Kapitel 7- Es geht jetzt los!

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Trotz ihrer vielen Versuche, bleibe ich den Rest des Tages in meinem Zimmer und auch den Rest der Woche verbringe ich dort. Den Schlüssel für die Tür haben sie mir weggenommen, weil ich sonst auch nicht mehr zum Essen herauskommen würde. Wenn ich dann zum Essen gehe, muss Louis aber schon gegessen haben und wieder irgendwo anders sein. Dennoch lassen sie mich in größtenteils in Ruhe. Niall kommt öfter mal zu mir und fragt, ob ich etwas mit ihm unternehmen will, aber ich will Louis einfach nicht begegnen.
Dass er so sichtlich genervt von mir ist und mich anscheinend nicht in dieser Familie haben möchte, macht mir Angst. Ich will nie wieder in dieses schreckliche Heim. Ich habe mich schon längst an den Gedanken gewöhnt bei Niall zu wohnen. Dieser kommt auch jeden Abend zu mir und legt sich zu mir, bis ich eingeschlafen bin. Bis dahin unterhält er sich mit mir und erzählt mir Geschichten von sich und den Jungs. Es ist spannend zu hören, was sie schon alles erlebt haben. Jetzt sind mittlerweile fast zwei Wochen vergangen und auch heute wird meine Tür leise von Niall geöffnet und er schlüpft leise in mein Zimmer.
„Hey, Kleines.“, begrüßt er mich wie immer leise. Ich gebe ein schwaches nicken von mir zur Antwort. „Weißt du was mir aufgefallen ist?“, fragt er. Verwirrt schüttele ich meinen Kopf. „Du hast bisher noch nicht einmal gelächelt. Gefällt es dir hier nicht? Ist es so schrecklich für dich hier zu wohnen? Oder setzt dir die Sache mit Louis immer noch so zu? Was kann ich machen, dass du dich wohl fühlst?“ Dass er mich anscheinend nicht weggeben will, beruhigt mich schon mal. „Nein, Niall. So ist das nicht. Ich finde es schön bei euch und auf jeden Fall viel besser als im Heim! Ihr gebt euch so viel Mühe und seid sehr nett zu mir, schon fast zu nett. Nur ist schon so viel passiert, ich habe einfach keine Kraft mehr zum Lachen.“, erkläre ich vorsichtig. „Wie kann ich dir helfen?“
„Gar nicht. Das kommt schon irgendwann wieder.“ Daraufhin sagt er nichts mehr, sondern legt sich neben mich auf mein Kissen. Auch ich lasse mich neben ihn fallen. Kurz überlege ich, kuschele mich dann aber doch an ihn ran. Erst passiert nichts, doch dann versteht Niall, dass ich soweit bin, legt seinen Arm um mich und zieht mich noch näher an sich ran.  Ein zufriedenes Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, was auch mich leicht lächeln lässt. Doch er sieht es nicht, da er seine Augen geschlossen hat. Ich fühle mich wohl bei ihm. Er ist so friedlich und ruhig, hat immer gute Laune und wird niemals wütend.
Er wäre ein guter Vater. Theoretisch ist er das ja für mich, aber er verhält sich mehr wie ein Bruder zu mir. Liam dagegen übernimmt diesen Part für Niall, achtet darauf, dass ich meine Zähne putze und dass ich rechtzeitig im Bett bin. Alt genug bin ich eigentlich, aber mich stört es nicht. Lange Zeit hat sich niemand für mich interessiert und da ist es umso schöner, wenn es jetzt jemand tut. „Niall?“, flüstere ich. „Mhm?“, brummt er müde. „Schon gut. Ich frage dich morgen.“

„Marisa! Komm Frühstücken!“, ruft Liam die Treppe hinauf. Lustlos trotte ich die Treppe nach unten. Doch in der Küche angekommen bleibe ich ruckartig stehen und erstarre. Louis sitzt am Tisch und isst seelenruhig sein Brötchen während er hin und wieder an seiner Kaffeetasse nippt. Ich will mich grade wieder umdrehen und nach oben verschwinden, da dreht er seinen Kopf in meine Richtung und starrt mich böse an. Langsam reicht es mir. Ich will mir nihct von ihm alles kaputt machen lassen. Ich setze ebenfalls einen bösen Blick auf und starre zurück. Diese Reaktion überrascht ihn so sehr, dass er ein verdutztes Gesicht macht. Hinter mir ertönt schallendes Gelächter sodass ich zusammenschrecke und mich schnell umdrehe. Dabei verliere ich meinen Halt, aber Zayn kann mich noch rechtzeitig auffangen. Jetzt hänge ich in seinen Armen und er lacht nur noch mehr.
„Was ist denn hier los?“, frag ein besorgter Niall, der gerade zur Tür hereinkommt. „Du hättest Louis Blick sehen müssen!“, meint Zayn lachend. Louis schnaubt wütend, erhebt sich und rauscht aus dem  Raum. Sein halb aufgegessenes Brötchen lässt er einfach liegen. „Ok? Na komm, Kleines. Lass uns was essen.“ Sanft schiebt mich Niall zum Tisch wo wir drei uns niederlassen und Frühstücken.
„Wann fahren wir los?“, will ich wissen. Heute geht die Tour der Jungs los. Morgen haben sie ihr erstes Konzert und der Bus soll heute Abend kommen. Mein Privatlehrer wird mir dann auch gleich vorgestellt.
„Der Bus kommt so gegen zehn. Wir fahren die Nacht durch und checken dann morgen früh in ein Hotel ein. Du wirst bei mir im Zimmer schlafen. Ich will dich nur ungern alleine lassen.“ Sanft Lächelt mir Niall zu. Es ist besser so. Wenn Niall nicht bei mir schläft, habe ich Alpträume und die möchte er mir ersparen. Wieder eine Sache für die ich ihm sehr dankbar bin. „Ja, ist ok. Find ich gut.“
„Es ist schön zu sehen, wie du immer mehr Vertrauen gewinnst. Du bist schon viel Selbstbewusster als am Anfang.“, sagt Zayn plötzlich aus dem Nichts. „Ja, nur mit mir redet sie immer noch nicht.“ Ein grimmiger Harry gesellt sich zu uns und wird von Niall und Zayn mit einem Lachen begrüßt. Beschämt senke ich meinen Kopf. Ich weiß nicht warum ich nicht mit ihm rede. Ich denke ich weiß einfach nicht worüber. Bisher gab es auch noch keinen Grund mich mit ihm zu unterhalten. „Hast du denn überhaupt schon einmal versucht mit ihr zu reden?“, schmunzelt Zayn. Harrys Augen werden ganz groß und dann haut er sich die Hand vor die Stirn. Das ganze sieht so lustig aus, dass ich laut anfange zu lachen. Ich kriege mich gar nicht mehr ein. Und als ich dann die nun auch erstaunten Gesichter der anderen beiden sehe, kugele ich mich auf dem Boden. Ich lache so sehr, dass ich kaum noch Luft kriege und mir die Tränen in die Augen steigen. Irgendwann kann ich mich dann doch so einkriegen, dass ich mich wieder auf meinen Stuhl setze. „Das ist das erste Mal, dass du lachst, in den gesamten drei Wochen, die du hier bist.“, meint Niall monoton. „Du hast ein schönes Lachen.“, fährt Zayn fort.
„Und ausgerechnet Harry ist es, der dich zum Lachen bringt.“, schmollt Niall beleidigt. Freudig grinsend sehe ich zu Harry der selber wie ein Cupcake grinsen auf dem Gesicht trägt. „Yeah! Ich hab es halt drauf. Mir kann niemand wiederstehen.“

Der restliche Tag nach dieser Aktion war sehr lustig. Ich habe pausenlos gelacht und die anderen haben sich daran erfreut. Besonders Niall findet es gut, dass ich endlich mal Emotionen zeige. Wir waren zu viert spazieren, mussten dabei vor ein paar Fans flüchten. Aus Reflex hat mich Harry dabei in einen großen Müllcontainer geworfen, um mich zu verstecken und ist dann gleich hinterher gesprungen. Nur mit Mühe konnten wir uns zusammenreißen, nicht laut los zu lachen und haben sie abgehängt. Mittlerweile ist es Abend und der Bus sollte in zehn Minuten da sein.
„Marisa! Hast du alles? Wir wollen jetzt los.“, ruft Niall von unten. „Ja, ich komme sofort.“ Noch ein letztes Mal schaue ich mich in meinem Zimmer um, um zu prüfen, dass ich auch nichts vergessen habe, nehme meine Koffer und schleppe sie in Richtung Treppe. Sie sind nur leider sehr schwer sodass ich einen fallen lasse, der dann mit einem lauten Knall runterfällt.
„Alles ok?“ „Ja, alles bestens. Es geht schon.“
„Gar nichts ist ok. Wieso ist es so schwer für dich Hilfe anzunehmen?“ Ein wütender Louis steht hinter mir. Ich zucke zusammen und gehe schnell zur Seite, damit er vorbei kann. Doch er denkt nicht dran. Er stellt sich ganz nah vor mich. Erst dachte ich, er will mich schlagen, aber überraschenderweise bückt er sich und nimmt einen meiner Koffer in die Hand.
„Gern geschehen.“, sagt er ironisch grinsend und läuft dann schnell zu den anderen. Gruselig ist das Wort was mir dazu einfällt. Ich beeile mich auch nach unten zu kommen und erblicke gleich als erstes den großen Bus vor der Tür. Die Jungs sind dabei die Koffer zu verstauen und ich bringe auch meinen letzten Koffer zu ihnen. „War das alles? Bist du dir sicher, dass du nichts vergessen hast? Zahnbürste, Duschcreme, Wechselklamotten, Schlafanzug und ähm…“, zählt Liam auf und stoppt dann. Fragend schaue ich ihn an. „Ist egal. Das klären wir wohl besser mit Lou.“ Mit rotem Kopf dreht er sich weg und verschwindet im Bus.
„Alle einsteigen! Es geht jetzt los!“, ruft Harry glücklich. Mit breitem Grinsen streckt er seine Hand nach mir aus, um mir in den  Bus zu helfen. „Kanns losgehen?“, fragt er nachdem wir uns auf den Sitzbänken niedergelassen haben. „Klar, auf geht’s!“, meine ich und grinse zurück.
„Das wird super! Glaub mir. Wir werden viel Spaß haben.“

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