ᔕEᑕᖇETᔕ

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Die Spannung im Raum kitzelte Jeongguk an seiner Nase und er hielt sie zu, um nicht niesen zu müssen. Er war sich sicher, dass die ganze Hitze seines Körpers sich in seinem Kopf angesammelt hatte und dort vor sich hin brodelte und seine Gehirnzellen einkochte.

Hinter den Fenstern, in der Dunkelheit des Winterabends, tobte ein Schneesturm, doch er sah die dicken, weißen Flocken nur als hellere Flecken in der Schwärze, die eisern darum kämpften nicht auf dem Boden zu landen und sich zu der dicken Schneeschicht zu gesellen, die sich über den Tag verteilt aufgestaut hatte.

Jeongguk spürte eine Bewegung neben sich und wandte den Blick von dem Unwetter ab. Seine Wangen waren noch immer gerötet und er hatte das Gefühl in diesem Raum irgendwann noch zu ertrinken, wenn niemand bald die Fenster öffnen würde. Wie ein U-Boot in dem die Luft langsam knapp wurde.

„Bist du schon fertig?", zischte er dem Jungen zu, der neben ihm gerade seine Klausurblätter sortierte und als Antwort nur knapp den Kopf schüttelte. Jeongguk grinste. Jimin hatte kapituliert. Vielleicht sollte er seinem Beispiel folgen.

„Mr. Jeon? Ist da irgendwas spannendes auf Jimin's Klausur?"

Jeongguk wollte gerade den Mund aufmachen um etwas freches zu erwidern, doch ihm fiel - außer dem französischen Wort für Staubsauger - nichts ein, was sich gelohnt hätte laut auszusprechen.
L'aspirateur.

„Ich hab ihn nur gefragt, ob er noch auf mich wartet, bis ich fertig bin, Miss", murmelte er eingeschüchtert. Eigentlich war ihm der Französischkurs egal. Er hatte ihn nur für seine Mutter gewählt. Doch egal, ob er ein Fach leiden konnte oder nicht, darin schlecht zu sein, kratzte immer an seinem Ego. Und irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl seine Französischlehrerin wusste das ganz genau.

„Verkauf mich nicht für blöd, Jeon. Ab jetzt herrscht Ruhe, wenn ihr beide keinen Ausfall haben wollt. Klar?"
„Ja."
Er schwieg und wich ihrem Blick aus.
„Tut mir Leid."
„Das will ich hoffen. Jimin, vergiss bitte nicht dein Handy mitzunehmen."

Jeongguk vermied Jimin's Blick bis dieser seine Tasche geschultert und ihm einen Zettel zugeschoben hatte, den Jeongguk hastig in seiner Federtasche verschwinden ließ, und ihn mit einem finsteren Blick bedachte. Wenn er wegen Jimin doch noch einen Ausfall bekommen sollte, würde er ihn für ein halbes Jahr dazu zwingen seine Französischhausaufgaben zu machen. Immerhin hatte Jimin eine Cousine in Kanada, auch wenn das absolut nichts an seinen Sprachkenntnissen änderte.

Als er weg war und Jeongguk für weitere fünf Minuten auf sein sehr spärlich beschriebenes Blatt gestarrt hatte ohne sich an eine Sache zu erinnern, die sie in den letzten Stunden durchgenommen hatten, zog er endlich den Zettel hervor und schob ihn so neben seine Klausur, dass er ihn lesen konnte.

„Es ist okay zu weinen, Bro. Ich geh schon mal. Fahren wir morgen zusammen Bus?"

Jeongguk riss sich zusammen, nicht laut zu fluchen. Anstatt dass Jimin ihm einen Tipp gab, kam das hier...? Warum war das so typisch für ihn?
Fehlte nur noch, dass er sein Gesicht von außen an die Fensterscheibe presste und ihn gruselig anstarrte, bis er es bemerkte...

„Verdammte Scheiße...", entfuhr es Jeongguk und die übrigen fünf Schüler im Raum drehten sich zu ihm um.

„Gibt es ein Problem, Mr. Jeon?"

„Nein, Miss. Ich hab... mir ist nur eingefallen, dass ich heute noch Mathehausaufgaben machen muss."
Vereinzelt hörte man kichern, nur seine Lehrerin rollte mit den Augen.
„Noch eine Störung und du gibst ab."
„Ja... es tut mir Leid."

Zerknirscht drehte Jeongguk sich zum Fenster um und formte mit dem Mund ein wortloses „Fick dich", was Jimin draußen so sehr zum Lachen brachte, dass er ausrutschte und mit dem Gesicht voran in die ausgeschaufelten Schneemassen im Innenhof der Schule fiel. Verdient, dachte Jeongguk grinsend und widmete sich wieder seinen Aufgaben.

Secrets  ⇢  Taekook OneshotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt