann kam Corona und im, April wurde uns beiden zeitgleich gekündigt. Ein wenig hatten wir uns natürlich angespart. Aber das ist nun auch fast aufgebraucht. Also muss ein neuer Job her. Doch in Zeiten von Corona hat man als Student nicht viel Auswahl was den Job angeht. Die meisten typischen Studentenjobs fallen weg. Durch Zufall stieß meine Schwester vor einigen Tagen schließlich auf ein Stellenangebot das wie für mich gemacht scheint. Der Geschäftsführer eines großen Unternehmens sucht ein Kindermädchen für seine beiden Kinder. Aus dem Stellenangebot geht hervor, dass er wohl alleinerziehend ist. Ich hatte von ihm noch nie zuvor etwas gehört, aber Lisa war sein Name sofort ein Begriff. Sie hat bereits dutzende Male versucht ein Interview mit ihm zu bekommen doch ist jedes Mal gescheitert. Kein Wunder!  Sie ist ja auch noch bei keiner Zeitung angestellt. Sie wollte sich mit dem fertigen Interview bei den renommiertesten Zeitungen der Stadt bewerben. Sie sagt, wenn es ihr gelingt ein hohes Tier in zu interviewen ohne den Rückhalt einer großen Zeitung, zeigt dies wie gut sie ist und alle werden sich um sie reißen.
„Vielleicht kannst du ja mal fragen. Also wegen dem Interview meine ich“, sagt sie plötzlich und reißt mich aus meinen Gedanken.
„Wenn ich den Job kriege vielleicht. Sofern ich ihn den überhaupt mal zu Gesicht bekomme. Du glaubst doch nicht wirklich, dass er das Vorstellungsgespräch heute mit mir führen wird.“
„warum denn nicht? Es geht schließlich um seine Kinder. Wenn die ihm etwas bedeuten, sollte er sich die zukünftige Betreuungskraft selbst anschauen und nicht einen seiner Mitarbeiter damit betrauen. Das wäre verantwortungslos!“
„Na, wenn du dir da so sicher bist!“, sage ich und verdrehe dabei die Augen.
„Ich frage mich warum jemand wie er überhaupt alleinerziehend ist. Seine Frau wird ihn ja kaum verlassen haben. Vielleicht ist sie gestorben!“, sagt Lisa.
„Warum soll sie ihn nicht verlassen haben?“, frage ich verdutzt. „Nur weil er reich ist? Das ist doch kein Grund bei ihm zu bleiben. Und warum weißt du eigentlich nichts über den Verbleib seiner Frau? Ich dachte du hast über ihn recherchiert?“
„Habe ich auch. Aber es gibt nicht viel was über ihn bekannt ist. Der Typ ist ein großes Mysterium. Man weiß nicht mal wie alt er genau ist. Er mag es scheinbar aus dem Hintergrund zu agieren.“
„Dann wird er aber bei dem Vorstellungsgespräch heute wohl auch kaum zugegen sein.“, sage ich.
„Abwarten!“, sagt Lisa selbstsicher.

„Hallo, mein Name ist Claussen. Lena Claussen. Ich habe einen Termin für ein Vorstellungsgespräch. Es geht um die Stelle als Kindermädchen.“
„Ah, Frau Claussen! Sie sind spät dran!“, sagt die Empfangsdame ungehalten.
„Ja, ich hatte eine lange Anfahrt. Ich wohne am Stadtrand müssen sie wissen und habe kein Auto.“, rechtfertige ich mich.
„Die Zeit von Herrn Lindner ist knapp bemessen. Unter normalen Umständen hätte er wohl gar nicht auf Sie gewartet!“, rügt sie mich erneut.
„Herr Linder? Marius Lindner? Der Geschäftsführer höchstpersönlich?“, frage ich verdutzt.
„Ja, natürlich. Was dachten sie denn? Das Sie das Gespräch mit einem seiner Mitarbeiter führen würden? Natürlich macht Herr Lindner das persönlich. Immerhin geht es um seine Kinder. Und die sind Herrn Lindner sehr wichtig! Das würde er nie jemand anderem überlassen! Folgen Sie mir, bitte!“

Even more Shades-Eine "Fifty Shades of Grey" Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt